"Iron Man" Viel Blech, wenig Iron-ie

Ein Fall für die Altmetall-Sammlung? So unterhaltsam wie der Kinofilm "Iron Man" ist das gleichnamige Videospiel nicht geraten. Man muss schon einen eisernen Willen haben, um das Ende zu erleben.

Eigentlich wollte man aus der sonst üblichen Lizenz-Not ein erstklassiges Spiel zur Tugendmaschine machen. Doch die "Diesmal wird alles anders"-Beteuerungen der PR-Abteilung erwiesen sich als ebenso voreilig wie der Abschluss der Programmierarbeiten. "Iron Man" strotzt vor kleinen Ungereimtheiten und großen Fehlern. Ein kleiner Auszug der gröbsten Schnitzer, die während des Tests für unfreiwillige Komik sorgten: Feindliche Flieger donnern immer wieder in Gebäude. Aus den Comic-Büchern eingeflochtene Zwischengegner wie Whiplash lassen sich ohne Gegenwehr erledigen. Und wer will, kann auf den Rotorblättern eines Kampfhelis landen und diesen so zur Strecke bringen. Qualitätssicherung sieht irgendwie anders aus.

Und auch vom staubtrockenen Humor, der den Film auszeichnet, blieb nicht mehr viel übrig - weder in den gerenderten Zwischensequenzen noch im eigentlichen Spiel. Stattdessen gibt Iron Man, für den in der Original-Fassung Hauptdarsteller Robert Downey Jr. vors Mikro trat, hierzulande reichlich Blech von sich, während er Panzer, Hubschrauber, Drohnen und Raketenstellungen im Akkord zu Altmetall verwandelt. Die Möglichkeiten dazu sind ebenso vielfältig wie das beeindruckende Waffenarsenal der Ein-Mann-Armee. Wer will, kann die feindlichen Heerscharen aber auch händisch zerlegen - heftiges Button-Hämmern vorausgesetzt.

Je nachdem, wie man sich in den teils an den Film, teils an die Comic-Bücher angelehnten Missionen schlägt, darf Tony Stark seine Anzüge nach und nach mit neuen Systemen ausstatten. Das Pimp-my-Suit ist auch bitter nötig, siedelte Sega den Schwierigkeitsgrad des Games doch ziemlich hoch an. Dreimal darf dem Superhelden während eines Levels der Saft ausgehen, danach heißt's "Alles auf Anfang". Damit dies nicht allzu häufig geschieht, sollte man sich schnell mit dem Energietransfer zwischen einzelnen Systemen sowie der vertrackten Steuerungen anfreunden. Die erlaubt zwar nach etwas Einarbeitungszeit coole Manöver zu Lande und in der Luft, ist allerdings ziemlich unpräzise und nervös geraten.

Und auch grafisch hat die "Iron Man"-Engine schon etwas Patina angesetzt. Einerseits ermöglicht sie die Darstellung riesiger Gebiete, die sich frei begehen und befliegen lassen. Der Preis dafür sind jedoch mitunter karge Texturen und Einbrüche in der Bildwiederholungsrate, wenn Iron Man von allen Seiten beharkt wird.

Iron Man

Hersteller/Vertrieb

Sega/Sega

Genre

Action

Plattform

PlayStation2, PC, Nintendo DS, PSP, PlayStation3, Xbox 360

Preis

ca. 40 bis 70 Euro

Altersfreigabe

ab 16 Jahren

Einen eisernen Willen brauchen also all jene, die bis zum finalen Duell mit dem "Iron Monger" durchhalten wollen. Belohnt werden die Mühen jedoch kaum.

TELESCHAU
Bernd Fetsch/Teleschau

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