"Gun" Kein Western von gestern

Rauchende Colts und jede Menge Feuerwasser: Das Western-Spiel "Gun" bringt mit einer filmreifen Geschichte und packenden Schießereien frischen Wind in das angestaubtes Wild-West-Genre. Umso ärgerlicher sind die kleinen Macken.

Die Geschichte führt den Spieler in ein klassisches Western-Umfeld: Die mehr oder weniger gesetzestreuen Mitbürger in Städten wie Dodge City oder Empire sind dreckig, haben keine Manieren, saufen, verzocken im Saloon ihr Geld und schießen auch schon mal jemand über den Haufen, wenn ihnen gerade danach ist. Keine Frage, hier wird das Klischee zelebriert.

Filmreife Story

Inmitten dieses Szenarios lebt der Held Colton White, in dessen Rolle der Spieler schlüpft. Zwei Fragen plagen den Protagonisten: Wer hat Coltons Vater umgebracht? Und welches Mysterium rankt sich um die eigene Herkunft? Der Handlungsstrang der Hauptgeschichte wird sehr spannend erzählt. Man durchläuft ein wahres Wechselbad der Gefühle - die vielen, in Spielegrafik gehaltenen Zwischensequenzen, die die Story vorantreiben, fesseln förmlich vor den Bildschirm. Colton liefert sich dazwischen spannende Duelle mit allerlei Wild-West-Schurken, um die Wahrheit über sich und seinen erschossenen Vater herauszufinden. Die mit vielen Wendungen versehene Geschichte wurde von Randall Johnson geschrieben, der bereits Hollywood-Drehbücher (u. a. "Die Maske des Zorro") verfasst hat.

Die Nebenjobs des Revolverhelden

Auch abseits der Haupthandlung gibt es eine ganze Menge zu tun. Unzählige Nebenaufgaben können auf Wunsch vom Spieler angegangen werden. So stiehlt man Pferde, macht schießwütige Trunkenbolde Dingfest oder befreit den örtlichen Saloon von finsterem Gesindel. Der bärbeißige Cowboy darf als Hilfs-Sheriff Gesetzesbrecher zu Strecke bringen oder auch mal im Saloon sein Poker-Glück versuchen. Dazu reitet man von Ort zu Ort, durch die staubige Prärie. Die weitläufigen Areale laden geradezu dazu ein. Zunächst sorgen diese Nebenjobs, die nicht nur Coltons Fähigkeiten, sondern auch dessen Kontostand aufbessern, für Kurzweil. Im weiteren Spielverlauf wiederholen sich die einzelnen Aufgaben aber leider zu häufig.

Shopping im Wilden Westen

Das aufregende Wild-West-Leben kostet sehr viel Geld. Munition und Schusseisen wollen bezahlt sein. Daher macht sich der Cowboy zunächst auf die Suche nach Gold oder verdient sich durch die gerade geschilderten Nebenaufgaben ein paar Dollar. Das hart verdiente Geld wird dann sogleich in Upgrades für die vorhandenen Waffen oder andere nützliche Gegenstände eingelöst, die das Leben des Revolverhelden sicherer machen. Durch das Aufrüsten verbessern sich beispielsweise das Zielvermögen oder die Reitkünste des Helden. Dies ist auch bitter nötig, denn überall in der virtuellen Western-Welt lauern Gefahren wie angriffslustige Indianer oder schießwütige Möchtgern-Revolverhelden.

"Gun"

Hersteller/Vertrieb

Activision

Genre

Action

Plattform


PlayStation2, PC, XBox, GameCube, Xbox 360

Preis

ca. 50 Euro

Altersfreigabe

ab 16 Jahren

Steuerung mit Licht und Schatten

Äußerst positiv fällt die intuitive Steuerung des Helden auf, dank der selbst Gelegenheitsspieler bereits nach wenigen Spielminuten zum virtuellen Jesse James mutieren. Präzise lassen sich beispielsweise die Pferde durch die Prärie scheuchen. Weniger gelungen ist leider die Führung des Protagonisten während der Schießereien. Zwar lässt sich eine so genannte Zeitlupen-Option "Schnellziehen" nutzen, die für kurze Zeit in bester Matrix-Manier die Aktionen der Gegner verlangsamt. Ist die entsprechende Energieleiste jedoch aufgebraucht, mutiert das Anivisieren der Gegner zur Glücksache. Die Steuerung ist nicht mehr präzise genug, um die vielen schnellen Schusselwechsel für sich zu entscheiden. Jetzt wird die Spielfigur sehr schnell selber zur Zielscheibe. Schlimme Verletzungen sind die Folge. Dann hilft nur noch der flinke Griff zur Whisky-Flasche. Das Feuerwasser weckt neue Lebensgeister. Doch der Vorrat ist begrenzt.

Auf allen Spielplattformen zu Hause

"GUN" ist für insgesamt fünf Systeme erhältlich. Leider wurden die individuellen Leistungsmerkmale der Plattformen nicht von den Entwicklern berücksichtigt. Trübe Texturen oder klobige Figuren sind Merkmal aller Fassungen - sogar auf PC und Xbox 360. Offensichtlich wurde der Titel auf der PlayStation 2 entwickelt und halbherzig auf alle anderen Systeme umgesetzt. Dafür kann aber die Sound- und Musikuntermalung vollends überzeugen. Unter anderem traten die US-Schauspieler Thomas Jane ("The Punisher"), Kris Kristofferson ("Blade") und Brad Dourif ("Herr der Ringe") vors Mikrofon. Die englische Sprachausgabe ist deutsch untertitelt.

Fazit: Toller Western-Spaß

"Gun" bietet mit seinem Western-Setting ein frisches Spielerlebnis und eine echte Alternative zu Action-Titeln wie "Total Overdose". Wer über die Kritikpunkte wie die durchschnittliche Optik und die eintönigen Nebenaufgaben hinwegschauen kann, erlebt ein tolles Wild-West-Abenteuer mit spannender Geschichte und grenzenloser Spielfreiheit im Stil der erfolgreichen "Grand Theft Auto"-Serie.

Udo Lewalter mit Material von Teleschau

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