Praxistest So genügsam sind die Spritsparer wirklich

Herstellerangaben versprechen viel, aber was zählt, ist der wirkliche Verbrauch. Und den haben die Experten von "Auto Motor und Sport" unter realistischen Bedingungen ermittelt.

Die Benzinpreise steigen unaufhaltsam. Auf Dauer kann man der Kostenexplosion an der Tankstelle am wirkungsvollsten mit einem modernen Auto mit einem Mini-Verbrauch begegnen. Aber welche Wagen sind wirklich sparsam?

Der vom Hersteller im Datenblatt angegebene Norm-Verbrauch sagt leider wenig über den Verbrauch im Alltag aus. Die Experten von "Auto Motor und Sport" (AMS) haben den Verbrauch von Testwagen unter realistischen Bedingungen gemessen und so die Spritsparer aller Klassen ermittelt. Auf einen Blick lassen sich Herstellerangaben, der Verbrauch auf einer aber sparsam gefahren Normrunde im echten Straßenverkehr und der Verbrauch während des gesamten AMS-Test miteinander vergleichen.

Auto Motor und Sport

Die komplette Zusammenstellung aller getesten Wagen gibt es in der Auto Motor und Sport Heft 2. 2012 im Sonderteil Eco Drive

Entscheidend sind die beiden letzten Werte. Die Normrunde zeigt, mit wie wenig Sprit man den Wagen unter durchaus realistischen Bedingungen bewegen kann. Der Wert des ganzen AMS-Test zeigt, welchen Verbrauch man erzielt, wenn man am Steuer nicht immer übers Spritsparen nachdenkt. Disziplinierte Fahrer können sich am Minimalwert der Normrunde orientieren, die anderen sollten mit dem AMS-Testverbrauch rechnen.

Die Abweichungen sind gravierend. Einer der Wagen mit dem geringsten Verbrauch überhaupt ist der Smart ForTwo Coupé 0.8 CDI. Sein Normverbrauch beträgt 3,3 Liter Diesel. Auf der Sparrunde wurde er mit 3,6 Litern bewegt. Das ist noch in Ordnung, wenn auch ein Plus von fast zehn Prozent. Im Gesamttest genehmigte sich der Winzling 4,4 Liter – ein Zuschlag von 1,1 Litern oder satten 30 Prozent. Noch durstiger zeigte sich die Toyota IQ 10 1.4 D-40. Hier liegt der Sparverbrauch (4,1 Liter Diesel) fast gleichauf mit der Werksangabe (4,0) – aber im Test wurden es dann 6,0 Liter. Macht 50 Prozent Aufschlag. Neben dem durstigen Zwerg glänzte der Autogigant Passat Variant Blue Motion: Er absolvierte seinen Test mit 6,7 Litern – nur 0,7 Liter mehr als das Minicar - und auf der Sparrunde konsumierte der große Kombi 4 Liter.

Lacher und angenehme Überraschungen

Umgekehrt gibt es auch positive Entdeckungen, der Golf GTD zeigt eindrucksvoll, dass er nicht umsonst "GTI für Sparfüchse" genannt wird. Den Normverbrauch von 5,1 Litern Diesel unterbot er in beiden AMS-Disziplinen mit jeweils 5,0 Litern. Und jede Wette, dass die Fahrer im GTD auch mal der Gasfuß gejuckt hat.

Der Polo GTI ließ sich mit 5,7 Litern Super-Plus sparsamer bewegen, als der Normverbrauch (5,9 Liter) vermuten ließ. In der Praxis hat das nichts genutzt: Wer hat schon Lust mit dem GTI zu schleichen? Im Test wurden es dann doch 8,9 Liter – ein Fun-Zuschlag von fast 30 Prozent.

Die Übersicht von "Auto Motor und Sport" räumt außerdem mit einigen Werbeversprechen aus. Wer sparsam einen großen Wagen fahren will, kommt am Diesel nicht vorbei. Zwar genehmigt sich ein BMW 520d in der Praxis doch 7 statt der versprochenen 4,5 Liter Diesel. Aber die getesteten Benziner der oberen Mittelklasse schlürften allesamt über 11 Liter Super – allerdings war auch kein Modell unter 300 PS dabei. Wenig überraschend auch, dass SUVs sich gern einen tüchtigen Schluck gönnen. Und, dass der BMW X6 Active Hybrid sein Hybrid-Siegel nur als Öko-Tarnung missbraucht, war auch bekannt. Das angebliche Sparauto konsumierte sagenhafte 15,1 Liter Super im AMS-Test.