Die Idee könnte eigentlich aus dem Comic stammen, vorhergehende Studien erinnerten auch an gemalte Manga-Welten. Der Unterbau kann gar nicht mächtig genug sein. Große Reifen und mächtige Radkästen sind unerlässlich. Geschwungen und flach wie ein Coupé gerät der Aufbau. Unten derb - oben zart - daraus besteht das Grundrezept. Vor zwanzig Jahren hätte man den Kopf geschüttelt, aber nach der Geländewagen-Welle erscheint ein gechopter Offroader schon als leichte Kost. Wie man mit diesen Zutaten das Mahl verderben kann, beweist der Actyon von Ssangyong, solche Schwächen leistet sich der Quashqai nicht. Er fällt sofort auf und zwar im positiven Sinn. Die gewaltige Nase, die modellierte Haube, der gelungene Abschluss – so macht es Spaß.
Technische Daten
Nissan Qashqai 2.0 dCi 4WD
Motor Reihe
Zylinder 4
Hubraum (cm³) 1994
Leistung (kW / PS) 110/150
Zuladung(kg) 446
Gesamtgewicht (kg) 2085
0-100 km/h (s) 10,9
Vmax (km/h) 190
Verbrauch (L/100 km) 6,9
Kraftstoff Diesel
Grundpreis 26.740 euro
Ethno-Folklore
Nissan spricht von ihm als "Stadt-Nomaden" - der Name stammt von einem kriegerischen Stammes aus dem nördlichen Iran, der sonst nur Völkerkundlern und WW II-Experten bekannt ist. Der Abenteuerspielplatz des Nissan dürfte dagegen zwischen Büro und Tennisplatz liegen. Trotz erhöhter Bodenfreiheit sollte niemand mit ihm durch die Steinwüste reisen. Im engen Verkehrsgewirr kommt der 4,3 Meter lange Qashqai gut zurecht, eine perfekte Rundumsicht bietet das bullige Fahrzeug nicht. Problem-Parker sollten die Rückfahrkamera besser mitbestellen. Der 2.0-Liter dCi mit 150 PS und Allradantrieb rüstet den Nomaden gut aus: 10,9 Sekunden braucht er für den Sprint auf 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 190 Km/h geht in Ordnung. Der Verbrauch von etwa sieben Litern ist für einen Wagen, der sich zumindest optisch als SUV tarnt, nicht schlecht.
Selbstgesteckte Grenzen
Ein Roadster kann wenig dagegen tun, dass er nur Platz für zwei bietet, ein Familienbus leidet darunter, dass er nicht schnittig ist und eine Luxuslimosuine kann keinen Kühlschrank transportieren. Dumm nur, dass das Konzept "Crossover – Von allem das Beste" ebenso schnell an die Grenzen stößt. Das zeigt sich vor allem im Innenraum: Hier kann man kein Deut mehr Platz erwarten, als in einem Golf Plus. In der edlen Leder-30.000-Euro-Plus-Version gibt es wenig zu mäkeln, aber schon ein Mann der überschaubaren Größe von 183 cm spürt am Kopf den Himmel unter dem Panoramadach. Die optische Grundidee "Fette Bodengruppe mit coupéhafter Verjüngung zum Dach" schränkt den umbauten Raum mächtig ein. Ein Ladegerät für die Familie kann so nicht entstehen.
So oder so …
Trotz 410 Litern Gepäckraum spricht Nissan daher von einem Trendmobil für zwei Personen. Und auch wer zu zweit "aktive Freizeit" mit dem Fahrrad erleben will, bekommt in einem Touran deutlich mehr unter. Unter dieser Malaise leidet jeder Geländewagen und der Qashqai kann sie auch nicht lösen. Sieht man ihn aber als Nachfolger des seifenförmigen Almera, ist der Schritt nach vorn gewaltig. In Vollausstattung kostet der Qashqai etwa 34.00 Euro. Vom X3 Plateau betrachtet ist das billig, vom Cross Golf aus gesehen ziemlich üppig. Die Wahl der Perspektive bleibt eine Frage des Herzens.
Für den Spaß an der Sache
Spaß hat der Nomanden-Krieger auf jeden Fall gemacht. Allrad, Diesel-Motor und Automatik arbeiten vorzüglich mit einander. Das Panoramadach lässt den Himmel hinein und im Leder lässt sich gut kuscheln. Dennoch sollte man sich zunächst die einfacheren Varianten ansehen. Weniger PS, kein Leder und Zweiradantrieb. Dann bekommt eine sehr angesagt Optik zu moderaten Aufpreis im Vergleich zu den kompakten Normalos.