Die Google-Suche nach Dateien im Internet kann nun auch auf den eigenen PC ausgedehnt werden. Ein kleines kostenloses Programm, das sich am unteren Bildschirmrand einnistet, startet die Volltextsuche auf der Festplatte. Google erfasst den Inhalt aller Web-Seiten und Dokumente im Microsoft-Office-Format sowie die Namen sonstiger Dateien und zeigt die Trefferliste im Browser in der vertrauten Liste an - allerdings nur auf Computern mit den Betriebssystemen Windows 2000 und Windows XP.
Bei der Entwicklung dieses Werkzeugs hat Google sowohl die eigene Suchtechnologie als auch eine Schwäche von Windows ausgenutzt. Bei der "Desktop-Suche" kommt der gleiche Algorithmus zum Einsatz wie bei der Internet-Suche. Für die dazu benötigte Datenbank kommt der Index-Dienst von Windows zum Einsatz, der nur wenigen Anwendern bekannt ist - weil er kompliziert und obendrein langsam ist. Das neue Google-Tool erstellt nun selbst diesen Suchindex für die Dateien auf dem PC und macht dies in der Zeit, in der der Computer gerade untätig ist.
In der Pause wird gesucht
Sobald das 400 KB große Programm heruntergeladen und installiert ist, fängt es damit an, den Index zu erstellen. Bei umfangreichen und gut gefüllten Festplatten dauert es ein paar Stunden oder auch ein paar Tage, bis dieser Vorgang abgeschlossen ist. Sobald der Prozessor 30 Sekunden nichts zu tun hat, wird die Arbeit am Index aufgenommen beziehungsweise fortgesetzt.
Alte Geheimnisse
Sobald der Index fertig ist, bietet diese Datenbank das Material, auf den sich der Google-Algorithmus stürzt, sobald eine Suchanfrage gestartet wird. Dieses mathematische Verfahren ist das bestgehütete Geheimnis des kalifornischen Internet-Unternehmens. Die meisten Google-Tricks für die Suche nach Web-Seiten, Bildern oder Beiträgen in Newsgroups (Diskussionsforen) funktionieren auch bei der Desktop-Suche. So kann man etwa gezielt nach Excel-Tabellen suchen, wenn man dem Suchbegriff die Anweisung "filetype:excel" folgen lässt.
PDFs sind noch außen vor
Dokumente im weit verbreiteten PDF-Format erfasst die Desktop-Suche noch nicht - auch wenn diese bei der Suche im Web durchaus mit berücksichtigt werden. Das Unternehmen plant aber bei künftigen Versionen der Software, weitere Formate einzubeziehen.
Keine Rücksicht auf verschiedene Benutzer
Einem Bericht der "PC World" zufolge nimmt die Google Desktop Suche keine Rücksicht darauf, wer gerade an einem Rechner eingeloggt ist und zeigt auch Webseiten und über Weboberflächen verschickte E-Mails von anderen Nutzern des PCs an. Googles Antwort auf den Bericht: "Das ist kein Bug. Im Gegenteil: Das ist ein Feature", sagte Marissa Mayer, Director für Consumer Web Products bei Google gegenüber PC World. Die Google Desktop Search sei eben nicht für PCs mit mehreren Benutzern ausgelegt. Und man könne die Indizierung von Web-Seiten oder bestimmten Domains ausschließen.
Microsoft wartet auf WinFS
Der Vorstoß von Google setzt Microsoft unter Druck, die Entwicklung einer eigenen Technik für die Suche nach Dateien voranzutreiben. Im Mittelpunkt stand dabei bislang die Entwicklung eines neuen Dateisystems für die nächste Windows-Version mit dem Codenamen "Longhorn". Weil dieses File-System namens WinFS alle Dateien in einer speziellen Datenbank ablegt, entfällt die Notwendigkeit, erst einen Index dafür zu erstellen. Im August teilte Microsoft jedoch mit, dass WinFS erst später eingeführt werden soll, damit Longhorn bereits 2006 auf den Markt gebracht werden kann. Gleichwohl will Microsoft den Windows-Anwendern noch bis Ende des Jahres eine neue Möglichkeit für die Dateisuche bieten.