Skoda Octavia Der Premium-Prinz aus Böhmen

Nie war es verführerischer, vernünftig zu sein. Der neue Octavia bietet sehr viel Auto und attraktive Formen für einen wahren Kampfpreis.

Bekannt wurde der Octavia als Vernunft-Modell preisbewusster Familienväter. Männern, denen das "Image" egal sein musste, die sich von inneren Werten überzeugen und sich nicht von vergänglichen Äußerlichkeiten irre machen ließen. Der neue Octavia setzt nicht allein auf das bekannte Erfolgsrezept "Nirgends gibt es mehr Golf fürs Geld", er zielt jetzt auch direkt auf das Herz des Automobilisten. Die Basis des Golf V veredelten die tschechischen Autobauer zu einer aggressiv-eleganten Mittelklasse Limousine. Der auf dem Genfer Automobilsalon von Skoda vorgestellte Nachfolger des Erfolgsmodells Octavia hat das Zeug, den Erfolg seines Vorgängers noch zu übertreffen.

Unten Golf, oben hui

In Sachen Verarbeitung und Qualität musste sich der Octavia noch nie vor der Konkurrenz verstecken. Problem: Auch das Design verströmte bislang ein behäbiges Solditäts-Gefühl. Kein Stück aufregend, aber wohltuend zuverlässig. Im neuen Modell fand Skoda den Mut, die Gefilde des Böhmer-Waldes zu verlassen und die Bühne der großen Metropolen zu betreten. Elegant schmiegt sich jetzt der Kühlergrill in das sportliche V der Motorhaube. Ein markantes Gesicht verleiht der chromumrahmte Lufteinlass dem Octavia noch immer, wirkt aber längst nicht mehr so kantig. Damals meinten Spötter, das Teil sei eigentlich für einen Trecker konstruiert worden. Das ist nun Vergangenheit, der neue Octavia will und kann verführen. Drängt die Haube nicht pfeilförmig voran? Leuchten die Scheinwerfer nicht aus scharf geschnitten Schlitzen. Kleine Aufmerksamkeiten erfreuen im Detail, etwa die in die Scheinwerfer integrierte Blinker.

Noch mehr Auto für den Euro

Die Preisliste beginnt bei 14.490 Euro für den 1,4-Liter. Der tschechische Prinz kommt dann in der Basis-Variante glatte 730 Euro billiger als der günstigste Golf aus Wolfsburg. Allerdings ist der "Neue" teurer als das Vorgängermodell - dessen Einstiegspreis liegt aktuell bei 13.690 Euro. Die Markteinführung für die Limousine beginnt im Sommer, der Kombi folgt gegen Jahresende.

Da geht was rein

Alles wird größer, auch der Kofferraum. Ein Basisvolumen von 560 Litern kann sich sehen lassen, bei umgelegter Bank dürfen sogar 1.350 Liter Stauraum gefüllt werden. Die Kofferraumklappe öffnet das Heck oberhalb der Scheibe, so lässt sich auch in der Limousine gelegentlich sperriges Gut verstauen. Die Zielgruppe "Familienväter" ist im neuen Modell natürlich nicht vergessen worden. Was braucht die Familie auf der Reise vor allem? Richtig, Staufächer - und das nicht zu knapp. Überall sind welche versteckt: In der Mittelkonsole, in der Armaturentafel, zwischen dem Fahrer- und dem Beifahrersitz, in der Verkleidung der vorderen und hinteren Sitze, an der Rückseite der Sitze und im Kofferraum. Sehr praktisch: Die Jumbo Box zwischen Fahrer- und Beifahrersitz wird in Verbindung mit einer Klimaanlage zum Kühlfach.

Unter der Haube

Mit sechs Triebwerken geht der Octavia an den Start. Man hat die Wahl zwischen vier Benzinern und zwei Turbodieseln. Die Benziner beginnen ein wenig schwachbrüstig mit einem 1,4-Liter mit 75 PS, steigern sich zu einem 1,6-Liter mit 102 PS, bis zum Direkteinspritzer (FSI) mit 1,6 Litern Hubraum und 115 PS. Das Spitzenmodell entfaltet aus zwei Litern Hubraum 150 PS. Die Turbodiesel: 1,9-Liter-TDI mit 105 PS und in Zweiliter-TDI mit 140 PS. Ihre Leistung bringen die 1,4-Liter und 1,6-Liter-Benziner und der 1,9-Liter-TDI mit einem manuellen Fünfgang-Getriebe auf die Straße. Dem 2,0-Liter-FSI und dem Zweiliter-TDI wurde serienmäßig ein Sechsgang-Getriebe spendiert. Ebenfalls serienmäßig gibt es ABS, EBV (Elektronische Bremskraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse), MBA (Mechanischer Bremsassistent), MSR (Motor-Schleppmoment-Regelung) und ASR (Antriebs-Schlupf-Regelung).

Die Spar-Schönheit

Geiz ist Geil, auch weil bei vielen weniger Geld im Portemonnaie ist. Wer dennoch auf nichts verzichten will, für den hält Skoda ein Angebot bereit, das man kaum zurückweisen kann. Kaum ein Kriterium auf die der Oktavia nicht eine einzige Antwort hat und die heißt "Mehr". Mehr Auto, mehr Technik, mehr Zuverlässigkeit und nun auch noch mehr Schönheit. Astra und Golf werden sich im direkten Vergleich warm anziehen müssen.

Gernot Kramper