Die Ampel-Kontroverse In Dortmund soll die Ampelfrau für Gleichstellung sorgen

Dortmund setzt ein Zeichen in der Gender-Debatte und will eine Quote für das Ampelfrauchen, um so die männlichen Vorherrschaft zu brechen. Nur Rock und Zopf sorgen für Bedenken.

SPD und Grüne setzen sich in Dortmund für die Ampelfrauchen-Initiative ein. Die Lokalpolitik macht aus einer Selbstverständlichkeit, die durchaus lustige Seiten haben könnte, eine Posse. Der Antrag heißt schon abschreckend "Antrag zur Realisierung von Ampelfrauen". Im gespreizten Schwulstdeutsch formuliert er: "Durch die Gleichstellung von Frau und Mann ist eine teilweise Umrüstung von Ampelmännchen zu 'Ampelfrauen' folgerichtig." Hinzu kämen wichtige Sicherheitsaspekte, denn wenn die Ampellady einen Rock trage, biete sie auch mehr Leucht- und Signalfläche. Kaum geht es um Correctness, legt "Die Linke" in Dortmund noch nach und regt völlig geschlechtsneutrale Ampelwesen an. Vielleicht ist das aber auch nur clever gedacht, denn so verhindert man, dass weitere Geschlechter auf ihren eigenen Ampel-Repräsentanten bestehen.

Am besten ganz ohne Geschlecht

Am wenigsten würde eine abstrakte, reduzierte Strichfigur anecken. An den jetzigen Entwürfen mit Hut und Zopf könnten schließlich auch Personen mit Kopftuch und Turban Anstoß nehmen. Abwegig ist das nicht. Am populärsten in Deutschland sind die Ampelfiguren aus der DDR. Und auch den beiden Fußgängern wurde schon der Vorwurf gemacht, dass sie kein zeitgenössisches Frauenbild mehr vermitteln. Tatsächlich sehen die DDR-Männchen und -Frauchen aus, als wären sie einem altmodischen Kinderfernsehprogramm entsprungen. Beide sind klein und knulzig und dazu mit Hut und Zöpfen ausgestattet. Und welche Frau trägt heute noch Pippi-Langstrumpf-Zöpfe und dazu einen Rock, der an Bäuerinnen der Nachkriegszeit erinnert? Zu bedenken ist aber auch, dass die Silhouette einer Frau mit Jeans und Anorak kaum von der eines Mannes zu unterscheiden wäre.

Wie immer man sich auch in Dortmund entscheiden wird: Es wird sehr lange dauern, bis die Dortmunder Ampelquote Wirklichkeit wird. An ein zügiges Austauschen der überzähligen Männchen ist angesichts der Dortmunder Finanzen gar nicht zu denken. Die Ampelfrauen werden geduldig warten müssen, bis einer ihrer Kollegen durch Glasbruch zugrunde geht. Der Ersatz soll dann aber immer weiblich sein.

Einzig Erfurt konnte das Ampel-Gender-Dilemma in Deutschland sympathisch und lebensnah lösen: Erfurt erlaubt eine bunte Vielfalt an Ampelwesen: Vom Eisschlecker bis zur Hexe auf Wanderschaft ist alles vertreten.

Gernot Kramper