Oldtimer VW Golf I Cabrio – der Traum vom Erdbeerkörbchen

VW Golf I Cabrio
Das Golf I Cabrio rettete die kantigen Formen des ersten Golfs bis in die 1990er.
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Das erste Golf-Cabrio ist ein Sinnbild der 1980er-Jahre. Noch gibt es bezahlbare Exemplare, erregende Fahrleistungen darf man jedoch nicht erwarten.

Das viersitzige Golf Cabrio war der Traum der 1980er. Puristen reagierten entsetzt. Hatte man dem Cabrio doch kurzerhand einen Überrollbügel verpasst, um so möglichst billig die neuen Sicherheitsstandards zu erfüllen. Aber aus dem abwertenden Spitznamen "Henkelmann" wurde rasch das liebevolle "Erdbeerkörbchen". Beflügelt auch durch den Auftritt in der Schwarzwaldklinik. Dort machte Sascha Hehn vor, wie man mittels Bügel und bei heruntergelassener Seitenscheibe ins Auto springen konnte. Vor den Cafés der Republik wurde der kühne Hüpfer massenhaft nachgemacht.

Technisch gesehen durfte das Cabrio die abgelegten Klamotten des älteren Bruders auftragen. Es wurde von 1979 bis 1993/1994 gebaut. Und basierte auf dem Golf I, der schon 1983 vom Golf II abgelöst wurde. Hergestellt wurde es vom Cabriolet-Spezialisten Karmann in Osnabrück. Nur die letzten Modelle bekamen einen nachgerüsteten Fahrerairbag. Der Vorteil der Vernachlässigung: Das Cabrio trat in einer einheitlichen Optik auf. Die zahlreichen Modellpflegen wirkten sich kaum auf das Aussehen aus und sind vom Laien nicht zu erkennen.

Wirklich auffällig sind nur die verkleideten Stoßstangen nach 1988, die das Cabrio deutlich zeitgemäßer erschienen ließen.

Der Motor wurde ebenfalls aufgepäppelt. Angefangen wurde mit einem schmächtigen 1600er-Vierzylinder mit 70/72 PS, am Ende gab es einen 1,8-Liter-Vierzylinder in den Leistungsstufen 90, 95 und 98 PS. Der PS-Zuwachs fiel in den 15 Jahren Bauzeit also bescheiden aus. Wer wollte, konnte die ohnehin schwachen Fahrleistungen mit einer Getriebeautomatik weiter dämpfen.

Wirkliche Innovationen gab es bei der Dachkonstruktion. Nicht nur, dass man in späteren Produktionsjahren das Dach mit elektrischer Hilfe ein- und ausfahren konnte. Das ganze Gestell änderte sich. Zu Beginn saß das PVC-Dach über dem Heck des Fahrzeugs und versperrte die Sicht nach hinten - ähnlich wie beim VW Käfer. Über die Jahre klappte das Dach immer flacher zusammen. Doch stets musste das zurückgeklappte Dach aus Sicherheitsgründen manuell mit einer Persenning abgedeckt werden. Die Komfortausstattung war lange Zeit überschaubar. Nur Sondermodelle wie die Bel Air, Acapulco, Classic Line oder der Etienne Aigner kamen in den Genuss von beheizbaren Ledersitzen, einem elektrischen Stoffdach oder elektrischen Fensterhebern. Allerdings nur für vorne.

Danach verblasste der Glanz

Die folgenden Cabrios auf Basis des Golfs mögen technisch bessere Autos gewesen sein, dafür fehlte ihnen das besondere Flair des Erdbeerkörbchens. Sie reichten nie an den Erfolg der ersten Serie heran. Heute ist das VW Golf I Cabrio, ein begehrter Klassiker. Wegen der vergleichsweise hohen Produktionszahlen sind immer noch viele und auch günstige Modelle im Markt. Zu unterscheiden ist aber, ob das Cabrio gekauft wird, um sich eine lustige Erinnerung an die Jugendzeit zu gönnen oder ob es ein Sammlerobjekt sein soll. Chancen auf eine Wertsteigerung haben nur sehr gepflegte Fahrzeuge mit einer Laufleistung von deutlich unter 150.000 Kilometern und mit einer großzügigen Ausstattung. Verbastelte und mehrfach renovierte Modelle sind keine Wertanlage.

Begehrt ist etwa das VW Golf I Cabrio Classic Line in den besonders beliebten Farbkombinationen in Dunkelgrün mit beigem Dach und entsprechenden Ledersitzen oder das gleiche Fahrzeug in Dunkelblau oder Dunkelrot. Das elektrische Dach gilt nicht als anfällig. Manuell geht es aber auch nicht langsamer, zumal die Persenning ohnehin per Hand übergezogen werden muss. Wichtig ist eine maximale Originalausstattung, vor allem die originalen Felgen sind ein Muss.

Noch bezahlbar

Der 1,8 Liter große Vierzylindereinspritzer mit seinen 98 PS ist zwar kein Temperamentsbolzen, gilt jedoch bei guter Pflege als nahezu unzerstörbar und ist ebenso wie das gesamte Golf Cabriolet einfach zu reparieren. Ohnehin gelten die Modelle nicht als besonders rostanfällig. Doch Qualität hat seinen Preis. Ein Fahrzeug aus dem Jahre 1991/1992 mit rund 100.000 Kilometern in gepflegtem Zustand kostet 15.000 bis 20.000 Euro. Unfallfreie Modelle aus erster Hand im Topzustand mit deutlich unter 50.000 Kilometern kosten 30.000 Euro und mehr.

Schlechter ausgestattete Sondermodelle der Young Line, Fashion Line oder Sportline sind allerdings deutlich günstiger. Und dazu gibt es seltene Exoten, wie den Biagini Passo. Die Mischung aus Golf I Cabrio und Golf Country wurde in Kooperation mit der Firma ACM / Biagini im italienischen Pescara gebaut. Dort hat man 300 allradgetriebene Golf Country in Handarbeit zu Cabrios umgebaut.

Kra mit Pressinfom