Mercedes-Benz hat das Angebot der Plug-in-Hybride (PHEV), eine Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor, in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Lag die elektrische Reichweite eines Mercedes‘ mit Hybrid-Antrieb im Jahr 2014 bei 33 Kilometer, so beträgt sie inzwischen über 100 Kilometer. Mit dem GLC, Mercedes-Benz‘ meistverkauftes Auto, erscheint im September ein Hybrid-Modell in gleich drei Ausführungsvarianten. Abgesehen davon liegt der Fokus des deutschen Autobauers allerdings eher nicht auf den PHEV.
Denn die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Jahr 2021 verkaufte Mercedes-Benz noch knapp 230.000 Hybrid-Fahrzeuge und damit fast das Fünffache der verkauften vollelektrischen Autos. Im ersten Quartal diesen Jahres verzeichnete der Konzern bei den PHEV lediglich einen Absatzanstieg von acht Prozent. Bei den Elektroautos lag dieser Wert bei 210 Prozent. "Der Rückenwind ist weg", zitiert das "Handelsblatt" einen Mercedes-Manager.
Mercedes-Benz ebnet deshalb bereits den Weg für die Zukunft. So sollen bei der nächsten Generation von Kompaktwagen im Jahr 2024 lediglich vollelektrische Varianten und Benziner mit 48-Volt-Technik auf den Markt kommen, berichtet die Tageszeitung.
PHEV ohne Umweltbonus unattraktiv
Das liegt an den deutlich niedrigeren Absatzanstiegen der Hybrid-Modelle im Vergleich zu den Elektro-Modellen – aber auch an dem potentiellen zeitnahen Ende der Prämie für Plug-in-Hybride. Aktuell erhalten Käufer und Käuferinnen eines solchen Fahrzeugs noch bis zu 6750 Euro. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will die Förderprämie jedoch zum Jahresende 2022 stoppen. Danach sollen nur noch Käufer und Käuferinnen die staatliche Förderung erhalten, wenn das gekaufte Fahrzeug nachweislich einen Klimaschutzeffekt hat. Die alte schwarz-rote Bundesregierung hatte 2019 hingegen noch beschlossen, den Umweltbonus bis Ende 2025 zu verlängern.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) ist besorgt über die Pläne. "Die Überlegungen, die Förderung für Plug-in-Hybride auslaufen zu lassen, gefährden den Hochlauf der Elektromobilität", warnt VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Solange die Ladeinfrastruktur in Deutschland nur unzureichend ausgebaut sei, brauche es teilelektrische Modelle zur "Vertrauensbildung" bei der Stromwende. "Reichweitenangst bei Langstreckenfahrten gibt es hier nicht", so Müller.
Ein Ende dieser Förderung dürfte die PHEV tatsächlich ziemlich unattraktiv machen. "Sie haben nur eine geringe elektrische Reichweite, verbrauchen wegen ihres hohen Gewichts viel Treibstoff und verfügen aufgrund der Batterie über weniger Stauraum als Verbrenner", erklärt Matthias von Alten, Autoexperte beim Beratungshaus Publicis Sapient. Die Zukunft von Plug-in-Hybriden sei somit "mehr als fraglich".
So sieht es auch Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) an der Fachhochschule Bergisch Gladbach. Er meint: "Wir werden uns in ein bis zwei Jahren einer Peak-Situation beim Geschäft mit Plug-in-Hybriden nähern."
Elektroauto-Markt boomt
Mercedes-Benz strebt spätestens im kommenden Jahr an, die Hauptumsätze mit Elektroautos zu erzielen. Audi verkaufte im ersten Quartal 2022 bereits mehr Elektroautos als PHEV. Bei den teilelektrischen Modellen ging das Fertigungsvolumen sogar um ein Fünftel zurück. Auch bei BMW war der Absatz zuletzt leicht rückläufig, was sich in naher Zukunft ebenso auf die absoluten Verkaufszahlen auswirken dürfte. Der Elektroauto-Absatz nahm hingegen zuletzt um fast 150 Prozent zu.
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In der Europäischen Union wurden von Anfang Januar bis Ende März in Summe mehr Elektroautos als PHEV verkauft. Rund 224.000 verkaufte E-Modelle stehen hier 199.000 Hybrid-Modellen gegenüber. Während erstere einen Zuwachs um mehr als 50 Prozent erlebten, ging der Absatz der Plug-In-Hybride um gut fünf Prozent zurück. In den Jahren 2021 und 2020 herrschte noch ein Gleichgewicht.
Quellen: Handelsblatt, mit Material der dpa