Wirtschaft Elon Musk zum "überbewertetsten CEO Amerikas" gekürt – das sind die möglichen Gründe

Elon Musk
Im November gab Elon Musk sein berühmtes "Go Fuck Yourself"-Interview. Viele Wirtschaftsbosse halten ihn für überbewertet.
© Michael M. Santiago / Getty Images
Jahrelang galt Elon Musk als Wirtschafts-Midas: Was er anpackte, wurde zu Gold. Insbesondere der Aktienkurs des Autoherstellers Tesla gab ihm recht. Diese Zeiten scheinen aber zu Ende zu gehen. Und Elon Musks Ruf leidet.

Top-Listen über die erfolgreichsten Unternehmen und die reichsten Menschen sind beliebt – macht das Wirtschaftsmagazin "Fortune" auch regelmäßig. Ebenso spannend ist aber, wie es auf der anderen Seite der Medaille aussieht – also welcher Firmenchef gerade nicht die Bewunderung der Wirtschaft genießt. Dieses Jahr auf Platz eins: Elon Musk, Chef von Firmen wie Tesla, SpaceX, Boring und Neuralink. Lange galt Musk quasi als unantastbar. Binnen weniger Jahre gelang ihm der Aufstieg zum reichsten Menschen der Welt, besonders seine unkonventionelle Führung von Tesla brachte ihm Ruhm und Geld gleichermaßen.

Inzwischen, das schreibt "Fortune" in einer aktuellen Auswertung, hat sich das Bild von Musk bei seinen Kollegen gewandelt. 399 CEOs stimmten bei der Frage, wer denn eigentlich der überbewertetste CEO sei, für ihn. Das hat unterschiedliche Gründe.

Musk verspricht viel, hält aber wenig

Da wäre zum einen Elon Musks immer schlimmer werdende Ankündigungssucht. Zahlreiche Projekte, Produkte und Ziele, die er entweder auf seiner Social-Media-Plattform oder in Interviews verkündet, versanden. Neue Autos kommen Jahre später, Prophezeiungen technischer Errungenschaften seiner Unternehmen treten nicht ein, Mitarbeiter lehnen sich auf und gehypte Produkte, etwa Teslas humanoider Roboter oder auch der Cybertruck, werden mit billigen Tricks aufgebauscht.

So behauptete Musk zum Beispiel bei der Präsentation des Edelstahl-Trucks, dass dieser schneller sei als ein Porsche 911. Als Beweis zeigte er ein Video eines vermeintlichen Rennens auf der Viertelmeile, bei dem der Cybertruck nicht nur vor dem Porsche ins Ziel kam, sondern auch einen Anhänger zog, auf dem ein anderer Porsche stand. Der Applaus war riesig, währte aber nicht lang. Kurz danach kam heraus: Eigentlich war es nur die Achtelmeile und das ganze Rennen konnte man aus "Sicherheitsgründen" nicht durchführen. Mathematisch sei man sich aber sicher, dass der Truck gewonnen hätte. Auch das ist nicht korrekt.

Gleiches Spiel beim Roboter: Ohne größere Zwischenschritte bei dessen Entwicklung zeigte Musk auf X, vormals Twitter, plötzlich gigantische Durchbrüche bei den Bewegungsabläufen des Roboters. Zunächst schien es, dass der Roboter tatsächlich in der Lage wäre, feinmotorische Aufgaben zu übernehmen. Bis jemand genauer hinschaute – denn Optimus, so heißt die menschenähnliche Kiste, wurde von einer echten Person gesteuert, führte die Bewegungen also nicht selbst aus.

Die Liste dieser Taschenspielertricks lässt sich fortführen – und das bei beinahe jedem Unternehmen, das Musk gehört oder das er lenkt. Rein wirtschaftlich ist das vermutlich wenig nachhaltig. Denn mit jeder aufgedeckten Schwindelei schwindet nicht nur das Ansehen Musks, sondern auch das der jeweiligen Produkte, die er damit abwertet.

Kontroversen-König Elon

Richtig schlimm wurde es aber erst nach der Übernahme von Twitter, jetzt X genannt. Denn abseits von einer durchaus fragwürdigen Führung der Mitarbeiter, zahllosen Kündigungen und einem spürbaren Rechtsruck der Plattform, dem Musk offenbar willentlich nichts entgegensetzt, war der Erwerb des Unternehmens auch keine wirtschaftlich kluge Entscheidung. Aktuell geht man davon aus, dass der Wert von Twitter seit Musk um rund 71 Prozent gesunken ist – in Zahlen ausgedrückt: Aus 44 Milliarden US-Dollar hat Musk in anderthalb Jahren 12,5 Milliarden gemacht. 

Dieses Missmanagement, inklusive der verbalen Entgleisungen, die bei Musk seit Monaten immer häufiger auffallen, dürfte zu dem Schluss der anderen Wirtschaftsbosse geführt haben, dass Elon aktuell vor allem eines ist: extrem überbewertet.

Auf Platz zwei des Rankings steht übrigens ein Erzfeind Musks, dem er auf einer Pressekonferenz im November ein recht ernst gemeintes "Go fuck yourself" entgegenwarf. Gemeint ist Disney-CEO Bob Iger, der die wirtschaftlichen Verluste seines Unternehmens trotz großer Gegenwehr und Massenentlassungen nicht aufhalten und den Aktienwert nicht aus seinem aktuellen Tief manövrieren kann.

Auf der anderen Seite des Rankings steht Microsoft-CEO Satya Nadella, der kürzlich einen gigantischen Erfolg verbuchen konnte: Microsoft wurde zum 3-Billionen-Konzern und setzte sich vor Apple auf Rang eins der wertvollsten Unternehmen der Welt.