Amsterdam mit 20 km/h Erste Großstadt will die Elektroradler ausbremsen: Höchstgeschwindigkeit von E-Bikes in der Kritik

Frau auf einem E-Bike Lastenrad
Herkömmliche E-Bikes dürfen 25 Kilometer pro Stunde fahren – vielen Nutzern von Radwegen ist das offenbar zu schnell.
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Amsterdam gilt als Mekka für Fahrradfahrer. Deswegen nutzen sehr viele Menschen die Radwege. Wegen gestiegener Unfallzahlen ist dort nun eine Absenkung der Höchstgeschwindigkeit von E-Bikes auf 20 km/h im Gespräch.

Die EU-weite Höchstgeschwindigkeit von herkömmlichen E-Bikes ist ein Dilemma: Für die Fahrt auf der Straße in vollen Innenstädten sind 25 km/h eigentlich zu langsam, für den Radweg kann das je nach Verkehrsaufkommen schon wieder zu schnell sein. Aber: Man kommt generell ganz gut voran.

Wie das IT-Fachmagazin "Heise" berichtet, diskutieren Beamte der Amsterdamer Verkehrsabteilung jedoch eine Absenkung der Höchstgeschwindigkeit um 5 km/h auf 20 Kilometer pro Stunde. Die Gründe dafür nennt die Amsterdamer Verkehrschefin Melanie van der Horst in einem Brief an den Gemeinderat der Stadt.

Viele Unfälle mit E-Bikes – und immer mehr Elektrofahrräder

Demnach habe nicht nur die Anzahl von Unfällen im Zusammenhang mit E-Bikes stark zugenommen, sondern auch die Menge der elektrischen Räder. Van der Horst schreibt, dass die Hälfte aller neuen Fahrräder in den Niederlanden E-Bikes seien. Das führe dazu, dass es wieder große Geschwindigkeitsunterschiede auf den Radwegen gebe. Wieder deshalb, weil das bis 2019 bereits der Fall war, als Roller noch abseits der Straße fahren durften. 

Der Brief erwähnt eine Umfrage unter 1900 Menschen, nach der 76 Prozent der Meinung seien, seit dem Aufkommen der E-Bikes habe sich die Sicherheit auf den Radwegen der Stadt verschlechtert. Das hänge aber nicht nur mit der vergleichsweise hohen Geschwindigkeit zusammen, sondern auch mit der Größe mancher Elektrofahrräder, insbesondere den Lastenrädern. Van der Horst unterstreicht diesen Eindruck mit harten Zahlen: Demnach habe sich die Anzahl von Unfällen im Zusammenhang mit E-Bikes innerhalb eines Jahres um 50 Prozent erhöht.

Rechtlicher Rahmen fehlt

Für die Absenkung der Höchstgeschwindigkeit für Fahrräder fehlt derzeit allerdings der rechtliche Rahmen. Nach weiteren Untersuchungen, was die zahlreichen Elektroräder im Stadtverkehr bewirken, will man sich im nächsten Schritt daher an die Landesregierung wenden. Da eine Gesetzesänderung nötig wäre, sollte man die Radler generell ausbremsen wollen. Bis dahin soll es smarte Lösungen geben, die Fahrer bei Überschreiten einer bestimmten Geschwindigkeit um ein freiwilliges Runterbremsen bitten.

Auch in Deutschland mehren sich die Berichte, nach denen insbesondere die vielen Lastenräder zum Problem für die Radwege werden. In Verbindung mit einer gewissen Geschwindigkeit geht von den großen E-Bikes eine recht hohe Unfallgefahr aus – viele Verkehrswachten warnten bereits davor. Sollte die Absenkung der Höchstgeschwindigkeit für E-Bikes in Amsterdam kommen und dort Schule machen, bleibt es spannend, was das für andere Fahrradstädte bedeuten könnte.