"Guitar Hero: World Tour" Duell der Rock-Giganten

Die Kopie von der Kopie - oder doch mehr? Bei "Guitar Hero: World Tour" gibt es nun auch ein Schlagzeug. Und ein Musikstudio zum Komponieren eigener Songs.

Die Idee klingt verlockend: Dank einer integrierten Sound-Software lassen sich bei "Guitar Hero World Tour" mit separat erhältlichen Plastikklampfen und -Drums eigene Songs einspielen, bearbeiten und ins Netz stellen. Das Ergebnis am Ende einer Jam-Session enttäuscht jedoch - und klingt meist wie ein Handy-Klingelton. Dazwischen absolviert man ein unglaublich umfangreiches Tutorial, zeichnet die Gitarren-, Bass- und Drum-Parts auf und mischt das Ganze semi-professionell auf mehreren Spuren zusammen. Angehende Cover-Bands haben's jedoch schwer: Nachgespielte Lieder werden aus Urheberrechtsgründen wieder von den "Guitar Hero"-Servern gelöscht ... Dennoch: Dem Gamer ein derartiges Software-Tool in die Hand zu drücken, ist sicherlich der richtige Weg für die Zukunft.

Auch das erprobte Gameplay wurde um zusätzliche Funktionen erweitert. Doch zunächst die "Guitar Hero"-Basics für alle bislang Unrockbaren da draußen: Während eines Songs wird auf einem farb-codiertem Laufband angezeigt, welche Töne, Akkorde und Pattern nachgespielt werden sollen. Falsche oder verpasste Einsätze lassen das "Rock"-Barometer ins Bodenlose sinken und das Publikum "Buh"-Rufe anstimmen, im schlimmsten Fall wird der Auftritt abgebrochen. Doch für den Ernstfall gibt es die "Star Power", die man sich durch einwandfreies Spiel verdient. Bei den Vorgängern wurde dieser hilfreiche Fan-Boost durch ein fehlerträchtiges Hochreißen des Gitarrenhalses ausgelöst. Auf der neuen Klampfe gibt es dafür nun einen kleinen Knopf direkt neben dem Saiten-Anschlag. Ebenfalls neu: die "Slide Bar" - eine zusätzliche Anordnung von Buttons, mit denen sich auf- oder absteigende Tonfolgen sowie fordernde Soli durch ein flinkes Verrutschen der Finger spielen lassen. Lilafarbene Linien verraten, wann man sie nutzen sollte. "Offene" Noten simulieren zudem einen Slap beim Bass.

86 Original-Songs wollen nachgerockt werden. Und die Bandbreite lässt kaum Wünsche offen. Prog-Rocker kommen bei Muse, Korn, Linkin Park und Bullet For My Valentine auf ihre Kosten. Nostalgiker versuchen sich an Stücken von Jimmy Hendrix, The Doors, Sex Pistols und Van Halen. Und der Rest erfreut sich an zahllosen anderen namhaften Künstlern wie 30 Seconds to Mars, Foo Fighters, Metallica, R.E.M. und Tool, die gleich mehrere Songs sowie eine eigens designte Bühne beisteuerten. Mit den Beatsteakes ("Hail To The Freaks") und Tokio Hotel ("Monsoon") haben es auch zwei deutsche Bands in die Auswahl geschafft, die sich durch kostenpflichtige Downloads jederzeit erweitern lässt. Leider dürfen die Songs aus dem Vorgänger "Guitar Hero 3" nicht übertragen werden.

Durch den Schlagzeug- und den Gesangs-Part rückte der Multiplayer-Modus bei "Guitar Hero: World Tour" noch mehr in den Vordergrund. Dennoch bleiben das Gemeinschaftsgefühl und die Zugänglichkeit zuweilen auf der Strecke, weil man Bandkollegen nicht "retten" kann und Gigs unverweigerlich den Bach hinuntergehen, wenn nur einer versagt. Wie es besser geht, zeigt "Rock Band 2". Gleiches gilt im Übrigen bei der Inszenierung des Karriere-Modus. Anstelle die Welt zu bereisen, Fans zu gewinnen und somit unterschiedliche Locations freizuschalten, rattert man bei "World Tour" schlicht eine Setlist nach der anderen ab und wird mit gelegentlichen Comic-Zwischensequenzen belohnt. Dafür darf man sich bei der Gestaltung seines Alter Egos nach Belieben austoben ...

Guitar Hero: World Tour

Hersteller/Vertrieb

Neversoft/Activision Blizzard

Genre

Sonstiges / Besonderes

Plattform

PlayStation2, PlayStation3, Wii, Xbox 360

Preis

ca. 70 Euro

Altersfreigabe

o.A.

Fazit: "Rock Band 2" ist party-tauglicher und hat den motivierenderen Karriere-Modus, "Guitar Hero: World Tour" verfügt über das authentischere (und leisere) Drum-Kit, ist anspruchsvoller und im Gegensatz zum Xbox-360-exklusiven Konkurrenten für nahezu alle Systeme erhältich. Die Kosten für ein komplettes Instrumenten-Set nebst Spiel halten sich bei rund 200 Euro die Waage.

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Gerd Hilber/Teleschau

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