Beim neuen Mitsubishi Grandis fällt besonders die extravagante Keilform auf. Der schnittige Riesenvan bietet Platz für eine Großfamilie
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Und manchmal ist es erst die zweite Stelle hinter dem Komma, die den Fortschritt dokumentiert. "Auf 1,12 Prozent ist unser Marktanteil 2003 gewachsen", sagt Thomas Holtgräfe, Geschäftsführer von Mitsubishi Deutschland, "nach 1,06 Prozent im Jahr davor. Das ist nur ein kleiner Schritt, aber wir sind vorangekommen." Der außergewöhnlich designte Grandis soll nun, so Holtgräfe, "gezielt Leute ansprechen, denen das Van-Segment bisher zu kastig erschien". Jene Autofahrer also, die beim Anblick einer Großraumlimousine an einen Stadtbus denken. "Dieses Auto kauft man nicht nur, weil man den Raum braucht", sagt der Mitsubishi-Mann, "sondern auch, weil man es schön findet." Wie man den Neuen sonst noch finden kann, klärt der stern-Fahrbericht.
Glanz & Gloria: mutig. Bullig und rund wirkt der Bug, die pfeilförmigen Scheinwerfer bilden dazu einen scharfen Kontrast. Außergewöhnlich ist auch die niedrige Dachlinie, die nach hinten abfällt und keine Verwechslungsgefahr mit dem Möbelwagendesign vieler Konkurrenten aufkommen lässt. Ganz heiß sind die Rückleuchten: Beim Bremsen erstrahlt eine ganze Batterie von LEDs (Light Emitting Diodes, Deutsch: Leuchtdioden) in den hinteren Dachholmen, das erinnert an Science-Fiction-Filme. So wie der Innenraum: Das wellenförmig geschwungene Armaturenbrett ist zwar eine etwas ausladende Kunststofflandschaft, sie wird aber durch eine silbrig schimmernde Mittelkonsole geadelt.
Gas & Spass: okay. Passend zum großen Auto arbeitet unter der Haube ein 2,4Liter-Motor mit ordentlichem Durchzug, aber wenig sportlichem Charakter. Bei hohen Drehzahlen wird der 165-PS-Vierzylinder nämlich unangenehm brummig; dafür läuft er im unteren und mittleren Arbeitsbereich sehr vibrationsarm. Besonders deutlich werden diese gegensätzlichen Züge beim Grandis mit dem wahlweise erhältlichen Automatikgetriebe. Da es nur über vier Fahrstufen verfügt, überspringt es bei voller Beschleunigung gern mal einen Gang beim Zurückschalten. Dann wird es laut im Gebälk.
TECHNISCHE DATEN
Motor
Vierzylinder-Benziner mit 2,4 Liter Hubraum und 165 PS/121kW
Fahrleistung
0-100 km/h in zehn Sekunden, Spitze 200 km/h (Automatik: 190 km/h)
Verbrauch
9,4 Liter Super im Durchschnitt, Automatik zehn Liter
Abmessungen
L/B/H: 4,77/1,80/1,66 Meter; Leergewicht ab 1,72 Tonnen, Zuladung bis 520 Kilogramm
Preis
Ab 24 990 Euro (Modell Invite)
Gleiten & Geniessen: soft. Mit seiner komfortablen Federung eignet sich der große Mitsubishi zum entspannten Reisen. Weniger zur rasanten Kurvenhatz, denn dafür ist die Servolenkung zu indirekt - bedeutet: zu viel hektische Kurbelei. Obendrein neigt sich die Karosserie in schnellen Biegungen spürbar. Kind & Kegel: super. Mit der umklappbaren Rückbank und den versenkbaren Sitzen der dritten Reihe bietet der Grandis eine Vielzahl an Möglichkeiten. Sie reichen vom Sieben- bis hin zum Zweisitzer, wahlweise mit angeschlossener Liegestatt oder Hobbyraum. Kleiner Clou am Rande: Die hintersten Sitze lassen sich so umklappen, dass man bequem vom Heck aus die Angel auswerfen kann - dann dient die Kofferraumklappe als Regendach.
Geld & Wert: zwiespältig. Der Basispreis von 24 990 Euro (Grandis Invite) beinhaltet zwar sechs Airbags sowie eine Klimaautomatik für die Vordersitze und einiges mehr, ist aber eher ein Lockangebot. Denn den elektronischen Schleuderverhinderer ESP gibt's nur in Verbindung mit anderen Extras für mindestens 1500 Euro Aufpreis. Serienmäßig ist dieses Paket in der 27 990 Euro teuren Intense-Version. Und für noch mal 3300 Euro Aufpreis wird der Grandis mit Lederausstattung samt Sitzheizung sowie zwei Glasdächern dann vollends zum Edelgefährt.
Fazit:
Schicker Reisedampfer mit gutem Einstiegspreis. Zumindest das ESP müsste aber da schon drin sein.
Frank Warrings