Während viele Autohersteller ihr Modellangebot zunehmend durch Elektroautos ersetzen, befindet sich im Angebot von Mitsubishi kein vollelektrisches Auto. Stattdessen hat der japanische Autohersteller mit dem Space Star einen Kleinwagen auf dem Markt, den es lediglich mit Benzinmotor gibt. Und auch der Pick-Up L200 ist ausschließlich als Ausführung mit Diesel-Motor erhältlich. Der Kompakt-SUV Mitsubishi Eclipse Cross steht hingegen ausschließlich als Plug-In-Hybrid-Modell zum Verkauf.
Damit passt Letzterer wohl auch am besten in jene Strategie, die Mitsubishi zukunftsfähig machen soll. Der japanische Autohersteller strebt nämlich eine Zukunft mit elektrischen Fahrzeugen an – aber eben (zumindest erstmal) nicht mit reinen Elektroautos. "Wir halten gerade die Plug-In-Hybridtechnik für eine Technologie, um Menschen vom konventionellen Fahrzeug zur Elektromobilität zu führen", erklärt Werner H. Frey, Geschäftsführer von Mitsubishi Deutschland. Deshalb wollen die Japaner im nächsten Jahr zwei neue, teilelektrische Autos auf den Markt bringen.
Im ersten Quartal 2023 soll mit dem ASX ein B-SUV aus spanischer Produktion auf den Markt kommen. Dieser basiert auf Renault-Modellen und soll als Benziner-, Hybrid- sowie Plug-In-Hybrid-Variante (abgekürzt: PHEV) erscheinen. Das Pkw-Modell Colt aus türkischer Produktion soll dann im Herbst 2023 auf den Markt kommen – ebenfalls als Benziner- sowie als teilelektrische Variante.
Frey berichtet: "Wir haben in diesem Jahr bereits über 6000 Plug-In-Hybride verkauft." Für diesen Monat geht Mitsubishi Deutschland von 1000 weiteren verkauften Fahrzeugen aus. Im Jahr 2020 verkaufte Mitsubishi hierzulande nach eigenen Angaben 8148 PHEVs, 2021 steigerte der Konzern die Verkaufszahlen noch mal um gut 2500 Stück. Der Anteil an PHEV-Fahrzeugen an den Mitsubishi-Zulassungen in Deutschland verzeichnet in den vergangenen Jahren einen deutlichen Anstieg von 17 Prozent im Jahr 2020, auf 27,4 Prozent im Jahr 2021 und bislang 38 Prozent in diesem Jahr. Der Geschäftsführer von Mitsubishi Deutschland fasst zusammen: "Es läuft ganz positiv."
Keine Lieferschwierigkeiten und erhöhter Umweltbonus
Die Gründe für den wachsenden Erfolg könnten in den Fahrzeugverfügbarkeiten sowie dem erhöhten Umweltbonus liegen. Mitsubishi Deutschland könne seinen Kunden die Prämie für den Kauf eines Elektroautos "quasi blind zusagen", verspricht Frey. Eine "ganz besondere" Bestellung dauere höchstens vier Monate, ansonsten erfolge eine Auslieferung in spätestens einer Woche. Der Fahrzeugbestand sei also groß genug und der Anspruch auf den Umweltbonus könnte somit bislang nicht aufgrund von Lieferschwierigkeiten verfehlt werden. Geht es nach Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grübe) soll die Prämie für Plug-In-Hybride nämlich schon zum Jahresende gestoppt werden. Diese liegt bei maximal 6750 Euro. Mitsubishi ergänzt auf 9000 Euro, also auf genau die Summe, welche für vollelektrische Fahrzeuge gezahlt wird.
Zudem wirbt Mitsubishi mit einem "Ladechip", der ein bequemes Laden ermöglichen soll: Kunden und Kundinnen können an mehr als 60.000 öffentlichen Ladepunkten in Deutschland und über 270.000 in Europa mithilfe des "Ladechips" ihr Auto zum einheitlichen Tarif von 49 Cent pro kWh an AC-Ladestellen und 59 Cent pro kWh laden. Wer ein Hausstromtarifvertrag des Energieversorgers Maingau hat, erhält noch einen Preisnachlass von jeweils 10 Cent pro kWh.
