Kleinwagen um ihn herum bröseln in der Sonne wie das Geröll der Piste unter seinen Reifen. Ein Fels ragt auf dem Parkplatz auf. Sein ernster Blick sagt: "Mit mir musst du nicht ausparken, du könntest einfach über die Golfs und Astras rüberrollen." Da nickt man ihm zu und weiß, was man an seinem Pajero hat. Aus purer Freundlichkeit macht man den Opel der Kollegin doch nicht platt und bugsiert das Geländeschlachtschiff aus der Norm-Bucht. Spätestens jetzt ahnt man, der Pajero ist ein Arbeitstier und sein Fahrer sollte Schweiß nicht scheuen. Auch in der neuen Version mutiert der Mitsubishi nicht zum modischen Kuschel-SUV. Frauen im Pajero fahren nicht zum Golfen, sie holen die Pferde von der Weide.
Und das ist erst der Anfang, denn im Gelände gehört der Pajero sicherlich zu den Besten. Vor allem dann, wenn man nicht auf gelegentliche Spaß-Ausflüge aus ist, sondern einen täglichen Pistenbegleiter sucht.
Für den verwöhnten Förster
In Sachen Luxus und Komfort hat der Pajero merklich aufgeholt. Mit Ledersaustattung, Xenonscheinwerfern und Navigation fühlt man sich gut aufgehoben. Irgendwelche Illusionen, dass man im Pajero das Auto-Wellness-Niveau eines Mercedes oder BMW erreicht, sollte man nicht hegen. Stört so etwas? Nein, denn irgendeinen ernsthaften Einsatz muss man mit einem Burschen wie den Pajero schon verfolgen, und dann ist es auch ganz richtig, dass der Wagen Schmutz und Matsch verstecken kann und sich nicht als rollende Edel-Lounge präsentiert.
Platz ohne Ende
Die Sitze sind breit und bequem. Wenn es sehr wackelt, würde man sich etwas mehr Seitenhalt wünschen. Aber da viele Pajerokunden mit Parka und Pullover unterwegs sind, werden sie es begrüßen, nicht allzu sehr eingeschnürt zu werden. Nebenbei gewinnt der gewaltige Innenraum eine solche Höhe, dass der Waidmann den Hut am Steuer auf behalten kann. Wer morgens aufs neblige Feld will, wird es zu schätzen wissen. Mit dem langen Radstand und als Fünftürer verfügt der Pajero innen über gewaltige Maße. Ein Kofferraum von 1789 Liter spricht Bände. Die optionale dritte Sitzreihe verkleinert ihn allerdings auf 215 Liter. Das gleiche Drama wie immer, sobald sieben Personen im Wagen sitzen, kann jeder nur noch eine Sporttasche mitnehmen.
Außen wirkt der Pajero stattlicher und kraftvoller. Auch wenn die Änderungen sehr maßvoll ausgefallen sind. Die Schweinwerfer sind groß und wild geschwungen. Unterfahrschutz und Schürzen kennzeichnen den Kraftbullen. Aber die seitwärts aufschwingende Hecktür mit dem aufgehängten Reserverad, sagt überdeutlich, dass dieser Wagen nicht fürs Cruisen in der Innenstadt gemacht wurde.
Eile mit Weile
Der 3,2 Liter große Common-Rail-Diesel mit 160 PS und 381 Nm maximalen Drehmoment reicht aus, das Ungetüm zu bewegen. Aber auch, wenn sich beim Federungskomfort einiges getan hat, von einem "Pkw"-ähnlichem Fahrverhalten ist nichts zu spüren. In der Stadt mahnt die Urgewalt von Reifen, Motor und schierer Größe stets zur Vorsicht. Bei Unebenheiten signalisiert der Pajero schlicht. "Hier walze ich alles weg." Ein unachtsam abgestelltes Rad würde man vermutlich zermalmen ohne es am Steuer zu bemerken. Bei höheren Geschwindigkeiten will das Fahrwerk in Schach gehalten werden. Wer täglich lange Strecke mit 160 km/h und mehr zurücklegen will, sollte sich nach etwas anderem umsehen. Cruisen in moderater Gangart lässt es sich aber sehr gut. Beim hohen Tempo sollte man ohnehin berücksichtigen, dass derartige Geschwindigkeiten nur in einem Land der Welt legal erzielt werden können.
Für die groben Dinge im Leben
Je schlechter der Untergrund umso angenehmer verhält sich der Pajero. Seine Bodenfreiheit, die reduzierten Überhänge und eine Wattiefe von 70 Zentimetern prädestinieren ihn zum echten Geländewagen. Der Allradantrieb mit zuschaltbarem Hinterachs-Sperrdifferenzial gehört natürlich zur Grundausstattung. Je nach Bedarf verteilt eine zusätzliche Viskosperre die Kraft auf Vorder- und Hinterachse.
Keine Verwechslung
Die ganze Vielseitigkeit hat seinen Preis, mit voller Ausstattung und fünf Türen zahlt man fast 50.000 Euro. Preislich gibt der harte Landmann den Dandy-SUVs von BMW und Audi kaum etwas nach. Trotz der äußeren Retourchen und der gehobenen Ausstattung bleibt der Pajero ein Zug- und Arbeitstier. Wer mit ihm in der City nur posieren möchte, sollte sich ein anderes Fahrzeug suchen. Wer dagegen einen Wagen sucht, der viel transportieren kann, mit dem man sich bequem fortbewegen kann und der vor allem weder im Schlamm noch im Gebirge passen muss, sollte sich den urwüchsigen Japaner genauer ansehen.