"Trauma Center: New Blood" Wenn die Wiimote zum OP-Besteck wird

Heilende Hände, ruhig Blut: Trotz des mitunter geradezu krankhaften Schwierigkeitsgrades bekommt die virtuelle Mulloper "Trauma Center: New Blood" die Kassenzulassung ...

Für all jene, die den Vorgänger nicht konsultiert haben: "Trauma Center" ist eine Art Skalpell-Simulation mit einer gehörigen Dosis Drama, einer Spritze Pathos und einer Infusion voller Adrenalin. Klingt makaber, macht aber erstaunlicherweise richtig Spaß.

Geneigte Zocker, die virtuelles Blut sehen können, schlüpfen in den Arztkittel der Chirurgen Markus Vaughn und Valerie Blaylock, die sich im Verlauf der etwas hanebüchenen Rahmengeschichte von Provinzärzten zu Halbgöttern in Weiß mit wahrhaft wundersamen Fähigkeiten wandeln. So kann Markus die Zeit verlangsamen, Valerie die Vitalfunktionen eines Patienten in kritischen Momenten stabilisieren. Allerdings lassen sich diese Sonderfähigkeiten während eines Eingriffs nur einmal abrufen ...

Am Ablauf hat sich gegenüber dem Vorgänger "Second Opinion" nur wenig verändert. Unter Zeitdruck müssen mithilfe der Wiimote und des Nunchuck-Controllers Blutungen gestillt, wuchernde Tumore entfernt, faule Herzen geschockt, Polypen weggelasert, Knochenstücke sortiert, Hautstücke verpflanzt und die Patienten anschließend wieder zusammengeflickt werden. Die Steuerung erweist sich dabei als erstaunlich präzise, nur die Nähte werden meist ziemlich hässlich. Jeder grobe Schnitzer bei der Behandlung, deren Schritte man oft auswendig lernen muss, wird durch ein Knick in der Gesundheitskurve und eine abschließende Bewertung abgestraft. Bei zu vielen Kunstfehlern und Nulllinie heißt's gleich Game Over.

Anfangs geschieht das alles noch in der Notaufnahme des Montgomery Memorials in Alaska, später folgen die beiden dem Ruf der Gesundheitsorganisation Caduceus nach L.A., wo der gefährliche Stigma-Erreger wütet, an dessen Entwicklung Markus offenbar nicht unbeteiligt war. Da steckt also Dramatik drin, ein wenig Verschwörung und ganz viel Herz. Klar, dass bei so niedlichen Anime-Krankenschwestern auch Gefühle mit ins Spiel kommen ...

Das Besondere an "New Blood": Die mitunter recht kniffligen Eingriffe können nun auch zu zweit in Angriff genommen werden - quasi im Ko-OP-Modus. Dabei agieren die beiden behandelnden Wii-Spieler völlig autonom. Während der eine gerissene Arterie wieder zusammenflickt, kümmert sich der andere um den Kreislauf des Patienten ...

Trauma Center: New Blood

Hersteller/Vertrieb

Atlus/Nintendo

Genre

Geschicklichkeit

Plattform

Wii

Preis

ca. 50 Euro

Altersfreigabe

ab 12 Jahren

Keine Frage: "New Blood" lebt vor allem von seiner Innovativität. Oder sollte man Kuriosität sagen? Das Spiel gleicht einer virtuellen Mulloper und wirft nur allzu gerne mit Fachbegriffen um sich. Lehrreich mag das Ganze zwar nicht sein, dafür unterhaltsam und fordernd.

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Bernd Fetsch/Teleschau

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