Hyundai Santa Fe Der Schmoll-Karpfen

Geländeoptik zu erschwinglichen Preisen, mit diesem Rezept steigert Hyundai seine Marktanteile gewaltig. Mit einem europäisierten Design, neuem Antrieb und breiter Motorenpalette wartet der Santa Fe auf Kunden mit begrenzten Budget und Hang zum Bonanza-Feeling.

Es war einmal: Da kam ein junger Designer aus Kalifornien zum Santa Fee in die Garage. Von allen Seiten betrachtete er den Geldbringer des Unternehmens. Was er sah, gefiel ihm nicht. Drückte dort nicht der Speck auf den Hüften, wölbten hier die Lampen sich nicht aus der Fassung und "wuppten" vorne die Kotflügel nicht so, als wollten sie Polka tanzen? "Warte nur, du Bursche, dich schleife ich so ab, dass du modern und flott aussiehst." So drohte der Mann dem Braven. Aber während der Gestalter vor sich hin schmirgelte und schliff, wurde der sonst so gutmütige Santa Fee böse und machte einen ganz, ganz großen Schmollmund und versuchte sich weg zu ducken so gut es eben ging.

Viel, viel Platz

Dennoch glückte die Facelift-Operation, nun schaut der Santa Fee trotz Schmolllippen wesentlich strammer und europäischer aus als zuvor. Dass er fast alle Gestaltungsmerkmale des koreanischen Blechbarock abgelegt hat, dürfte nur Nostalgiker betrüben. Was blieb, sind der Hüftschwung über der Hinterachse und die empor gewölbten Kotflügel. Etwas größer als der neue Hyundai Tucson soll der Santa Fe eine gesetztere Klientel ansprechen. Mit 4,50 Meter Länge stehen dem Santa Fee 18 Zentimeter mehr zur Verfügung. Sie schaffen 469 Liter Kofferraumvolumen, der Tucson bringt es nur auf 325 Liter.

Technische Daten

Hyundai Santa Fe 2.0 CRDi VGT
4 Zylinder Dieselmotor mit Common-Rail-Einspritzung
Hubraum: 1.991 ccm
max. Leistung: 92 kW (125 PS) bei 4.000 U/min
max. Drehmoment: 285 Nm bei 2.600 U/min
5-Gang-Schaltung, Allrad
Höchstgeschwindigkeit: 172 km/h
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 13,3 s
Gesamtverbrauch: 7,6 Liter
Schadstoffklasse: Euro 3
Leergewicht: 1.813 kg
Länge: 4.500 mm
Breite: 1.845 mm
Höhe: 1.730 mm
Kofferraumvolumen: 469 bis 1.473 Liter
Preis 27.290 Euro

Der Innenraum ist im für Hyundai typischen Zwei-Farben-Dekor gestaltet und wirkt sehr sachlich und aufgeräumt. Die neu gestalteten Anzeigen konzentrieren sich auf das Wesentliche bis hin zur Kargheit. Das Lenkrad liegt ein wenig "mager" in der Hand, doch das ist nur ein erstes Gefühl. Im Fahrverhalten folgt der Wagen den Lenkimpulsen ohne Murren. Kann sich das im Innenraum verwandte Material nicht mit den Edelherstellern messen, bleibt der Eindruck dennoch sehr positiv, vor allem im Hinblick auf die Verarbeitungsqualität. Sachlich kühl und aufgeräumt geht es zu, von Planwagenstimmung fehlt jede Spur.

Fahrer und Fondpassagiere sitzen bequem und haben mehr als ausreichend Platz. Mit einer Sitzhöhe von 73 Zentimetern thront man, wie gewünscht, weit über dem gewöhnlichen Verkehrsgeschehen. Die Sitze lassen sich einfach umlegen, für den Alltagsbetrieb bietet der Wagen jede Menge praktischer Staufächer. Vorder- und Rücksitze lassen sich für nächtliche Ausflüge in die Prärie in eine Liegefläche für zwei Personen verwandeln.

Wem der Eindruck reicht

Wie den Tucson gibt es den Santa Fe als reinen Poser im Geländelook. Dann werden nur die Vorderräder angetrieben. Für viele Fahrer der beliebten SUV-Kategorie ist das eine lohneswerte Überlegung, auf den aufwändigen und in der 30 km/h-Zone gänzlich nutzlosen Geländeantrieb zu verzichten. Denn nur abgemagert unterbietet der Santa Fee knapp die 20.000 Euro Marke. Dafür gibt es immerhin einen 2,4 Liter Vierzylinder mit 146 PS. Bei den Selbstzündern behält Hyundai die alte Zwei-Liter-Maschine mit 113 PS und bietet zusätzlich eine Variante mit 125 PS an. Ein wahrer Kraftbulle wurde auch die neue Version nicht, das Drehmoment von 285 Nm reicht jedenfalls nicht für den beliebten Diesel-Ruck. Dennoch reicht der Motor aus, um den Santa Fe in Schwung zu setzen. Mit 125 PS erwirbt man keine Rennmaschine, kann aber mit soliden Fahrleistungen rechen. Mit Allradantrieb kommt der 2.0 CRDi VGT GLS allerdings auch auf solide 27.290 Euro, schafft dafür lediglich die Euro 3 Norm und bietet kein ESP. Die Top-Motorisierung des 2,7 Liter Sechszylinders ist eher ein Kuriosum. Für 173 PS benötigt man keine sechs Töpfe, und 27 PS mehr im Vergleich zum Vierzylinder Benziner rechtfertigen die Mehrausgabe nicht. Sieht man vom Geräuschpegel der Diesel ab, fährt es sich mit dem Santa Fe ausgesprochen angenehm und komfortabel. Bei Bodenwellen und schlechter Fahrbahn gibt es kein Poltern, in Kurven keine übertriebene Seitenneigung. Überdies lässt sich der Wagen präzise steuern. Die SUV-typischen Unannehmlichkeiten bleiben dem Fahrer eines Santa Fe weitgehend erspart.

So rechnet es sich

Technisch ist der Santa Fe nicht in jedem Punkt State of the Art, doch für 20.000 Euro bekommt man ein geräumiges und komfortables Fortbewegungsmittel im begehrten Gelände-Look. Fahreigenschaften, Verarbeitung und Größe des Santa Fe können sich sehen lassen und bestehen vor allem im Hinblick auf den kaum günstigeren Tucson. Interessenten sollten sich an die Einstiegsversionen halten, mit Selbstzündern und Allradantrieb sieht das Preis-Leistungsverhältnis deutlich schlechter aus.

Gernot Kramper