Am Vorabend der Los Angeles Autoshow gab es den ersten Paukenschlag. Audi und VW sprangen ins frisch zu Wasser gelassene Bluetec-Boot. Bei diesen beiden deutschen Marken gibt es zukünftig eine Diesel-Symbiose aus TDI und Bluetec. "Unsere Bluetec-Aggregate sind ein Meilenstein in der Motorentechnologie", so Mercedes-Benz Vorstand Dr. Thomas Weber, "wir präsentieren hier wirklich eine Weltsensation." In den USA läutet DaimlerChrysler in ein neues Diesel-Zeitalter ein und will die Triebwerksart mit dem blumigen Begriff Bluetec verschleiern. Ähnlich wie in Asien hat der Diesel in Nordamerika ein zweifelhaftes Image. Kraftvoll ja, aber geeignet allenfalls für Pick-Ups. In den vergangenen Jahren war Volkswagen mit der Einführung von Dieseltechnologie auf die Nase gefallen. Audi hatte in den USA bislang keine Selbstzünder auf dem Markt. Beide Marken versuchen unter dem Namen TDI-Bluetec ab 2008 einen Neustart. Zunächst wird Audi den Q7 3.0 TDI Bluetec auf den Markt bringen. Später folgt Volkswagen mit Saubermodellen von Passat, Jetta und Tiguan TDI.
Die Technik dahinter
Unter dem Namen Bluetec werden Dieselmotoren mit Abgasnachbehandlungssystemen zusammengefasst, die auch die strengsten Emissionsvorschriften des US-amerikanischen Marktes erfüllen. Die dort eingesetzten Techniken dienen dazu, insbesondere Stickoxide (NOx) zu reduzieren - die einzige Abgas-Komponente, die heute bei Dieselmotoren konzeptbedingt noch über dem Wert von Benzinmotoren liegt. So können künftig auch die besonders strengen kalifornischen Grenzwerte erfüllt werden. Je nach Fahrzeugklasse können unterschiedliche NOx-Reinigungssysteme zum Einsatz kommen. So wird bei einer Version ein Oxidations-Katalysator und Partikelfilter mit einem weiterentwickelten, besonders langlebigen NOx-Speicher-Katalysator kombiniert. Eine weitere Möglichkeit NOx zu reduzieren ist noch wirkungsvoller. Hierbei wird beispielsweise AdBlue, ein wasserbasierter Zusatz, in den Abgasstrom eingespritzt. Dadurch wird Ammoniak freigesetzt, das im nachgeschalteten SCR-Katalysator die Stickoxide fast vollständig zu unschädlichem Stickstoff und Wasser reduziert.
Bedingung:schwefelfreier Diesel
Die Markteinführung des neuen 320ers hatte DaimlerChrysler auf den Tag festgelegt, an dem in Amerika der schwefelarme Dieselkraftstoff (nur noch 15 ppm) eingeführt wird. Daran hatte es bis dato gehapert. Das Triebwerk wurde deutlich modifiziert. Der drei Liter große V6-Commonrail-Diesel leistet statt 224 nur 210 PS, glänzt dafür aber mit 526 Nm, einem spartanischen Verbrauch von 6,7 Litern Diesel auf 100 Kilometern und einem Säuseln, dass bei den Selbstzündern Maßstäbe setzt. Wer den Mercedes rollen lässt, kann mit einer Tankfüllung mehr als 1.200 Kilometer weit fahren. Amerikanisch gerechnet schafft der Bluetec 35 Meilen pro Gallone. Genau mit diesen Argumenten will man die eingefahrenen US-Kunden ködern. Keine aufgefrischten Diesel-Parolen, sondern ein ökonomisches Paket, dass sich in punkto Fahrkomfort vor keinem Benzine verstecken muss. Dass das Technikpaket aus Kapselung, Oxidations-Kat, Partikelfilter und SCR-Kat den Diesel zu einer Hightech-Kreatur werden lässt, sollte die meisten Kunden dabei kaum interessieren.
Weitere Partner willkommen
Mercedes-Benz lässt die Bluetec-Tür auch für weitere Hersteller offen. In einem ersten Schritt wird die Technik auch den Konzernmarken Jeep und Chrysler zur Verfügung gestellt. Danach folgen Audi und VW. "Jedoch werden auch Partnerschaften und Kooperationen mit weiteren Herstellern nicht ausgeschlossen", so Weber, "wir wollen die Technik keinesfalls für uns behalten." Im Gespräch sind unter anderem Honda und Nissan, die sich ebenfalls zur Harnstoff-Einspritzung bekannt haben. In Europa sollen die ersten Bluetec-Modelle im Jahre 2008 auf den Markt kommen.
Stefan Grundhoff; Pressinform