Wenn der VW Golf zu packen ist, dann bei der Kombivariante, die in Wolfsburg Variant heißt. Sie führt seit Jahren in der Golf-Palette ein Mauerblümchendasein und wird vom eigenen Konzern so wenig geliebt, dass man sie zeitweise sogar zugunsten des Rentnerautos Golf Plus einstellen wollte. Die Konkurrenten Ford Focus Turnier und Opel Astra Caravan sind deutlich attraktiver. Nun gibt es einen neuen, besonders gefährlichen Gegner. Denn der Hyundai i30 cw ist nicht nur praktisch und 19 Zentimeter länger als der Fünftürer, er sieht auch noch klasse aus. Der Basispreis von 17.290 Euro für das Basismodell Hyundai i30 cw 1.4 Classic ist ebenfalls interessant. Der empfehlenswerte 135-PS-Benziner startet bei 20.810 Euro.
Eine ganze Zeit lang waren die Kombis an den Rand gedrängt worden. Zuerst Vans und dann SUV gruben ihnen das Wasser ab. Doch langsam rafft sich das familiäre Volumenmodell der 80er und 90er Jahre wieder auf. Die Kunden haben inzwischen bemerkt, dass sich die Hersteller die Variabilität des Vans und die rustikale Optik des SUV teuer bezahlen lassen.
Schick und geräumig
Hyundai bringt nicht einmal ein halbes Jahr nach der Einführung der fünftürigen Schrägheckversion ein größeres Schwestermodell vom i30. 19 Zentimeter länger als die Limousine verfügt der Koreaner nun 4,49 Meter Gesamtlänge. Das Plus kommt den Passagieren im Fond und einem großen Laderaum zugute. Im Vergleich zum farblosen Vorgängermodell wuchs der Kofferraum bei aufgestellter Rückbank von 415 auf 528 Liter. Ist die Rückbank umgelegt, sind es beim neuen i30 cw statt 1.395 nunmehr 1.642 Liter. Mit diesen Werten kratzt der Hyundai an das Tor zur Mittelklasse.
Das gilt auch für die Plätze in der zweiten Reihe. Denn ausschließlich ein üppig dimensionierter Laderaum sorgt kaum für begeisterte Käufer. Im i30-Fond können selbst zwei groß gewachsenen Personen bequem sitzen. Notfalls klappt das auch für drei Personen. Doch nicht vergessen: der Hyundai i30 cw ist ein Kompaktklassekombi und kein Raumwunder für Großfamilien. Aber zwei Erwachsene mit zwei Kindern finden viel Platz, eine ordentliche Serienausstattung und das zu einem fairen Basispreis. Das Fahrwerk ist so abgestimmt, wie man es von einem Familienkombi erwartet. Nicht zu hart und keinesfalls zu schwammig; so lässt man sich auch längere Touren ins Wochenende oder den Urlaub gefallen. Die in drei Härtegraden verstellbare Elektrolenkung ist eine prima Idee. Sie ist jedoch in keinem der drei Fahrmodi wirklich stimmig und überzeugend. Die Rückmeldung sollte in jedem Fall besser sein.
Unambitionierte Motoren
Mehr gefallen können die gute Sitzposition, die Ablesbarkeit der Instrumente und die ordentliche Bedienung im Allgemeinen. Hier hat Hyundai in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Wenn nur nicht der Lichtschalter endlich seinen Weg an ein statisches Bedienmodul am Armaturenbrett finden würde. Am Blinkerhebel ist der Schalter unbeleuchtet und schlicht deplatziert. Das Basistriebwerk des Hyundai i30 cw mit seinem 1.4 Liter großen Vierzylinder-Saugmotor kann nur die grundlegendsten Bedürfnisse an ein Fortkommen befriedigen. Ein Einsteiger zum Aussteigen, der für anspruchslose Gewerbekunden gedacht ist und auch ausreicht, wenn das Auto größtenteils in der Stadt bewegt wird. Der Motor ist mit 17.290 Euro zwar fair gepreist, aber ein träger Geselle, der besonders bei nachdrücklichen Leistungsabfragen schneller als erwartet an seine Grenzen kommt. Daran ändert auch das leicht schaltbare Sechsgang-Getriebe nichts. Immerhin ist der Vierzylinder gut gedämmt und laufruhig.
Doch wer öfter mit Gepäck oder Passagieren unterwegs ist, für den sind 99 PS und ein maximales Drehmoment von 137 Nm bei 4.200 U/min zu wenig. Hier sollte es besser der 110 PS starke Commonrail-Diesel oder 135-PS-Benziner sein, die beide deutlich engagierter zur Sache gehen. Wer im knapp 1,4 Tonnen schweren Kombi-Basismodell mit den 99 Pferden unterwegs ist, der muss sich mit gequälten 180 km/h Spitze und einem verschlafenen Spurtpotenzial 0 auf 100 km/h in 13,5 Sekunden zufrieden geben. Hyundai gibt einen Normverbrauch von 6,5 Litern Super an. Der Wert ist ebenso mäßig wie der Durchzug und sogar der 135 PS starke Direkteinspritzer des Hyundai i30 1.6 GDI verbraucht mit 6,3 Litern weniger. So machen beim Hyundai i30 cw 1.4 Classic in erster Linie der Preis und das solide Gesamtpaket die Musik. Inklusive der üppigen Fünf-Jahres-Garantie Daran dürften auch Golf, Astra und Focus zu knabbern haben.