In den sechziger und siebziger Jahren war die "Ente", der 2CV, das Lieblingsautos aller Individualisten, Existenzialisten, Sozialarbeiter und Studenten. Altersbedingt ist die Ende oder der Döschewoo, wie er in Frankreich hieß, inzwischen ein Oldtimer und kein Alltagsauto mehr. Doch in den Jahren von 1959 bis 1992 wurden in Deutschland mehr als eine Viertelmillion Enten verkauft. Anders als bei manchen Coffeetable-Bänden wurden alle Modelle für den Band "Legende 2 CV - Fahren, Fühlen. Leben" von Michaël Levivier neu aufgenommen. Der Enten-Fan findet daher nicht alte Bekannte, sondern neue Entdeckungen. Jeder Wagen wird auf mehreren Doppelseiten vorgestellt. Dabei geht es nicht nur um die Technik, Levivier liefert jeweils ein Portrait der Ente und ihrer Besitzer. Darunter auch so Seltenheiten die wie berühmte Sahara-Ente.
Ein Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein
Konzipiert wurde die Ente von Pierre Boulanger als TPV, "tout petit voiture", als ganz kleines Auto. Die Idee war genial: "Entwerfen Sie ein Auto, das zwei Bauern in Stiefeln, einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein mit bis zu 60 km/h befördern kann und dabei nur drei Liter Benzin auf 100 km verbraucht. Außerdem soll es selbst schlechteste Wege befahren können und so einfach zu bedienen sein, dass selbst eine Fahranfängerin problemlos mit ihm zurechtkommt. Es muss ausgesprochen gut gefedert sein, sodass ein Korb voll mit Eiern im Kofferraum eine Fahrt unbeschadet übersteht. Das neue Auto muss wesentlich billiger sein als unser Traction Avant. Das Aussehen des Wagens ist egal." Damit die Zweckmäßigkeit des Fahrzeugs nicht unter den Designvorstellungen der Stylisten litt, wurde Chefdesigner Bertoni von der Entwicklung der Ente ferngehalten. Der Designer entwarf später die "Sahneschlitten" DS, (die Göttin) und den Ami 6, Kultstücke im Karosseriebau.

Legende 2 CV Fahren, Fühlen.
Leben 240 Seiten, ca. 220 Abb., Format 27,6 x 35,6 cm
Geramond
59,00 Euro
Einfach und genial
Ein sperriges Äußeres, technische Finessen und geniale Vereinfachungen zeichneten die Ente aus: Ein Scheibenwischer, der vom Kilometerzähler angetrieben wurde, ein Faltdach, das sich bis zur Stoßstange hinunter falten ließ, eine geniale Federung und die so genannten Yoder-Scharniere. Das sind spiralförmig gewickelte Blechprofile, die anstelle eines Scharniers einfach ineinander geschoben wurden. Damit konnte man die Ente ohne die Hilfe einer Werkstatt fast komplett auseinandernehmen. Auf einem Werbefoto aus den Niederlanden von 1961, der Name Ente ist übrigens eine holländische Erfindung, sieht man eine strahlende Familie am Ufer eines Freizeitsees. Das Entlein vollkommen demontiert. Im Vordergrund hockt die hübsche Tochter in Brigitte Bardot Manier und hält die vordere Tür eingeklemmt zwischen den Beinen, als sei sie eine kostbare Harfe. Selbstverständlich sitzt die Elfe dabei auf dem ausgebauten Vordersitz.
Kein Wagen für Angeber
Während der aktiven Entenjahre hielt sich ein hartnäckiges Gerücht: Wer es schafft, eine Ente während der Fahrt umzuschmeißen, der bekommt eine Neue. Die Ente ohne helfende Rampe umzuschmeißen, war unmöglich. Eine Ente schaukelte gewaltig, aber sie blieb stehen. Die Enten wurden bis zum letzten französischen Baujahr 1988, aus Portugal gab es sie noch länger, ohne "Facelift", also immer in der gleichen Form verkauft. Die Ente war damals kein Auto für Statussymbolsucher und auch heute nicht. Die Besitzer aus dem Band sind dann auch keine Millionäre mit geleckter Oldtimer-Sammlung. sondern Nonkonformisten wie eh und je. Und jeden verbindet ein ganz eigenes Band mit seiner Ente.