Früher war der Astra Caravan ein echter Lademeister – seine Haupteigenschaft ließ sich mit "ein sehr ordentlicher Kofferraum" zusammenfassen. Stern.de überschrieb das Ganze einmal mit "Bist ne ehrliche Haut". Das war alles ganz schön und gut – aber wirklich haben wollte keiner den alten Kombi.
Das ist beim neuen anders: Der Astra Caravan ist schick und begehrlich geworden. Mag sein, dass die Rundumsicht von innen gelitten hat, von außen verkörpert der Astra einen gehobenen, mobilen Lifestyle. Vor allem, wenn man ihn mit dem perfekten, aber grundsoliden Rivalen aus Wolfsburg vergleicht. Auf jeden Fall fiel es nicht schwer, den eigenen Wagen stehen zu lassen, und in den Testwagen von Opel zu steigen. Aber wieder ist es nicht allen recht, am neuen Astra wird der geringere Kofferraum bemängelt. Und richtig: Wer einen Wagen vor allem kauft, um Sperrgut zu transportieren, sollte sich das mit dem Astra noch mal überlegen. Menschen, die sich ihr mobiles Leben aber auch mit einem Kombi von Audi, BMW oder Volvo vorstellen könnten, werden beim Astra gewiss nicht wegen des Kofferraums leiden.
Endlich auch Erfolg beim Kunden
Die Kunden sehen das offenbar genauso. Die Leser der "Auto Bild" haben den Opel Astra Sports Tourer in der Kategorie ,"Limousinen und Kombis" zum schönsten Wagen 2010 gekürt. Und beim Verkauf sieht es ähnlich aus. Im Segment der kompakten Kombis wurde der Opel im ersten Quartal 2011 zum Spitzenreiter und ließ damit den VW Golf mit großem Abstand hinter sich.
Kein Wunder, denn auch beim in der Presse bemängelten Kofferraumvolumen bleiben immerhin noch 500 Liter übrig, mit umgelegter Rückbank werden es 1550 Liter. Die Insassen sitzen bequem, nur große Männer werden es auf der Rückbank etwas eng haben. Dafür überzeugen die Plätze in der ersten Reihe. Die als Extra erhältlichen ergonomischen Sitze (685 Euro) sind eine Überlegung wert. Am meisten profitieren Langstreckenfahrer von den gesunden Gestühl, aber auch auf der Kurzstrecke erhöhen die Sitze den Wohlfühleffekt merklich.
Die Instrumente im Cockpit sind klar und einfach ablesbar. Die Anordnung der Bedienelemente auf der Mittelkonsole verwirrt zunächst. Wenn man sich an die Opel-Logik gewöhnt hat, kommt man überraschend gut mit der Schalter-Armada zurecht. Das Aussehen im Innenraum wirkt wertig und ist vollkommen frei von den früheren Rüsselsheimer Eigenheiten. Für zurückhaltenden Naturen trägt Opel mit den markentypischen Sichelelementen allerdings mächtig auf.
Einfach gesagt: In einem Premiumfahrzeug kann es vielleicht noch schicker und gediegener zu gehen als in diesem Opel, aber bestimmt nicht in den Butter-und-Brot-Ausstattungen, die auf den Straßen stehen, sondern nur bei den Topmodellen, deren Preise weit über denen des Astras liegen.
Es muss nicht immer Vollausstattung sein
Wer den Astra Sport Tourer so flott bewegen möchte, wie er aussieht, sollte zum großen Diesel, dem 2.0 CDTi greifen. Wer aber nur selten auf große Tour geht und seinen Wagen meist auf Kurstrecken bewegt, kommt auch mit einem kleineren Triebwerk zurecht. Ebenfalls für Vielfahrer passt die adaptive Fahrdynamikregelung FlexRide. Die Bereiche Normal, Tour und Sport geben dem Wagen jeweils eine sehr eigene Charakteristik. Durchaus eine Empfehlung. Um im Vorort herumzugondeln benötigt man sie natürlich nicht.
Billig sind Wagen der unteren Mittelklasse schon lange nicht. Der Opel Astra Sports Tourer ist da keine Ausnahme. Großer Diesel, große Ausstattung macht mindestens 30.000 Euro - in der Liste. Mit kleineren Motoren und geschickter Wahl der attraktiven Ausstattungspakete kann der Wagen merklich günstiger werden. Auf Dauer belohnt der Astra mit günstiger Versicherungseinstufung und der attraktiven Garantie von Opel. Der Zusatzwert gegenüber einer normalen Zwei-Jahres-Garantie kann man mit mindestens 1200 Euro beziffern.
Zum anderen gilt besonders in dieser Klasse: Der Kunde ist König. Opelhändler bietet attraktive Ausstattungen, gute Finanzierungen und echte Sonderangebote an. Daher sollte man auch günstiger zum Rüsselsheimer Lifestyle kommen.