E-Mobilität Hertz verschleudert Tesla zum Schnäppchenpreis: Warum Mietwagenfirmen sich von Elektroautos trennen

Hertz tesla
Autovermietungen habe ihre liebe Not mit Elektroautos – das hat verschiedene Gründe.
© Dylan Stewart / Picture Alliance
Einst wollte Hertz 100.000 Teslas und 65.000 Polestars bestellen – und ein Viertel der Flotte bis Ende 2024 elektrifizieren. Nun folgt die Kehrtwende: Die Autovermietung verkauft 20.000 Elektroautos und setzt erst einmal wieder auf Verbrenner. Hertz ist damit nicht alleine.

Der Autovermieter Hertz flutet den US-Gebrauchtwagenmarkt mit Elektroautos. Rund 20.000 E-Fahrzeuge sollen insgesamt verkauft werden, darunter sehr viele Tesla-Modelle. Diese sogar zu Preisen ab äußerst niedrigen 17.700 US-Dollar. Damit leitet der Autovermieter eine bemerkenswerte Kehrtwende ein – denn eigentlich hatte sich das Unternehmen vorgenommen, ein Portfolio von rund 100.000 Teslas und weiteren Zehntausenden Elektroautos anderer Marken aufzubauen und bis Ende 2024 ein Viertel der Flotte vollständig zu elektrifizieren.

Nun heißt es: weg damit. Und zwar mit hohem Verlust – denn Hertz nimmt für die Umstellung der Fahrzeugauswahl Abschreibungen in Höhe von 245 Millionen US-Dollar in Kauf. Die Gründe für den Abbau von einem Drittel des gesamten Elektroauto-Inventars legt das Unternehmen in einem Schreiben an die US-Börsenaufsicht SEC dar. Dort heißt es, man wolle damit die hohe Zahl unrentabler Vermietungen mit niedrigen Margen verringern und die Schadenskosten im Zusammenhang mit den Elektroautos senken, die offenbar höher sind als bei Verbrennern.

Hertz ersetzt verkaufte Elektroautos durch Verbrenner

Der Verkauf resultiert keineswegs in einer generellen Verkleinerung der Flotte – denn offenbar braucht Hertz Ersatz. Weiter heißt es daher: "Das Unternehmen plant, einen Teil der Erlöse aus dem Verkauf von E-Fahrzeugen in den Kauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zu reinvestieren, um die Kundennachfrage zu befriedigen."

Interessant ist die Tatsache, dass die Fahrzeuge, deren ältestes Baujahr mit 2021 noch nicht lange zurückliegt, mit Kilometerständen von bis zu 150.000 Kilometern in den Verkauf gehen. Das deutet darauf hin, dass es unmöglich an mangelndem Interesse liegen kann, dass die Autos vom Hof müssen. Eine jährliche Fahrleistung von 75.000 Kilometern ist durchaus beachtlich.

Es scheint sich nur leider nicht zu rechnen. Hertz-CEO Stephen Scherr wies bereits im vergangenen Jahr auf höhere Kosten für die Vermietung der Autos hin. Denn bei der Vermietung kostet ein Tesla Model 3 genau so viel wie beispielsweise ein Chevrolet Malibu – was bei Stromern für Hertz in niedrigeren Margen resultiert. 

Vorteile von E-Autos für Vermieter weniger relevant

Warum sich Elektroautos für Vermietungen nicht so richtig lohnen, könnte in deren Natur liegen: Die größten Vorteile eines Elektroautos ergeben sich durch Einsparungen beim Kraftstoff. Das spielt für Firmen wie Hertz und Co. aber keine Rolle, denn die Tankregelung sieht ohnehin vor, dass die Kunden das zahlen – und sich für den Vermieter damit diesbezüglich kein Preisunterschied für den Fahrzeugbetrieb ergibt. Auf der anderen Seite sind Elektroautos bei Schäden offenbar teurer, sodass man letztlich einseitige Nachteile hat, die sich an anderer Stelle nicht ausgleichen.

Würde Hertz das durch höhere Mieten kompensieren, würden die meisten Kunden wohl ohnehin zum Verbrenner greifen, wodurch das Vorhalten einer fahrbereiten Elektroflotte ein reines Verlustgeschäft wäre.

Hertz ist mit dem Abbau der Elektrofahrzeugflotte nicht alleine. Auch Sixt hatte im Dezember angekündigt, sich insbesondere von Tesla zu trennen. In einer Mitteilung an deutsche Kunden hieß es, dass die Nachfrage nach Elektromobilität "noch klar unter dem Level von Verbrennern" liege und man auf der Kostenseite bei E-Autos mit höheren Reparatur- und Anschaffungskosten rechnen müsse und zudem mit niedrigeren Restwerten zu kämpfen habe.

Letztere seien "durch Rabattaktionen einiger Hersteller weiter unter Druck geraten, im Falle von Tesla besonders deutlich", schrieb Sixt. Das müsse man "aus betriebswirtschaftlicher Sicht" berücksichtigen.

Markt und Technik entwickeln sich sehr schnell

Tatsächlich befinden sich Elektroautos derzeit in einer bemerkenswerten Preisfindungsphase. Nach Einstellung der staatlichen Umweltprämie in Deutschland startete 2024 mit zahlreichen Rabattaktionen, Listenpreiskürzungen und anderen Angeboten. Für Privatkunden ein Eldorado, für langfristige Businesspläne wenig förderlich.

Sowohl bei Sixt als auch bei Hertz bedeutet die aktuelle Situation aber keineswegs das Ende mietbarer Elektroautos. Beide Unternehmen versprachen unabhängig voneinander, dass man die Flotten bis 2030 weitgehend umstellen werde. Die Rückkehr zu Verbrennern sollte daher nur als vorübergehende Reaktion gewertet werden, nicht aber als Abgesang auf nachhaltige Fortbewegung. Zumal Sixt bereits angekündigt hatte, die Flotten mit Elektroautos anderer Marken weiterhin aufzubauen, beispielsweise BYD.

In den kommenden Jahren werden zahllose Entwicklungen bei Elektrofahrzeugen außerdem dazu beitragen, dass sich die genannten Nachteile merklich verändern werden und Themen wie Reichweiten, Ladekosten und Instandsetzung keine derart entscheidende Rolle mehr spielen.

Für Vermieter wie Sixt oder Hertz dürfte sich überdies noch ein ganz anderer Umstand ändern: Derzeit ist davon auszugehen, dass viele Kunden zwar grundsätzlich ein Interesse an Elektroautos haben, sich aber bei Fahrten, bei denen es nur um eine schnelle Ankunft geht, vielleicht nicht mit der neuen Technologie, Ladesäulen und reichweitenoptimierten Routen auseinandersetzen wollen.

Die generelle Verbreitung dieser Autos und der Ausbau der Ladeinfrastruktur schreiten jedoch auch ohne die großen Vermieter voran, die sich dadurch bis 2030 in einem völlig anderen Markt wiederfinden könnten, in dem Kunden ganz selbstverständlich elektrisch fahren wollen.