Hamburg, Stadtteil Hammerbrook: Hier, wo die Autobahn endet, werden die leeren Tanks gefüllt. Dabei stoppen die Fahrer älterer Benziner immer häufiger an der Autogassäule, halten den Förderknopf gedrückt und bekommen nicht nur wegen des Winters kalte Füße. Der Spritpreis verfällt rasant, während der für Flüssiggas fast konstant bleibt. Benzin: 1,12 Euro. Autogas: 69 Cent. Die schwarze Null im Amortisationsrechner für den Einbau der Zusatzeinspritzung rückt in immer weitere Ferne.
Amortisation frühestens nach 155.000 km
Zum Beispiel beim Golf BiFuel. Gerade hat Volkswagen den variablen Trinker in Bologna vorgestellt. Der Normverbrauch im Benzinmodus von 7,1 Litern summiert sich zu 7,95 Euro auf 100 Kilometer. Im Gasbetrieb sind es laut VW knapp 30 Prozent mehr oder 9,2 Liter, die auf der gleichen Strecke 6,35 Euro kosten. Alles in Butter? Nein. Der BiFuel steht zwar noch nicht in der Preisliste. Legt man aber den gleichen Aufpreis wie beim Sharan-LPG zu Grunde, kommen die 2488 Euro erst nach 155.000 Kilometern rein.
Immer vorausgesetzt, dass die Tankdisziplin stimmt. Denn obwohl über 4500 Autogastankstellen eindeutig ein dichtes Netz sind, hat nicht jeder immer Lust, bei Regen und Kälte permanent auf den Knopf zu drücken, der das Flüssiggas ins Auto bringt. Da wird dann schon mal zum Benzinhahn gegriffen. Der ist sowieso notwendig, weil der Standardsprit kurzzeitig zum Warmfahren gebraucht wird. Und schon rückt der Zeitpunkt wieder ein Stück nach hinten, an dem sich die Umbaukosten rechnen.
Keine Ölpreisbindung bei Autogas
Ja, ist doch klar, sagt der Stammtisch, wegen der Ölpreisbindung läuft der Gaspreis eben um ein paar Monate hinterher, immer ruhig bleiben, Ostern sieht’s wieder anders aus! Das stimmt bei der Heizung für Haus und Wohnung, nicht aber beim Autogas. Der Deutsche Verband Flüssiggas e.V. (DVFG) bestätigt auf Anfrage von stern.de, dass es keine Preisbindung gibt. "Selbstverständlich gibt es keine festgelegten Preisverhältnisse", sagt Robert Schneiderbanger, Hauptgeschäftsführer des DVFG. Er betont, dass die Gaspreise von den Beschaffungskosten an den internationalen Energiemärkten abhängig seien und verweist auf Zusatzfaktoren zu Gunsten von Autogas wie den gestiegenen Wiederverkaufswert.
Der ist aber gerade für Altbenziner oft kein Thema mehr. Da geht es entweder knallhart darum, preisgünstig ans Ziel zu kommen. Oder darum, sich den schicken, dicken Wagen vom Schlag eines Opel Omega Kombi oder den Mercedes S300 aus der W126-Baureihe weiterhin leisten zu können. Da der Preis für die Umrüstung unabhängig von der Fahrzeuggröße bei 2000 bis 3000 Euro liegt, kommen Schluckspechte und Vielfahrer am schnellsten in den grünen Bereich. Wer aber etwa einen gebrauchten Golf IV umbauen will, sollte sich den Golf VI als warnendes Rechenvorbild nehmen: Nach 155.000 zusätzlichen Kilometern sind viele Gebrauchte auf dem Schrottplatz angekommen.
Diesel als lachender Dritter
Das zukünftige Verhältnis von Autogas- zu Benzinpreis vorauszusagen, wäre Kaffeesatzleserei. Wie auslegungsfähig der vom DVFG genannte Begriff des Beschaffungs- oder Marktpreises ist, wissen Autofahrer aus ihrer jahrzehntelangen Erfahrung mit den Mineralölkonzernen aber genau. Als Folge könnte ein Totgesagter wiederauferstehen: Der Diesel. Beim Neuwagen-Golf mit einem Normverbrauch von 4,5 Litern kosten 100 Kilometer nämlich nicht 6,35 Euro (Autogas) oder 7,65 Euro (Benzin), sondern nur 4,86 Euro. Sogar der Gebrauchtdiesel kann wieder eine Option werden, auch wenn 700 Euro für Partikelfilter und grünes Ampellicht in der Feinstaubzone investiert werden müssen.
Fazit: Planungssicherheit und ökonomische Garantien bei Umbau auf oder Neukauf von Autogasantrieben gibt es nicht. Die Wahl des Energieträgers – Benzin, Diesel oder Gas – bleibt wie gehabt immer auch eine Spekulation auf die zukünftige Entwicklung bei Tankstellenpreisen, Versicherungstarifen sowie Steuer- und Umweltgesetzen.