Jeder Kilometer zwischen der Verwandtschaft kann die Freundschaft erhöhen. So erklärt sich der fröhliche Gesichtsausdruck des neuen Smart. Vor einigen Jahren tummelte er sich inmitten einer lustigen Meute, nun rollt er mutterseelenallein durch die Welt, nachdem alle Konzerngeschwister vom Kostendruck gemeuchelt wurden. Der schnöde Mammon setzt auch dem Zweisitzer zu. Leistet sich DaimlerChysler mit ihm doch den Luxus, einen Kleinwagen herzustellen, der praktisch nichts mit den übrigen Fahrzeugen der Marke gemein hat. Solche Zwänge zwingen selbst einen Giganten wie Toyota in Kooperationsproduktion, allein der smarte Autozwerg trotzt allein der ganzen Welt. Allerdings mit einer mächtigen, großen Tante im Rücken.
Technische Daten
Smart Fortwo coupe 62 kW pulse
Hubraum (ccm): 999
Leistung (PS): 84
Max. Dehmoment (Nm): 120
0 auf 100 km/h (Sec): 10,9
V.Max (km/h): 145
Verbaruch (Mix Liter): 4,9
Fahrzeuglänge (mm ): 2695
Fahrzeugbreite (mm): 1559
Fahrzeughöhe (mm) :1542
Preis ab: 12.140 Euro
Jetzt auch mit Fahrgefühl
Und das macht er besser als bisher. Hauptgrund dürfte sein, dass der Winzling einen Wachstumsschub verordnet bekommen hat und in der Länge fast zwanzig Zentimeter zugelegt hat. Davon kommt zwar nur ein Viertel dem Radstand zu Gute. Aber in der neuen Version läuft der Wagen wesentlich satter auf der Straße. Ob Autobahn, Landstraße oder in scharfen Kurven, das dumme Gefühl, alsbald umzukippen, stellt sich nicht ein. Allein die bekannte Empfindlichkeit für den Seitenwind blieb erhalten. Ohnehin muss man auf dem flachen Land schon zur 84 PS-Version greifen, um überhaupt in fahraktive Regionen vorzustoßen. Die kleineren Benziner (61 und 71 PS) tun es lediglich in der Großstadt. Sitzt man mit 71 PS am Steuer, sollte man nie vergessen, dass man auf Überlandstrecken bloß geduldet wird. Das Längenwachstum führt freilich auch dazu, dass das mysteriöse "Querparken" des Smarts nicht mehr möglich ist. Der Rat der Smart-Gewaltigen, man könne ja auch einfach mit einem Reifen auf dem Bürgersteig parken, zeigt zur Genüge, dass es sich um eine Marketingidee handelt.
Ich bin gar kein Auto
Das automatisierte Schaltgetriebe geht nun doppelt so schnell zu Werke. Zuvor wurde die Lastunterbrechung immer wieder in der Fachpresse kritisiert. Vermutlich lässt den normalen Smartfahrer die leichte Delle im Kraftfluss kalt, dafür freut er sich, wenn er zum Standardpreis nicht schalten muss. Der Smart ist ohnehin weit mehr die Verkörperung eines "Anti-Autos", als eine Fahrmaschine. Kein anderer Wagen existiert, der - obwohl selbst ein Kraftfahrzeug - so sehr ein Statement gegen PS-Wahn und automobile Gesellschaft verkörpert. Mit ihm darf man durch überfüllte Innenstädte flitzen und dabei das Bewusstsein pflegen, überhaupt nichts mit den anderen Stinkern zu schaffen zu haben.
Mehr Sicherheit, mehr Kofferaum
Ein wenig Bewusstseinsspaltung gehört zum Erfolg dazu. Auch dass der Kleine tüchtig wachsen darf, ohne dass man ihm böse wird. Der größte Teil des Längenwachstums wird von den Themen Sicherheit und Kofferraum beansprucht. Mit über 200 Litern bis zur Ladekante und maximalen 340 Litern Stauraum, sollte das Gepäck von zwei Personen im Smarty mitgehen. Wie zuvor lässt sich die Heckklappe in zwei Teilen öffnen, das ist praktisch, wenn nur eine Tasche verstaut werden soll. Bei Bedarf lässt sich zudem der Beifahrersitz nach vorne klappen. Einiges Sperrgut dürfte dann hinein gehen, die Kunden der Cabrio-Version können auf unorthodoxe Beladung quer durchs Dach zurückgreifen. Dank der bequemen und zugleich sportlichen Sitze wird es den Insassen relativ bequem gemacht. Gewöhnen muss man sich allerdings an den relativ hohen Boden des Innenraums, Smart-Unerprobte fühlen sich zunächst so, als hätte man ihnen ein Schmusekissen unter die Füße gestellt.
Im Innenraum begrüßen einen - zumindest in den höheren Ausstattungslinien - alte Bekannte: Instrumente, die wie Froschaugen aus dem Mittelträger lugen. Dergleichen erinnert die Ablagebox immer noch an eine Brotdose in Weichgummi. Die alte Front in Schangenlinien wurde aus Sicherheitsgründen begradigt. Verarbeitung und Materialwahl enttäuschen nicht, stellen aber auch keine Bestmarken auf. Wer sich innen umguckt, findet Schrauben ohne Abdeckung und andere Kostenkiller. Dafür wird an der Sicherheit nicht geknapst, die Zelle wurde noch stabiler ausgelegt, auch in Hinblick auf den geplanten US-Export und die dort geltenden Normen. Optional gibt es nun auch "Head-Thorax-Seitenairbags".
"pure" ist pur
Die Standard-Variante "pure" dürfte nur für Gewerbekunden interessant sein. Für weniger als zweitausend Euro Aufpreis biete die "pulse"-Ausstattung nicht nur Alufelgen und Servolenkung sondern auch ein nettes Panoramadach aus Kunststoff. Eine Klimaaanlage ist erst in der "passion"-Ausführung mit an Bord. Noch lichter und luftiger wird es freilich in der Cabrio-Ausgabe.
Laß dein Herz sprechen
Nur mit dem Verstand lässt sich ein Smart nicht begreifen. Auch andere Kleinwagen bewegen sich in der City leicht und lassen sich auch einfach unterstellen. Schaut man nur auf den Preis, wird man merken, dass ein Smart durchaus Regionen anpeilt, in denen man die tatsächlichen Verkaufspreise eines Peugeot 207 wieder findet. Doch Kult ist Kult und mit rationalen Argumenten allein nicht zu messen. Single oder Paare finden im neuen Smart ein absolut unverwechselbares Fahrzeug, das sich dank Automatik locker im Großstadtdschungel bewegen lässt. Im Frühjahr wird es dann den Smart mit einem keinen Diesel geben. Dann ist er das Serienfahrzeug mit dem geringsten CO2-Ausstoß der Welt - 90 Gramm pro Kilometer. Endlich kann man dann jederzeit in die City gondeln und aktiv etwas für den Klimaschutz tun. Nun ja, mit der Bahn könnte man natürlich auch fahren. Das wäre aber lange nicht so schick.