Filme über Museen gibt's wie Sand am Meer, ein Film im Museum passiert nicht ganz so oft. Besonders wenn das sprichwörtliche Fallen des Vorhang noch gar nicht so lange her ist. Okay, okay, der Film "Cars" ist zwar längst gelaufen, die DVD-Versionen verstauben langsam im Schrank, aber das Publikum strömte trotzdem in die hehren Ausstellungsräume des Petersen Auto Museums von Los Angeles, als "The Art of Cars" kürzlich seine Museums-Premiere feierte, eine Show über Pixars Erfolgsfilm aus dem Jahr 2006 um "Lightning McQueen", die flott-verführerische Porsche-Lady "Sally Carrera" und den knietzen Dorf-Yokel "Mater" in der Persona eines stark angerosteten Abschleppwagens, gespielt im fiktiven amerikanischen Wüstendorf Radiator Springs an der legendären Route 66. Dass sich die Kuratoren des Petersen häufig und gerne mit Hollywood assoziieren, überrascht ja nicht sonderlich, schliesslich waren Filme und Autos schon immer eine gelungene, da publikumswirksame Mischung.
Die kleine, aber feine "Cars"-Ausstellung ist nun schon die Dritte einer Serie von Show-Cars-Shows, Autos aus Filmen und den fahrbaren Untersätzen illustrer (und weniger illustrer) Hollywood-Stars. "Das war diesmal doch ein wenig schwieriger" lächelt Petersen-Chef Dick Messer genüsslich, "denn eigentlich gab's die Cars aus 'Cars' nur in den Computern der Pixar-Macher." Interessantes Problem also für einen Museum-Kurator, denn wenn Museumstücke nur im virtuellen Raum existieren, stellt sich die Frage, was man real and die Wand hängen - oder um im Bild zu bleiben, auf die Räder stellen kann. Nur die reichlichen Skizzen, die Pixar als Kooperationspartner den Petersen-Mannen zur Verfügung stellten, würden für eine attraktive Ausstellung nicht ganz reichen. Es wäre, um Herrn Messer etwas freier zu zitieren, ein bisschen langweilig geworden.
"Lifesize"-Model mit Arschgeweih
Die Marketing-Gurus von Disney, der korporativen Mutter von Pixar, hätten ihm jedoch von drei sogenannten "Lifesize"-Models erzählt, erinnert sich Mr Messer, drei Autos in Originalgrösse, die für die Promotion-Kampagne des Films von Kino zu Kino getingelt waren - einer davon ein sogenanntes rollendes Mock-Up des (in Anführungszeichen) Hauptdarstellers "Lightning McQueen", die muskelbepackte Karikatur eines NASCAR-Rennfahrzeuges, komplett mit aufgeblasenen Kotfluegeln und Werbeaufklebern fiktiver Sponsoren wie "Rust-Eze Bumper Ointment" (mit der Unterzeile "Rear End Formula" ein hinterlistigesWortspiel, denn es kann sowohl als Rezept gegen Auffahrunfälle interpretiert werden, als auch leicht anzügliche erotische Untertöne haben - und da muss man bei den prüden Amis bekanntlich besonders aufpassen, speziell wenn es sich um einen Film für die Kiddies handelt).
Es sei nicht ganz leicht gewesen, die Modelle zu bekommen, gibt Dick Messer offen zu, bei Disney wusste am Anfang keiner mehr, wo das "Promotion Material" abgeblieben war. Sexy "Sally Carrera" stellte sich dann als voll fahrbarer Porsche heraus, schmunzelt Messer, ein 2006 Carrera, dessen Frontschürze mit einem einladenden Kussmund ausgestattet wurde - und der im Film mehrmals erwähnten Tätowierung auf "Sally Carreras" Hintern, ein Körperschmuck, der im Deutschen gerne mal "Arschgeweih" genannt wird. Der Knaller aber sei laut Messer ein Modell von "Mater", ein sich im Zustand der offensichtlichen Auflösung befindlicher Schlepper, der dem Schnösel "Lightning McQueen" im Film mit ein paar burschikosen Tipps auf die Sprünge hilft. "Der war zwar am leichtesten aufzutreiben", sagt Mr Messer, "und ist trotzdem eindeutig der Publikumsmagnet der Ausstellung."
Kunst und Kommerz
Der Rest des "Cars"-Spektakels sind Modellzeichnungen, Charakterstudien, Mock-Ups der Kulissen und eine riesige, fast PopArt-ig anmutende Wand aller Pupillen (!), die den verschiedenen Autotypen im Film angepasst wurden. "Jedes Auto in 'Cars' hatte andere Augen", sagt Messer und zeigt auf die psychedelisch-verwirrende Wand, "eines für jedes Car in 'Cars'." Mit diesem Gemälde, so Messer mit leichter Ironie, sei die Grenze zwischen Kunst und Kommerz endgültig überschritten. Der Regisseur von "Cars", John Lasseter, formulierte es bei der Vernissage etwas weniger relaxed: "Ich wollte selbst die kleinsten Details des Films in den Griff bekommen. Der Geist der Route 66 sollte in jedem kleinsten Kratzer im Kotflügel, und auf jedem abblätternden Werbeplakat deutlich werden." Die Ausstellung ist trotzdem sehenswert.