"umweltfreundlichstes" SUV Deutscher Hersteller baut Hybridauto, das 50 Jahre halten soll

Der Unternehmensgründer Prof. Günther Schuh steht neben dem Hybridauto Space
Prof. Günther Schuh, Gründer von Evolution, will mit dem Space zeigen, dass SUVs nachhaltig sein können
© e.Volution GmbH
Das SUV Space will die Autoindustrie revolutionieren. Es soll durch optimierte Produktionsabläufe sowie nachhaltige Bauteile eine deutlich höhere Lebenserwartung als herkömmliche Autos erreichen. Dem Aachener Hersteller zufolge hält das Fahrzeug 50 Jahre.

SUVs erfreuen sich großer Beliebtheit und trotzdem sind sie umstritten. Die Fahrzeuge werden gerade aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts mitverantwortlich für den Klimawandel gemacht. Und aus Sicht von Kritikern stehen diese Eigenschaften nicht im Einklang mit elektrischen SUVs, bei denen die Energieeffizienz eine noch wichtigere Rolle spielt als bei den Verbrennern. Doch der Hersteller Evolution will da gegensteuern und beweisen, dass ein SUV nachhaltig und umweltfreundlich sein kann.

Das entwickelte Cross-Over aus Off-Roader und Van mit dem Namen Space soll 50 Jahre halten – mehr als fünf Mal so viel wie das Durchschnittsalter der Pkw in Deutschland (Stand: Januar 2021). Das Aachener Unternehmen um den Gründer Günther Schuh, Professor für Produktionssystematik und Produktionsmanagement an der RWTH Aachen, will bei der Fertigung auf Standardisierung sowie langlebige Chassis setzen. Zudem will sein Unternehmen das Fahrzeug durch Updates und Upgrades im Fünf-Jahres-Rhythmus quasi immer auf dem aktuellen Stand der Technik bringen. Die Modernisierung soll in der hauseigenen Fabrik "Re-Assembly" erfolgen und dem Siebensitzer im Vergleich zu anderen Pkws die deutlich höhere Lebensdauer schenken. 

Kombination aus Batterie-, Gas- und Benzinantrieb

Für den Antrieb verwendet der Space eine verhältnismäßig kleine Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 40 kWh, die flach im Unterboden verbaut ist. Dadurch soll das SUV gerade mal 150 Kilometer weit kommen. Die Antriebsbatterie soll genauso an der hauseigenen Wallbox wie an der Schnellladesäule geladen werden können. Auch hier will Evolution auf Nachhaltigkeit setzen: nach ihrem fünfjährigen Einsatz soll die Batterie noch mindestens 20 Jahre lang ihren Dienst in Solaranlagen verrichten.

Um den Autofahrerinnen und Autofahrern die Reichweitenangst zu nehmen, ist – alternativ zu einem abnehmbaren Faltschiebefach – optional ein Solardach verfügbar. Darüber hinaus soll der Strom für die Batterie mittels Brennstoffzelle erzeugt werden können.

Bis die Antriebstechnik im Space jedoch ausgereift ist, soll zusätzlich ein mit Autogas betriebener Verbrennungsmotor als sogenannter Range Extender die Fahrt von längeren Strecken möglich machen. Dieser soll eine zusätzliche Reichweite von 600 Kilometern liefern. Schuh erklärt gegenüber dem Technikmagazin "Golem": "Bei der Verbrennung von LPG  [Autogas] entsteht kaum Stickstoff und die CO2-Emissionen sind geringer als beim Benzin." Allerdings muss der Motor erst mit Benzin warmlaufen. Deshalb ist auch ein kleiner Benzintank verbaut, wodurch die Reichweite des Hybridautos auf maximal 1000 Kilometer zunehmen soll.

Hybridauto setzt auch im Innenraum auf Nachhaltigkeit

Technisch setzt der rund 4,1 bis 4,92 Meter lange (je nach Ausführung) und 1,92 Meter breite Wagen auf Allradantrieb mit jeweils einem 190 PS starken Motor auf jeder Achse. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h, dann riegelt der Motor ab. Große Radeinschlagswinkel vorne und die Möglichkeit, mit den Hinterrädern mit zu lenken, sollen den Space handlicher in der Steuerung machen als andere SUVs und Vans. Das Ergebnis soll ein "sportlich-sicheres" Fahrverhalten sein.

Weiter verspricht der Hersteller einen "überlegenen Komfort in allen Fahrsituationen". Im Fahrzeuginnenraum befindet sich am Armaturenbrett ein durchgehendes Glasdisplay, welches der Fahrerin oder dem Fahrer die Fahrinformationen und zugleich ein Entertainment-Angebot für Beifahrerin oder Beifahrer liefern soll. Auch hier strebt Evolution einen nachhaltigen Konsum an. So sollen im Rahmen von Updates neue Displays und innovative Technologien einfach installiert werden können.

Die Sitze sind demnach ebenfalls auf Nachhaltigkeit ausgelegt: eine Bespannung mit nachwachsenden Naturfasern soll eine lange Lebensdauer zur Folge haben. Ferner erlaube es die Sitzstruktur, den Innenraum durch eine neue Bepolsterung und Bespannung regelmäßig aufzuwerten, statt den Sitz auszutauschen, heißt es. Um Aufwände einzusparen, will Schuh auf Presswerke und Lackierstraßen verzichten und auf ein Open-Source-System nutzen. Viele Steuerungsgeräte sollen durch einen zentralen Rechner ersetzt werden. Zudem soll ein einheitliches Kommunikationssystem im Fahrzeug arbeiten.

Evolution Space soll zunächst im Abo erhältlich sein

Der Space soll derzeit das "umweltfreundlichste Fahrzeug" sein, auch wenn es bislang nicht auf dem Markt ist. Schuh hat zumindest aber Erfahrung im Fahrzeugbau. Er ist nämlich auch der Gründer des Autoherstellers e.Go Mobile sowie von Streetscooter, welches später in den Besitz der Deutschen Post überging und die Flotte des Bonner Konzerns mit Elektrofahrzeugen ausstattete. 

Überdies hat Evolution vergangenen Juni bereits einen Prototypen eines elektrischen Shuttles mit bis zu sieben Sitzplätzen präsentiert. Das Fahrzeug hört auf die Bezeichnung Meta und soll etwa von Unternehmen abonniert werden können, um dessen Mitarbeitenden eine kostenlose Mitfahrgelegenheit zur Dienststelle und zurück anzubieten. Es verfügt auch über vier Büroplätze, was Fahrt und Arbeit sinnvoll kombinieren soll. Daneben sollen durch den Einsatz des Meta Staus vermieden und große Firmenparkplätze überflüssig werden. Wie auch der Space sollen beim Shuttle-Fahrzeug Komponenten ausgetauscht und aktualisiert werden können.

Hinter dem SUV-Modell steckt keineswegs bloß ein Forschungsprojekt. Eine Reservierung des Space ist den Plänen zufolge ab Mitte des Jahres möglich, bevor Anfang 2025 die Produktion in Kleinserie beginnen soll. Das Hybridauto wird zunächst nicht im Verkauf sondern ausschließlich im Abo erhältlich sein. Der Preis soll rund 1000 Euro pro Monat inklusive Wartung, Winterreifen und Versicherung betragen.

Quellen: e.Volution, Golem, Kba

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