Spartag auf Schwäbisch: Zum Neustart des Cayennes gibt es mehr PS fürs Geld. Der 4,8-Liter-V8 des neuen Flaggschiff Cayenne Turbo liefert jetzt satte 500 PS, anstelle von vorher 450 PS, das S-Modell bekommt 45 Pferdchen dazu (nun 385 PS) und auch dem V6-Motor des Basis-Cayenne (Das Modell für den "aufstrebenden Angestellten") spendierte man 290 statt 250 PS. Ob die Umwelt-Sonne angesichts Stuttgarter Bollermänner lacht, mag man bezweifeln, doch auch der Benzinverbrauch wurde angesichts der Mehrleistung mächtig gesenkt. Laut EU-Normverbrauch sollen es acht Prozent sein, im von Porsche ermittelten realen Fahrbetrieb fließen etwa 15 Prozent weniger durch die Töpfe. Nun gut, zumindest die Pause bis zur nächsten Zapfsäule wird so erhöht. Nach der - unrealistischen - EU-Norm genehmigt sich der Turbo jetzt nur noch 14,9 statt 15,7 Liter pro 100 Kilometer. Dafür wird die Porsche-Interpretation eines Familienfahrzeugs in 5,1 Sekunden auf Tempo 100 gebracht. Unnötige Abregelung ist natürlich kein Thema, die Top-Geschwindigkeit liegt bei 275 km.
Technische Daten
Cayenne 3.6 V6
Hubraum (ccm):
Leistung 213 kW (290 PS) max. Dehmoment (Nm): 385 Nm
0 auf 100 km/h (sec): 8,1
V-max (km/h): 227
Verbrauch L/100 km (Mix): 12,9
Radstand 2855 mm
Länge/Breite/Höhe (mm): 4798/1928/1699
Leergewicht (kg): 2160
Kofferraum (l): 540 - 1770 Preis: ab 51.735 Euro
Direkt gepustet
Rennleistungen mit Sparschweinverbrauch werden durch die jetzt verwandte Technik der Benzindirekteinspritzung möglich gemacht. Insbesondere unter geringer Last - so etwas soll es auch beim Porsche geben - wird der Motor auf Diät gesetzt. Sukzessive soll diese Technik in der Zukunft auch den Boxeraggregaten von Porsche zu Mehrleistung und Minderverbrauch verhelfen. Nebenbei wurde beim Cayenne auch am CW-Wert gefeilt, bemerken kann man es nicht, insbesondere der Turbo schaufelt sich nach wie vor herrisch Platz auf der Überholspur.
Auf das Fahrwerk kommt es an
Um die Kräfte unter der Haube ausfahren zu können, sollte man sich die Luftfederung gönnen, im Turbo ist sie serienmäßig, sonst schlägt sie 2900 Euro zu buchen. On Top gibt es ein weiteres Schmankerl zu 3300 Euro. Erstmals bietet der Cayenne eine Wankstabilisierung (PDCC) an, damit der SUV wie ein Rennwagen durch die Kurve zieht. So ausgerüstet liegt der Cayenne flach wie ein Brett und trotzt jeder Seitenneigung. Bis zu einer Querbeschleunigung vom 0,65 g bleibt das Fahrzeug in der Waage. Auch bei sehr hohen Kurvengeschwindigkeiten wird damit das Wanken unterdrückt, das fördert den Komfort, führt aber vor allem zu einem besseren Fahrverhalten. Geht es auf der Zufahrt zur Garage uneben zu, wird der Kaffe nicht mehr verschüttet. Das ist ja auch etwas wert. Nebenbei wächst so auch die Geländegängigkeit des SUV. Im freien Terrain führt die Wankausgleichtechnik zu einer gesteigerten Achsverschränkung. Die Reifen können so auch extreme Niveauunterschiede ausgleichen.
Lass ihn klettern
Zwar wird kaum ein Cayenne im Gelände bewegt, aber möglich ist es dennoch. Natürlich wurde der Porsche nicht als extremer Klettermaxe konzipiert, aber mit Luftfederung lässt sich die Bodenfreiheit auf immerhin 27 Zentimeter steigern. Eine Demonstrationsstrecke bewies, wie man mit einem Cayenne souverän seine Hazienda auf dem Feldweg befahren kann. Mit Untersetzung lässt sich Auto-Ungeheuer erstaunlich sanft durch enge Passagen manövrieren, bleibt dabei übersichtlich und leicht zu lenken.
Einstieg mit 290 PS
Die optischen Retourchen an Front und Heck sind gelungen, fallen jedoch kaum ins Gewicht. Mit der neuen Motorengeneration und dem verbesserten Fahrverhalten hat Porsche seine eigentliche Absicht erreicht. Auch gegenüber dem neuen X5 bleibt der Cayenne der SUV mit der größten Dynamik auf dem Markt. Den Turbo und den sicherlich demnächst folgenden Turbo S benötigt selbst der flotte Fahrer nicht wirklich. Das V6-Einstiegsmodell gibt es bereits für übersichtliche 51.735 Euro, dafür gibt es sonst nur plebejische Fahrzeuge wie den X5 oder den Q7. Seine 290 PS absolvieren den Hundertersprint in 8,Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 227 km/h. Das 3.6-Liter-Kraftpaket produziert einen wohltuend kernigen Sound. Wenn man bereit ist, das Gas durchzutreten wird, der Wagen in einer Weise durch die Kurven getragen, dass de Pilot eigentlich am Ende aller Wünsche angekommen sein sollte. Mag der Turbo in der Praxis fürs doppelte Geld nicht viel mehr können, so streichelt er doch das Ego besser. Und darauf kommt es in dieser Preisklasse eben an. Auf einen Turbo S mit nochmaligen PS- und Euro-Nachschlag wird man sicher nicht lange warten müssen.