Für all jene, an denen der Boom der Musik-Games bislang vorbeigegangen ist: "Rock Band" - das ist wie der große Konkurrent "Guitar Hero" eine Art Konzertsimulator, der seinen Reiz vornehmlich aus der Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit bezieht. Hier dürfen Stubenhocker vor dem heimischen Fernseher zahlreiche Rock- und Metal-Hymnen auf separat erhältlichen Plastikinstrumenten (Gitarre, Bass, Schlagzeug und Mikro) nachspielen. Wie? Während eines Songs wird auf Laufbändern angezeigt, welche Saiten oder Drums angeschlagen werden sollen. Wird der Einsatz verpasst oder der falsche Ton gespielt, schallt aus den Boxen nur schiefes Schrammeln - und das virtuelle Publikum beginnt zu buhen.
In "Rock Band 2" dürfen auch Solisten auf "World Tour" gehen. Spaß und Sinn macht das - mit Ausnahme des neuen Schlagzeug-Unterrichts - aber nur bedingt. Das Hauptaugenmerk liegt klar auf dem Multiplayer-Modus. Bis zu vier Spieler bilden hier gemeinsam eine Band und ziehen los, um off- wie online die Musikwelt zu erobern. Sind die ersten Gigs noch leicht zu bewältigen, müssen später Songlisten erstellt und den Wünschen der Fans angepasst werden. Nahe des Rockolymps sind schließlich ganze Konzerte zu stemmen, ohne zwischenspeichern zu können. Das geht zweifelsohne an die Substanz ...
Wer jedoch ordentlich performt, bekommt nicht nur Geld, Fans und Ruhm - sondern auch "Overdrive"-Power. Wird diese aktiviert, vervielfacht sich die Punkteausbeute. Sie kann aber auch dafür genutzt werden, um Bandmitglieder wieder ins Spiel zu holen, sollten sie sich zu viele Fehlgriffe geleistet haben. Wer dreimal versagt, ruiniert normalerweise den Gig - und verprellt die Fans, deren wachsende Gesamtzahl stetig den Weg zu neuen Locations und Songs öffnet. Um aber die Party-Tauglichkeit von "Rock Band 2" zu fördern, hat Harmonix einen No-Skill-Modus eingebaut. Der erlaubt auch völlige Talentfreiheit und bestraft nicht die restliche Band.
84 Tracks mit dem Original-Master-Recording wurden auf die DVD gepresst - darunter viel Independent-Kram, den keine Sau kennt, aber auch echte Burner wie "Chop Suey" von System of a Down, "Give it Away" von den Red Hot Chili Peppers, "One Step Closer" von Linkin Park oder "Testify" von Rage Against the Machine. Rock-Götter wie Metallica, AC/DC, Guns N' Roses, Billy Idol und Pearl Jam sind ebenfalls vertreten - wenngleich nicht mit ihren Gassenhauern. Wem die Auswahl nicht zusagt, kann sämtliche Songs des Vorgängers gegen einen Mini-Aufpreis ins Spiel importieren (ca. 1,8 Gigabyte!) oder unzählige andere online kaufen.
Apropos Vermarktung: Neben den eigenen Mitgliedern und deren Outfits lassen sich im umfangreichen Editor auch Band-Logos, -Fotos und -Flaggen kreieren. Damit bedruckte T-Shirts können ebenfalls online bestellt werden. Eigentlich eine schöne Idee, würde der Kommerz nicht derart im Vordergrund stehen.
Rock Band 2
Hersteller/Vertrieb | Harmonix/MTV/EA |
Genre | Sonstiges / Besonderes |
Plattform | Xbox 360 |
Preis | ca. 60 Euro |
Altersfreigabe | o.A. |
Immerhin: Sämtliche Instrumente des Konkurrenten "Guitar Hero: World Tour", der ebenfalls mit einem Schlagzeug ausgestattet vor Kurzem auf den Markt kam, sind kompatibel. Die alten "Rock Band"-Drums und -Gitarren sowieso. In den USA bringt EA zudem ein neues Drum-Kit heraus, das mit seinen vier Gel-gepolsterten Trommeln, Hi-Hats, Crash-Becken und Bass einem echten Schlagzeug schon verdammt nahekommt. Auch preislich: Rund 300 Dollar soll das Edel-Plastikinstrument kosten. Dafür dürften sich allerdings nur jene Profis interessieren, die auch die Online-Highscore-Listen in den "Battle of the Bands"-Turnieren anführen und einen bei Bedarf in Grund und Boden rocken ...