Der Absatz in Märkten wie den USA, Großbritannien und Spanien befindet sich im freien Fall. Viele potenzielle Kunden sind aufgrund der Finanzkrise tatsächlich bankrott oder überschuldet. Alle anderen schauen wie gebannt auf die Hiobsbotschaften von Banken und Börsen und rechnen mit einer düsteren wirtschaftlichen Zukunft. Die Hersteller treten auf die Produktionsbremse. Hart, brutal und gewiss auch mit schmerzlichen Einschnitten bei den Mitarbeitern verbunden.
Richtige Notbremsung
Und das ist im Prinzip richtig: Wer jetzt einfach weiter Autos produziert, die in absehbarer Zeit keinen Käufer finden werden, würde erst recht verantwortungslos handeln. Nicht zuletzt gegenüber den eigenen Angestellten. Wichtig ist es jetzt, die richtige Weichenstellung für die nächsten Jahre vorzunehmen, also konsequent für die Zukunft zu entwickeln und zu bauen. Die entscheidenden Zukunftsfragen der Autoindustrie sind aber immer noch die gleichen wie vor einem halben Jahr: Wie kann Mobilität im ausgehenden Ölzeitalter gewährleistet und damit auch verkauft werden? Wie kann man es erreichen, dass der individuelle Verkehr nicht das Weltklima ruiniert? Welche Konzepte können den Verbrennungsmotor langfristig ablösen? Welches Potenzial liegt in nachwachsenden Biokraftstoffen?
Der Ölpreis irritiert
Zur Zeit sendet der fallende Ölpreis die falschen Signale an die Verbraucher. Die Zwangslage für die Autohersteller verschärft sich dadurch: Der zusammengebrochene Absatz setzt ihnen massiv zu, die Herausforderungen der Zukunft finden jedoch keinen oder zumindest weniger Widerhall im Bewusstsein des Konsumenten.
Die Industrie muss jetzt in langfristigen Zyklen denken, damit sie später die richtigen Produkte anbietet. Nach der Krise werden nur die Hersteller überleben, die sich jetzt für die Zukunft rüsten. Hier besteht die akute Gefahr, dass den deutschen Herstellern finanziell der Atem ausgeht. Wer unter dem Druck der Krise die Zukunftsaufgaben vernachlässigt, wird später gnadenlos abgehängt. Natürlich werden im Moment alle Hersteller von der Krise gebeutelt. Im Grundsatz ist aber anzunehmen, dass die Premiumhersteller am ehesten Mittel und Möglichkeiten aufbringen, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Auch weil der Kunde im automobilen Oberhaus tolerant gegenüber Aufpreisen ist.
Das Problem von BMW und Daimler sind die im internationalen Vergleich eher geringen Stückzahlen. An Allianzen wird kein Weg vorbei führen. So wie es BMW in Zusammenarbeit mit dem PSA-Konzern schafft, hochmoderne Vierzylinder-Benzin-Motoren in den notwendigen Stückzahlen zu produzieren.
Von den Massenherstellern hat sich Volkswagen eine Sonderstellung erarbeitet. Der riesige Konzern der Volkswagen AG wird weiter die automobile Zukunft prägen können. Problematisch wird es dagegen bei Opel und Ford. Die Anbindung an die Stammkonzerne ist schon seit langem eher eine Belastung, als eine Bereicherung. Hier stellt sich die Frage, wo die beträchtlichen Mittel für die Zukunftsentwicklungen noch erwirtschaftet werden sollen. Gerade die alte Mitte wird es in Zukunft noch schwerer haben, denn von unten drängen neue Anbieter von Billigfahrzeugen nach. Der Erfolg von Dacia ist nur der Anfang, in fünf Jahren werden auch chinesische Hersteller mit Low-Cost-Produkten Opel und Ford die Kunden abspenstig machen.
Was kann der Staat in dieser Krise tun? Die Aufgabe muss lauten: Steuermittel dürfen nur sinnvoll, effizient und zukunftsgerichtet verwandt werden. Und das heißt: Auf gar keinen Fall dürfen die knappen staatlichen Ressourcen verschleudert werden, um ansonsten unverkäufliche Autohalden an den Mann zu bringen. Für den weiteren Bau und den Verkauf von Motoren und Wagen mit der Technik von gestern kann kein Steuergeld verjuxt werden. Nur die Investitionen der Autohersteller in Zukunftstechnologien dürfen gefördert werden. Das sichert langfristig Arbeitsplätze in der deutschen Leitbranche.