Das Download-Portal Softwareload aus dem Haus Deutsche Telekom bietet bereits 18.000 Programme zum Download aus dem Internet an. Seit mehreren Jahren baut Rainer Wagenhäuser für die Telekom eins der größten Shareware- und Freeware-Archive der Welt auf. Neun Monate nach dem Relaunch unter dem Namen Softwareload sind bereits über 600.000 Nutzer registriert, die Downloads gehen in die Millionen. Klar: Downloads kosten Geld, bringen aber keins. Aus diesem Grund verkauft Softwareload ausgesuchte Programme auch gleich auf der eigenen Plattform. Viele Produkte, die ganz normal im Fachhandelsregal stehen, können im Internet rund um die Uhr eingekauft, heruntergeladen und gleich genutzt werden. Kein Wunder also, wenn die Verkaufszahlen im Internet zunehmend steigen - auch wenn sie nur kleine Prozentzahlen vom wahren Kuchen ausmachen, der weiterhin im Fachhandel angeschnitten wird.
Den eigenen Erfolg feierte Softwareload nun, indem man sich einen eigenen Preis gönnte. Eine Jury kürte zunächst eine Handvoll deutscher Programme und überließ es dann über 50.000 Onlinern, mit ihrer Stimme die Sieger in verschiedenen Kategorien zu küren. Am 30. August lud Softwareload dann nach Berlin, um am Vorabend der Ifa-Eröffnung in einem separierten Raum des ICC zur Preisverleihung zu schreiten.
In Nadelstreifen und edlen Zwirn angereist
Die Internationale Funkausstellung ist keine Computer-Messe. Normalerweise lässt sich die Software-Branche hier nicht blicken. Trotzdem staunte ich. Kaum eine nominierte Firma fehlte bei der im kleinen Kreis angesetzten Preisverleihung. Die Geschäftsführer oder Marketingexperten von O&O Software, S.A.D., TuneUp, WinRAR, Loadstreet, Avanquest, Kaspersky oder Steganos waren allesamt in Nadelstreifen und edlem Zwirn angereist, um einen der begehrten Preise in Empfang zu nehmen. Dirk Lebzien, Senior Manager von Softwareload, stellte die Nominierten kurz vor und vergab anschließend plakative Sieger-Urkunden - bereits gerahmt zum An-die-Wand-hängen. Applaus.
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Das Unterfangen Software-Preis wurde so überaus begeistert angenommen, dass man sich umgehend fragen musste, warum dies eigentlich so ist. Warum reisen so viele Firmenchefs, die vielleicht gerade wichtige Projekte zu planen haben, extra nach Berlin zur Ifa, um unter Ausschluss des Publikums einen Preis entgegenzunehmen, den man vielleicht auch per Post hätte zustellen können?
Ich persönlich bemerke immer mehr, dass die klassischen PC-Magazine keinen Platz mehr für Software-Rezensionen haben. Oft reicht der Platz nur noch für ein paar Drittelseitenvorsteller kommerzieller Software. Ansonsten geht es immer wieder um Gratis-Programme - Freeware oder OpenSource. Das gibt den Trend wieder. Auch in den Download-Portalen der Nation saugt das Gros der Anwender kostenfreie Software. So gesehen tut den klassischen Software-Häusern die Aufmerksamkeit des Preises einmal mehr als gut. Es ist eben wichtig, nicht länger ignoriert zu werden, sondern sich einmal richtig feiern zu lassen.
Huldigung des neuen Zeitalters
Hinzu kommt natürlich, dass ein Logo wie "Software des Jahres 2007 im Bereich Tuning" natürlich ein Marketing-Mittel ist, das auf Produktverpackungen, auf Homepages und in Info-Dialogen Gold wert ist, weil es sofort auf den Wert einer Software hinweist und den Käufer zum Kauf überreden kann. Einen solchen Award in Empfang zu nehmen - in Zeiten, in denen es kaum noch andere Auszeichnungen gibt -, ist natürlich eine Ehre.
Ich denke, dass die meisten Nominierten auch gekommen sind, um einem neuen Zeitalter zu huldigen. Der Software-Kauf über das Internet gewinnt immer mehr an Bedeutung und wird in den kommenden Jahren spürbar steigen. Die Produkte der nominierten Firma Ashampoo sind so bereits seit Jahren ausschließlich im Download erhältlich - was dem Erfolg des Unternehmens keinen Abbruch leistet. So ist die Anwesenheit von Firmenvertretern der nominierten Unternehmen Adobe, Nero, Roxio und Corel sicherlich auch als deutliches Statement FÜR den digitalen Verkauf zu sehen.
Interessant: Am Abend wurde auch der Sonderpreis Freeware verliehen, der mit 5.000 Euro dotiert war und an Christian Taubenheim und sein Programm xp AntiSpy ging. Der Programmierer präsentierte sich mit Berliner Charme gänzlichst bodenständig. Das Geld? Das würde er sparen. Ob er sich damit Wünsche erfüllen würde. Nein, er habe ja alles. Ob es neue Projekte gibt. Nö, xp AntiSpy würde ihm völlig ausreichen. Da war Christian sicherlich der einzige an Bord der Softwareload-Versammlung, der nicht an Marketing-Maßnahmen, sich entwickelnde Märkte, neue Projekte und Gewinnmargen dachte. Da war jemand, der einfach gern programmiert und mit dem Erreichten völlig zufrieden ist. Münder standen offen, die Augen der Anwesenden blickten erstaunt. Ja, auch so etwas gibt es. Leider immer seltener.
Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania