Amtsschimmel Irres Straßenschild in Lüdenscheid – macht das Navi aus!

Freiwillig in den Stau - es ist fraglich, ob das Schild das Problem löst.
Freiwillig in den Stau - es ist fraglich, ob das Schild das Problem löst.
© Lüdenscheid / Commons
Autobahn gesperrt und die Umgehung hoffnungslos überlastet, so sieht es derzeit in Lüdenscheid aus. Die offizielle Lösung: Die Fahrer sollen das Navi ausschalten, damit sie nicht bemerken, wie sie schneller ans Ziel kommen.

Not macht erfinderisch. Die Stadt Lüdenscheid hat ein neues Straßenschild geschaffen: Navi aus! Das ist eine reine Verzweiflungstat, denn die A45 ist gesperrt. Aber anstatt der dem Verlauf vorgesehenen Umgehungsstraßen zu folgen, vertrauen die Fahrer ihre Navigation. Das Ergebnis: Anstatt auf der Umleitung fließt der Verkehr der A45 nun durch Wohngebiete und Nebenstraßen.

Das gefällt den Verkehrsplanern gar nicht. Ihre Planung und die Streckenführung über die Umleitung U16/U39 (L692, Heedfelder Straße, Im Grund, Altenaer Straße, Lennestraße, Werdohler Straßen, Brunscheider Straße) wird ignoriert. Und warum? Weil sie hoffnungslos überlastet ist und sich dort der Verkehr staut. Und das heißt, für eine smarte Echtzeit Navigation wie etwa Maps von Google: Die staatlicherseits favorisierte Strecke wird tiefrot angezeigt. Denn der Internetriese merkt, dass es dort nicht vorangeht. Die Daten der Smartphones verraten das aktuelle Tempo. Kommt es häufiger zum Stau, wird eine Strecke generell zu einer Zone, die man besser vermeiden sollte. Google rät also genau das Gegenteil von dem, was die Planer wünschen. Die Navigation sucht nun für jeden Einzelnen einen Weg, der ihn noch am schnellsten zum Ziel führt. Und wenn der Verkehr auf der offiziellen Strecke steht, kann das eben auch ein Umwegchaos durch Tempo-30-Zonen sein.

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Schlauer als der Staat erlaubt

Das neue Schild ist nun ein Appell, doch bitte die offizielle Wegführung zu nutzen. "Was hilft es mir, wenn ich auf der Nebenstrecke drei Minuten spare", so der Sprecher des Landesbetriebs Straßen-NRW Andreas Berg. "Es ist der freundliche Hinweis, liebe Leute, fahrt die Bedarfsumleitung. Wir wollen sie mit der Nase drauf stoßen."

Hilfloser Versuch 

Ob das Schild hilft? Um drei Minuten zu sparen, verlässt kaum jemand seine Route, um sich durch eine Stadt zu quälen. Vermutlich dürfte die Ersparnis also doch etwas größer sein als angegeben. Außerdem zu bedenken: Bei den Fahrern der Ausweichrouten handelt es sich nicht um Einzelfälle, wenn nun all diejenigen, die die Umgebung mit ihren Autos überfluten, brav auf der offiziellen Umgebung bleiben, dürfte dort der Verkehr und damit die Staus noch einmal beträchtlich zunehmen – das Ausweichen wird also noch attraktiver.

Das Schild ist ein hoffnungsloser Versuch. Die Wahrheit ist: Die Umleitung hat nicht genügend Kapazität und Google macht das Dilemma nur offensichtlich.

Quelle: come-on