Mitsubishi hält an Hybridtechnologie fest
Doch stellt sich die Frage: Sind PHEVs nicht bloß eine Antriebsart für die Übergangszeit vom Verbrenner aufs Elektroauto? "Im Jahr 2030 werden wir rückblickend sagen, 'ja, das war eine Periode, in der wir eine Zeit überbrückt haben', aber wir glauben an die Zukunft des Plug-In-Hybrid", sagt Frey. Er geht zwar auch davon aus, dass die Verkaufszahlen von Plug-In-Hybridmodellen bei Mitsubishi im nächsten Jahr etwas zurückgehen werden, trotzdem werde die Technik weiter da sein. Damit geht Mitsubishi einen anderen Weg als etwa Mercedes-Benz; der deutsche Autobauer hat für September den GLC mit Hybridantrieb angekündigt. Abgesehen davon liegt der Fokus bei Mercedes-Benz allerdings eher nicht auf den PHEVs.
Statistisch gesehen fahre der Deutsche jedoch weniger als 50 Kilometer pro Tag, so Frey. "Dann passt eben ein Plug-In-Hybrid ideal." Der Mitsubishi Eclipse Cross kommt schließlich auf eine elektrische Reichweite von 61 Kilometer (WLTP, umgerechnet auf NEFZ). Aber die endgültige Festlegung werde sein: Was passiere mit den Elektrofahrzeugen?, führt Frey fort. Es werde so viel Geld in Sondervermögen gesteckt, dass wahrscheinlich kein Geld mehr für weitere Förderungen übrig bleiben werde. "Es wird dann auch eben bei den Elektrofahrzeugen zurückgehen." Dennoch sei nur das batteriebetriebene Fahrzeug die Alternative.
Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz plant 35 neue Elektro-Modelle
Die Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz, eine Kooperation der drei Autohersteller, will daher 30 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 in die Elektromobilität investieren, wie sie im Januar bekannt gab. In den nächsten fünf Jahren sollen 23 Milliarden Euro in die Elektro-Offensive des Konzernverbunds fließen. "Da werden auch Modelle für uns dabei sein", kündigt Frey an. Insgesamt sollen 35 Modelle auf Elektro-Plattformen entwickelt werden, wodurch die Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz im Jahr 2030 "das weltweit größte Angebot an Elektroautos" anstrebt. Welche Art von Fahrzeugmodellen das sein werden, verriet Frey nicht.
Was Sie schon immer über Stromtanken wissen wollten, aber nie zu fragen wagten

Von solchen großen E-Tankstellen sind wir noch etwas entfernt, doch die Anzahl der Ladepunkte ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Bei der Bundesnetzagentur sind aktuell 12.278 Ladesäulen (Stand 5. Februar 2020) gemeldet, von denen viele mehr als einen Ladepunkt haben. In der Regel kommen auf eine Ladesäule zwei Ladepunkte, in seltenen Fällen sind es sogar drei. Sodass man von rund 24.000 Ladepunkten ausgehen kann. Laut dem "Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft“" (bdew) werden über 70 Prozent der bestehenden Ladepunkte von Energieunternehmen betrieben. Ein anderes Bild liefern da "statistica com" (rund 18.700 Ladestationen) und "goingelectric.de" (19.279 Standorte, 55.212 Ladepunkte), die auch durch Meldungen die Elektromobilisten aktuell gehalten wird. Betrachtet man die Verteilung der Ladepunkte, fällt auf, dass im Osten Deutschlands die Dichte der Ladesäulen abnimmt. Nach Schätzungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (bdew) sind für eine Million E-Autos 70.000 Normalladepunkte und 7.000 Schnellladepunkte nötig.
Bis Mitsubishi also Elektroautos in seinem Fahrzeugangebot haben wird, dürften noch ein paar Jahre vergehen. Sind die Japaner da nicht ein bisschen spät dran? Schließlich hat die Konkurrenz, etwa Opel, Ford und VW oder auch Hyundai und Kia, bereits Elektroautos auf dem Markt. Und auch sie verfolgen Strategien für den weiteren Umstieg auf die Elektromobilität. Frey sagt: "Ich hätte auch gerne jetzt schon ein reines Elektroauto. Aber wenn Sie den Markt insgesamt betrachten, dann haben wir sowohl Plug-In-Hybrid als auch Elektroautos." Wenn man sich bis zum Jahr 2035 von Verbrennern verabschieden wolle, müsse der Aufbau und letztendlich die Infrastruktur in den einzelnen Märkten da Schritt halten. "Das ist im Moment noch nicht in Balance." Der verzögerte Umstieg auf reine Elektroautos bei Mitsubishi liegt offenbar also in der Infrastruktur, die der Autohersteller bisher noch nicht für ausreichend einschätzt.
Quellen: Mitsubishi, Nissan Pressemitteilung