"Harry Potter und der Halbblutprinz" Zauberhaft oder fauler Zauber?

Kurztrip nach Hogwarts: Das Spiel zum Film zum 600-Seiten-Schmöker fällt erstaunlich knapp und durchschnittlich aus - und das, obwohl EA durch die Verschiebung des Kinostarts fast ein Jahr zusätzlich Zeit hatte.

Das vielleicht vorab: Kenner des 600-Seiten-Schmökers werden vieles vermissen. Neulinge dürften dagegen ein bisschen verwirrt sein, bricht das Spiel die Ereignisse doch gnadenlos auf ein paar Zwischensequenzen herunter.

Die erste davon verrät, dass es der junge Zauberer Harry Potter kaum erwarten kann, zurück zu seinen Freunden und Lehrern an der "Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei" zu kommen. Gleich in der ersten Stunde des sechsten Schuljahres fällt ihm ein altes Zaubertrank-Buch in die Hände, das von seinem mysteriösen Vorbesitzer, dem Halbblutprinzen, um handschriftliche Notizen ergänzt wurde. Und die Rezepturen haben es in sich ...

Was im Buch ganz einfach klingt, stellt Hobbyzauberer vor die erste größere Herausforderung. Denn im Videospiel "Harry Potter und der Halbblutprinz" ist die Zubereitung von Zaubertränken einer der elementaren Bestandteile. Wer eine Nintendo Wii sein Eigen nennt, darf sich glücklich schätzen - hier kann man mithilfe der Wiimote alle wichtigen Tätigkeiten alleine durch entsprechende Handbewegungen ausführen. Bei PC- und Konsolenversionen muss man beim Zusammenmischen der obskursten Zutaten hingegen zu Maus oder Analogsticks greifen. Aber auch so macht das Zusammenrühren von Zutaten eine Menge Spaß - zumindest anfangs ...

Grafisch präsentiert sich der Trip nach Hogwarts so schön wie kein anderer "Harry Potter"-Titel zuvor. Zwar wirken auch im sechsten Teil einige Animationen, besonders Mimiken und Bewegungen, noch etwas kantig. Der Detailreichtum und die Atmosphäre wurden im Vergleich zu den Vorgängern jedoch erheblich verbessert. Auch die Sprachausgabe mit den Originalstimmen und die orchestrale Musik wissen durchgehend zu begeistern: So schön und stimmig klangen Videospiele selten.

Dafür hakt's im eigentlichen Ablauf des mit gerade einmal sechs Stunden Spielzeit viel zu kurzen Abenteuers: Anstelle von kniffligen Rätseln oder spielerischer Freiheit bietet EA quasi einen interaktiven Film an, was wenig Freiraum für eigene Erkundungen innerhalb der riesigen Spiellandschaft lässt. Meist gilt es, von Punkt A zu Punkt B zu laufen und hier entweder Zaubertränke zuzubereiten, eine Runde Quidditch zu spielen oder in nicht allzu anspruchsvollen Zauberstabduellen gegen Mitschüler aus anderen Häusern und finstere Mächte anzutreten. Außer diesen drei Herausforderungen gibt es nur wenig zu erledigen für angehende Hexenmeister.

Harry Potter und der Halbblutprinz

Hersteller/Vertrieb

EA/EA

Genre

Action-Adventure

Plattform

PlayStation2, PC, Nintendo DS, PSP, PlayStation3, Wii, Xbox 360

Preis

ca. 30 bis 60 Euro

Altersfreigabe

ab 12 Jahren

Eine Weile ist das sogar recht unterhaltsam, doch spätestens nach dem zehnten Zaubertrank oder dem 20. Duell geht die Magie der Vorlage flöten - und zusammen mit den Schergen Voldemorts hält die Langeweile Einzug ins Spiel. Immerhin kann man noch die überall auf dem riesigen Gelände verstreuten Wappen einsammeln und so zusätzliche Boni freischalten. Zauberhaft ist "Harry Potter und der Halbblutprinz" aber deshalb noch lange nicht ...

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Ole Schley/Teleschau

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