Wer hätte sich das vor ein paar Jahren vorstellen können? Bereits in wenigen Monaten wird es in Deutschland keinen Jeep mehr geben, der nicht zumindest über einen teilelektrifizierten Antriebsstrang verfügt. Antonella Bruno, Leiterin der Marke Jeep in Europa: "Der Elektrifizierungsplan, den wir Ende 2020 mit der Einführung der 4xe-Plug-in-Hybrid-Technologie für die SUVs Compass und Renegade und später für den Wrangler begonnen haben, entwickelt sich jetzt mit dem Compass und Renegade e-Hybrid weiter, dem der neue Grand Cherokee folgen wird, der nur als Plug-in-Hybrid erhältlich sein wird, und Anfang 2023 unser erstes 100 Prozent elektrisches SUV."
Innere Reinigung

Zwei Autos - die gleiche Technik? Nicht ganz, denn der Jeep Renegade vermittelt ein rustikaleres, der Compass ein urbaneres Image, obwohl sich die beiden in der Praxis allenfalls im Dschungel des Stadtverkehrs tummeln, mit kaum vorhandenden Abstechern ins Gelände, für das beide bessere Fähigkeiten als so mancher Wettbewerber haben. Der neue Jeep Compass genießt eine bessere Schalldämmung im Innern und einen überarbeiteten Innenraum, da er im Gegensatz zum Renegade Mitte letzten Jahres einer Modellpflege unterzogen wurde. Armaturenbrett und Türverkleidungen sind mit ihren weicheren Oberflächen von besserer Qualität, Handschuhfach oder Türtaschen sind größer dimensioniert und es gibt direkte Belüftungsöffnungen für die Rücksitze. Zudem hat sich das Design des Armaturenbretts komplett verändert: Es verfügt jetzt über einen größeren, höher angeordneten Bildschirm des Multimediasystems und die Instrumentierung wandelt sich von einem weitgehend analogen zu einem digitalen 10,25-Zoll-Bildschirm. Das Multimediasystem verwendet laut Jeep einen fünfmal schnelleren Prozessor als das Vorgängermodell und die Daten werden je nach Version auf einem 8,4- oder 10,1-Zoll-Touchscreen angezeigt, der auf Wunsch auch Android Auto und Apple CarPlay widerspiegelt.
Der Compass, 16 Zentimeter länger als der Renegade, hat einen längeren Radstand und bietet dadurch mehr Beinfreiheit im Fond, wo die Passagiere höher sitzen als auf den Vordersitzen und einen um 90 Liter größeren Kofferraum (438 Liter). In diesen Zeiten gibt es kaum noch neue Benzinmotoren, aber der Compass e-Hybrid verfügt tatsächlich über einen neu entwickelten Antrieb, auch wenn dieser aus einem bestehenden FCA-Antriebsstrang abgeleitet wurde. "Wir haben den 1,3-Liter-Benzinmotor genommen und sowohl die Bohrung als auch den Hub der Zylinder vergrößert, um auf diesen 1,5-Hubraum zu kommen, einen neuen Zylinderkopf entworfen, den Einspritzdruck erhöht (von 250 auf 350 bar) und gleichzeitig den Arbeitszyklus auf Miller umgestellt, da das typische verzögerte Schließen der Ventile und das hohe Verdichtungsverhältnis - 12,5:1 - der Effizienz zugutekommen, die hier Priorität hat", erläutert Chefingenieur Marco Montaldo. Der Miller-Zyklus wirkt sich gewohnt nachteilig auf die Leistung aus, und so ist es nicht verwunderlich, dass der 1,5-Zylinder-Turbomotor wie bisher nur eine Spitzenleistung von 96 kW / 130 PS aufweist und das maximale Drehmoment mit 240 statt bisher 270 Nm sogar noch niedriger ist. Das Triebwerk ist mit einem neuen Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe von Getrag gekoppelt, das eine nasse Anfahrkupplung verwendet und deutlich direkter reagiert, was sich besonders beim Herunterschalten und dem Kickdown angenehm bemerkbar mach. In das Getriebe ist ein 48-Volt-Elektromotor mit 15 kW / 22 PS / 135 Nm integriert und das Hybridsystem wird durch eine wassergekühlte 0,8-kWh-48-Volt-Batterie mit einem DC/DC-Wandler von 48- auf 12 Volt und einen Riemenstarter-Generator für den sanften Neustart des Motors bei niedrigen Geschwindigkeiten ergänzt.
Die erste Testfahrt in und um Turin endete mit dem Verbrauch von 8,1 Liter / 100 km, was deutlich über dem in Aussicht gestellten WLTP-Wert von 5,7 bis 6,1 Litern liegt, was 15 Prozent weniger als der Verbrauch des bisherigen Verbrenner sein würden. Das Infotainment-Menü zeigte, dass immerhin acht der insgesamt 51 Kilometer rein elektrisch gefahren wurden. Der zusätzliche Schub hilft nicht nur beim Start, sondern auch beim Zwischenspurt, denn der 4,40 Meter lange Compass e-Hybrid gewinnt ab 1.600 U/min mühelos an Geschwindigkeit, auch wenn man keinen starken Boost erwarten sollte. 10,0 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 km/h sind kaum schneller als bisher und weit von dem entfernt, zu was der Plug-in-Hybride mit 7,9 Sekunden imstande ist. Schließlich sind 130 PS für einen 1,6 Tonnen schweren Crossover ohnehin das untere Ende der Antriebspalette. Die Höchstgeschwindigkeit: gute 193 km/h.
Die Lenkung ist sehr leichtgängig - bietet aber mit 2,6 Radumdrehungen ein akzeptables Gefühl. Und das kann man nicht ändern, da der e-Hybrid Compass keine Fahrmodi hat, die ohnehin niemand vermisst. Die Einzelradaufhängung ist bei Bodenunebenheiten etwas ungelenk; hat aber den Vorteil, dass sie den Compass mit Hilfe der 255/55-R18-Reifen zu einem stabilen Kompakt-SUV macht. Der Jeep Compass e-Hybrid (und der Renegade e-Hybrid) wird ab diesem Frühjahr in den drei Ausstattungsvarianten Limited, Upload und S) zu Preisen ab 39.600 Euro erhältlich sein, was einen Kostenvorteil von 4.500 Euro gegenüber dem 190 PS starken Plug-in-Hybriden des Jeep Compass 4xe bedeutet, der jedoch steuerlich gefördert wird. Auch weil der sinnvolle Allradantrieb beim Compass e-Hybrid fehlt, dürfte der Plug-in-Hybride daher für die meisten Kunden die deutlich interessantere Variante sein.