"Belief & Betrayal - Das Medaillon des Judas" Vatikanführung mit Mystery-Einschlag

Dunkle Machenschaften der Kirche, Geheimbünde, der Gral - unerschöpflicher Stoff für Film, Funk, Fernsehen und Computerspiele. Nun möchte das italienische Label Artematica PC-Spielern mit dem "Medaillon des Judas" kalte Schauer über den Rücken jagen ...

Eigentlich wollte Danter gerade nach Miami fliegen, um dort den skandalumwitterten Kardinal Gregorio zu interviewen. Doch Scotland Yard macht ihm einen Strich durch die Rechnung: Jons Onkel Frank wurde in London grausam ermordet, und nun fürchtet man auch um das Leben des New Yorker Journalisten.

Ziemlich unfreiwillig ändert Jon seine Reisepläne: Statt ins sonnige Florida zu jetten, macht er sich auf in die britische Hauptstadt und gerät bei den Ermittlungen im Mordfall zwischen alle Fronten. Schon bald schlittert er selbst ganz knapp am Tod vorbei - und verdankt sein Leben der jungen Katrin McKendal, die für die Geheimorganisation "Das Legat" arbeitet. Letzterer gehörte auch Jons Onkel Frank an, er war den größten Geheimnissen der Kirchengeschichte auf der Spur.

Jon und Katrin nehmen die Fährte in Franks Londoner Wohnung auf, wo ihnen ein uraltes Artefakt den weiteren Weg weist. Es verschlägt sie an historisch bedeutende Stätten in ganz Europa: in die Kathedrale von Chartres ebenso wie in die Katakomben von Venedig, nach Rom und natürlich auch in den Vatikan. Das Entwicklerstudio Artematica, das zuletzt mit dem "Eulemberg Experiment" von sich reden machte, legte bei der Umsetzung der Schauplätze großen Wert auf Authentizität. Wer schon mal vor Ort war, findet sich sofort zurecht.

"Belief & Betrayal" ist ein traditionelles Point&Click-Adventure, das mit seiner intuitiven Steuerung und der massentauglichen Mysterien-Story auch Einsteiger und Gelegenheitsspieler ansprechen kann. Auch wenn in der Geschichte so manche kleine logische Unstimmigkeit irritiert (warum beispielsweise vertraut Jon seiner Retterin Katrin eigentlich von Anfang an blind, wenn selbst die Polizei ein falsches Spiel treibt?), entwickeln sich die Puzzles durchweg direkt aus dem Geschehen. Ihre Lösung ist in der Regel gut nachvollziehbar - der Spieler kann sich so gut in die detektivische Arbeit seiner Protagonisten hineinversetzen. In vielen Szenen ist es übrigens möglich, zwischen den Spielfiguren zu wechseln und parallel an unterschiedlichen Orten mehrere Aufgaben zu lösen.

Es geht temporeich zu in "Belief & Betrayal" - kein Leerlauf, keine nervigen Schieberätsel und keine Sackgassen bremsen den Spielfluss. Allenfalls das Absuchen der Locations nach wichtigen Hinweisen und Gegenständen zieht sich manchmal etwas hin. Trotzdem macht es Spaß, in detailliert dargestellten Zimmern herumzustöbern und historische Gemäuer zu erkunden.

Während die Schauplätze grafisch ansprechend, aber nicht unbedingt "state-of-the-art" umgesetzt wurden, wirken die Spielfiguren manchmal wie "aufgeklebt" (besonders wenn man aus Performance-Gründen die Schatten ausschaltet) und recht hölzern animiert. Dafür entschädigt die hervorragende Sprachausgabe mit Schauspielern, die ihre Parts ebenso lebendig wie glaubwürdig gestalten.

Belief & Betrayal - Das Medaillon des Judas

Hersteller/Vertrieb

Artematica/dtp entertainment

Genre

Adventure

Plattform

PC

Preis

ca. 30 Euro

Altersfreigabe

ab 12 Jahren

Fazit: Auch wenn die Geschichte von "Belief & Betrayal" manchmal etwas an den Haaren herbeigezogen ist und es mit den historischen Fakten nicht so genau nimmt, versteht es das Spiel, mit gekonnter Dramaturgie, beeindruckender Rätselvielfalt und einem sehr gemächlich ansteigenden Schwierigkeitsgrad bis zur Schlusssequenz an den Monitor zu fesseln. Wem alte Reliquien und finstere Mythen wohlige Schauer über den Rücken jagen, der wird von "Belief & Betrayal" für ein paar Stunden ganz ordentlich unterhalten.

TELESCHAU
Herbert Aichinger/Teleschau

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