Diverse Autohersteller haben längst eine Strategie zur Elektrifizierung ihrer Flotten bekannt gegeben und Elektrofahrzeuge auf dem Markt etabliert. Da dürfte bald auch kein Weg dran vorbeiführen. Denn die EU will Autos mit Verbrennungsmotor ab dem Jahr 2035 verbieten und nur noch vollelektrische Autos zulassen. Von Ferrari gibt es bislang trotzdem noch kein Elektroauto.
Das soll sich ändern. Der italienische Luxus-Sportwagenhersteller hat einen Strategieplan bekannt gegeben, der den erfolgreichen Umschwung bringen soll. Im vergangenen Monat stellte Ferrari auf dem "Capital Markets Day" im italienischen Maranello, der "Ferrari-Stadt", sein Konzept für die kommenden Jahre vor. Demnach plant der Luxus-Sportwagenhersteller die Markteinführung 15 neuer Fahrzeuge zwischen den Jahren 2023 und 2026 – nach dem Motto "verschiedene Ferrari für verschiedene Ferraristi und verschiedene Ferrari für verschiedene Momente".
Ferrari will Elektrifizierung mit umfassender Umstrukturierung erreichen
2025 soll dann auch das erste Elektroauto von Ferrari auf den Markt kommen. Die Italiener versprechen "ein einzigartiges Fahrerlebnis, wie es nur ein Ferrari bieten kann". Ein Jahr später soll das Produktangebot nur noch aus 40 Prozent Verbrenner- und schon 60 Prozent Hybrid- sowie vollelektrischen Fahrzeugen bestehen. Auch ein Supercar ist für den Planungszeitraum geplant.
Die Entwicklung der Elektromotoren soll von Ferrari selbst in Maranello erfolgen. Um die Produktion vollelektrischer Fahrzeuge voranzubringen, hat der Autohersteller Land zur Werkserweiterung hinzugekauft. Dort soll auch eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung für Antriebsbatterien entstehen. Damit will Ferrari auch die Batteriemodule für die Elektroautos entwickeln, Batteriezellen werde man sich jedoch zuliefern lassen.
Für den massiven Umbruch soll der neue Vorstandschef Benedetto Vigna sorgen. Er ist seit September 2021 bei Ferrari und war zuvor Chef der Analogchip- und Sensorsparte des schweizerischen Halbleiterherstellers ST-Microelectronics. Damit hat der studierte Physiker wenig Expertise mit Verbrennungsmotoren und das ist von Aufsichtsratschef John Elkann auch so gewollt. Schließlich soll Vigna Ferrari, einer der letzten Verbrenner-Bastionen, zur Elektromarke machen. "Er hat einen Blick nicht nur auf die Autoindustrie, sondern auf die weitere Welt", so Elkann. Bei der Umsetzung des Plans sollen einige ehemalige Mitarbeiter von ST-Microelectronics helfen, die der Ferrari-Chef ins Unternehmen geholt hat. Zudem hat er eine Kooperation mit dem US-Halbleiterhersteller Qualcomm gestartet.
Im Vergleich zum Konkurrenten Porsche ist Ferrari mit der Elektrifizierung seiner Flotte spät dran. Zwar haben die Italiener derzeit vier Hybridfahrzeuge im Portfolio, aber eben kein vollelektrisches Fahrzeug. Porsche hat mit dem Taycan hingegen bereits im Jahr 2019 ein E-Auto auf den Markt gebracht. Der italienische Rivale Lamborghini ist mit seinen Elektrifizierungsplänen allerdings noch weiter zurück. Auf die Frage nach der Markteinführung eines ersten vollelektrischen Fahrzeugs peilte Lamborghini-CEO Stephan Ernst Winkelmann gegenüber dem "Businessinsider" etwa das Jahr 2028 an.
Erstes SUV-Modell kommt im September auf den Markt
Das EU-Klimagesetz sieht bis zum Jahr 2050 eine Klimaneutralität in seinen Mitgliedsstaaten vor, bereits bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um mindestens 55 Prozent sinken. Und bis dahin will Ferrari klimaneutral sein; das Produktangebot soll verstärkt auf elektrischem Antrieb basieren. Der Anteil von Verbrennerfahrzeugen soll nur noch bei 20 Prozent liegen, Hybrid- und vollelektrische Fahrzeuge werden den Plänen nach jeweils 40 Prozent ausmachen. Für den weiteren Erfolg seiner Verbrennerautos hofft Ferrari auf die Nutzung synthetischer Kraftstoffe.
Darüber hinaus will Ferrari unter anderem Photovoltaikanlagen sowie Brennstoffzellentechnik nutzen, aber auch recyceltes Aluminium und grüner Stahl sollen zum Einsatz kommen. Emissionen in der Lieferkette, die der Autohersteller bis zum nächsten Jahrzehnt nicht vollständig abbauen kann, sollen immerhin durch Zertifikate ausgeglichen werden. So will das Unternehmen einen Wald in Italien aufforsten.
Der neue Strategieplan des Luxus-Sportwagenherstellers sieht schließlich einen Zuwachs des Kundenstamms um 25 Prozent und eine deutliche Gewinnsteigerung vor. Er plant mit einem Nettoumsatz von bis zu 6,7 Milliarden Euro im Jahr 2026, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von neun Prozent. Der Gewinn soll von im vergangenen Jahr 1,5 Milliarden Euro auf bis zu 2,7 Milliarden Euro im Jahr 2026 anwachsen.
Zunächst soll im September aber der Purosangue auf den Markt kommen. Das V12-Modell ist das erste SUV und zugleich der erste Viertürer bei Ferrari. Welche Motorisierung das Fahrzeug haben wird, ist noch nicht klar. Der Konkurrent Lamborghini verzeichnet mit dieser Fahrzeugklasse aber einen großen Erfolg.
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Quelle: Mecum Auctions
Quellen: Strategieplan Ferrari, Businessinsider, Auto Motor und Sport, Welt