"Wort-Schatz" "Schatz, bitte reich' mir mal ein Synonym!"

In Microsoft Word hilft ein Synonym-Wörterbuch bei der Suche nach sinnverwandten Ausdrücken. Das will die deutsche Software "Wort-Schatz" besser machen. Ist der Thesaurus vom Aussterben bedroht?

Die Suche nach dem richtigen Ausdruck - für viele Textarbeiter ist sie weniger ein Problem des Papierchaos am Gemeinschaftsdrucker, sondern vielmehr ein kreativer Prozess, der quälen kann - besonders, wenn es schnell gehen muss.

Kommerzielle Textverarbeitungen wie Microsofts Word oder auch die freie Software OpenOffice.org haben Synonym-Wörterbücher eingebaut, und auch der Duden-Verlag bietet seine Sammlung sinnverwandter Ausdrücke digital an. Zwischen diese Major Player wagt sich der kleine Litra-Verlag mit "Wort-Schatz - Das etwas andere Wörterbuch". "Anders" deshalb, weil es den Schreiber in seiner Kreativität unterstützen soll. Es werden verschiedene Werkzeuge mitgeliefert, um am Ausdruck herumzufeilen oder auch neue Ideen hervorzubringen.

Sinnvolle Verknüpfungen

Basis von Wort-Schatz ist, nun ja, ein großer Wortschatz: 300.000 Begriffe finden sich laut Hersteller in der Datenbank. Das Besondere sei aber die Art und Weise, wie diese miteinander in Beziehung gesetzt werden. Im Entwicklungsteam befanden sich ein Psychologe, ein Schriftsteller, ein Journalist und ein Germanist, die nach Sprachlogik und eigener Erfahrung die Ausdrücke in Gruppen und Untergruppen eingeteilt haben.

Das Ziel: Die Suche nach einem Synonym spuckt nicht nur ein paar inhaltsgleiche Begriffe aus, sondern bietet - thematisch unterteilt - weiter führende Worte und Wortfamilien, die unter Umständen hilfreich sein könnten (Beispiel: "Medizin" führt zu mehr als 30 Begriffen zusätzlich von "Arzt" bis "Wunde"). Dazu zeigt das Programm auch noch Beispiele für die Benutzung des gesuchten Wortes an, nennt in diesem Zusammenhang gängige Redewendungen. Wenn vorhanden, wird auch noch das logische Gegenteil dargestellt.

Die Navigation der Software ist denkbar einfach, optisch orientiert sie sich am Windows Explorer, die zahlreichen Verknüpfungen sind mit der Maus anklickbar. Außerdem werden durch Farben bestimmte Eigenschaften der Wörter gekennzeichnet: abhängig davon, ob es sich um gehobenen, normalen oder emotionalen Sprachgebrauch handelt.

Machtvoll: das Word-Plugin

Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass Wort-Schatz für den täglichen Geschäftsbrief überdimensioniert ist, obwohl es auch im Tipper-Alltag einen guten Job macht. Denn noch leistungsfähiger als die "Wort-Schatz"-Benutzeroberfläche ist das mitgelieferte Plug-in für Word. Es erweitert Microsofts Textverarbeitung um zusätzliche Funktionen.

Im Kontextmenü nistet sich Wort-Schatz neben dem Word-Thesaurus ein und liefert auf Mausklick ein Fenster mit ausführlichen Suchtreffern, die per Doppelklick sofort ins Dokument übernommen werden können. Zusätzlich gibt es noch einen Wort-Schatz-Eintrag in der Menüleiste. An dieser Stelle lassen sich verschiedene Suchmöglichkeiten aufrufen, so auch die Suche nach Redewendungen und Ausdrücken.

Wort-Schatz - Das etwas andere Wörterbuch

Hersteller:

Litra Verlag

Kategorie:

Wörterbuch

Plattform:

ab Windows 98

Preis:

19,95 plus 3,50 Euro Versandkosten (nur online bestellbar)

Schöpferisch tätig werden

Gar nicht Bürosprachen-kompatibel sind die Kreativitätstools, die ebenfalls in Word integriert werden. Sie sollen Sprachjongleuren wie Schriftstellern, Journalisten und Werbetextern bei der Arbeit helfen. Eher geringen Nutzen haben die Funktionen zum automatischen Konjugieren von Verben und Steigern von Adjektiven. Praktisch ist das Hilfsmittel zum Bilden von Adjektiven aus Verben.

Der Höhepunkt ist aber der Wort-Generator, der aus einem beliebigen Verb ein 30-seitiges Dokument voller Wortschöpfungen zusammenbaut, basierend auf den im Deutschen üblichen Vorsilben und Endungen für Adjektive, Verben und Substantive. Die meisten der Resultate gibt es nicht im Sprachgebrauch und ergeben auch keinen Sinn, aber wer nicht der deutschen Amtssprache verpflichtet ist, findet hier jede Menge Material zum Dichten, Forumulieren und Fabulieren.

Fazit

Wort-Schatz wird nicht das Ende der bewährten Thesauri und Synonym-Wörterbücher herbei führen. Wer sich sprachlich in relativ festgefügten Bahnen bewegen muss, ist mit den traditionellen Lösungen gut bedient und würde sowieso nur einen Bruchteil der Möglichkeiten von Wort-Schatz ausnutzen. Spracharbeiter, die ständig auf der Suche nach neuen, besseren oder auch unorthodoxen Ausdrucksformen sind, finden in Wort-Schatz nützliches Werkzeug und lustiges Spielgerät zugleich.

Ralf Sander

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