Größer, sicherer, leichter - aber trotz günstigerem Verbrauch noch kein Drei-Liter-Auto: Volkswagen will mit dem neuen Golf VII dessen Vorgänger weit in den Schatten stellen. Kurz vor der Premiere der siebten Generation des wichtigsten VW-Modells präsentierte der Wolfsburger Autobauer erste Details zum neuen Auto.
Die neue Golf-Generation soll nicht nur den Modell-Erfolg, sondern auch das neuartige Produktionsverfahren ("Modularer Querbaukasten") absichern. "Wir werden die steilste Produktions-Anlaufkurve fahren, die es je bei VW gegeben hat", so Produktionsvorstand Hubert Waltl. VW investierte Milliardenbeträge in die Vorbereitung der Fertigung.
Dank der modernen Fertigungsverfahren soll der ab November lieferbare Golf bis zu 100 Kilogramm weniger Gewicht haben als sein Vorgänger. Nicht zuletzt die Gewichtsersparnis soll den Verbrauch um im Schnitt 13,9 Prozent senken - einige Versionen sollen es sogar auf eine 23-prozentige Ersparnis bringen.
Kantiger Meilenstein

Der erste Golf, gezeichnet von Giorgetto Giugiaro, war so ein Meilenstein, auch der Golf IV, designt von Hartmut Warkuß, läutete eine neue Epoche ein.
Der jetzige Golf, die Reihe VI, kann da nicht ganz mithalten. Er ist ein gutes, praktisches Auto, das die Verfolger in den meisten Vergleichstest auf die Plätze verweist, aber er hat nichts Außergewöhnliches an sich.
Der nächste Golf von Walter de Silva soll wieder Maßstäbe setzen. Die Richtung hat de Silva bereits mit dem Polo vorgegeben. Der Golf VII wird kantiger und dynamischer, seine Proportionen stimmiger. Der Wagen ist konzentrierter als das jetzige Modell, das deutlich zu Rundungen und Wohlstandsspeck neigt.
Damit der Wagen mächtiger wirkt und satter auf der Straße liegt, wird er sogar ein wenig flacher. Eine gewagte Entscheidung, angesichts einer älter werdenden Bevölkerung, die eine hohe Sitzposition und bequemes Ein- und Aussteigen schätzt. Der Golf VII legt auch in der Länge zu. Kofferraum und hintere Passagiere werden davon profitieren. Der Golf soll so in den Kreis der vollwertigen Reisefahrzeuge aufrücken. Der Abstand zum Polo wird größer.
Mit einem anderen Designmerkmal trifft der Golf dagegen einen eher unschönen Trend: Der Anteil der Glasflächen schrumpft abermals. Der Unterbau aus Metall wird größer, die Scheiben zu Sehschlitzen zusammengequetscht.
Technisch baut der Golf auf dem neuen Modularen Querbaukasten (MQB) des Konzerns auf. Hiermit treibt VW die sogenannte Gleichteilestrategie auf die Spitze. Ein Anteil von über zwei Dritteln Gleichteile bei 60 Prozent der Fahrzeuge soll VW enorme Kostenvorteile sichern. Billiger werden die Autos davon nicht, Volkswagen stellt eine bessere Ausstattung in Sicht. Bleibt nur zu hoffen, dass mehr als ein Aux-Adapter fürs Radio ohne Aufpreis dabei rausspringt.
Damit bleibt allerdings auch der neue Golf VII noch hinter den Erwartungen der Umweltorganisation Greenpeace zurück. Die hatte noch am Vortag der Medien-Präsentation den Golf VII als Drei-Liter-Auto gefordert. Spritspartechnik dürfe nicht länger Sonderausstattung sein - "erst recht nicht bei einem so wichtigen Massenmodell", hatte der verkehrspolitische Greenpeace-Sprecher Wolfgang Lohbeck gefordert.
Bei der Medien-Präsentation vor der Weltpremiere am 4. September in Berlin wurde vor allem das Innenleben des neuen Hoffnungsträgers präsentiert. Das Volumen des Kofferraums legte um 30 auf 380 Liter zu, auf den hinteren Sitzen gibt es zwei Zentimeter mehr Beinfreiheit, und bei der Ausstattung sind nun auch Oberklasse-Extras wie ein angepasstes Scheinwerfersystem, eine Notbremsfunktion und eine Spurführungshilfe mit Lenkeingriff. Außerdem warnt der Wagen müde Fahrer.