"Red Dead Redemption" Ein glorreicher Halunke

"Red Dead Redemption" ist ein Eldorado für Western-Fans und bereits jetzt ein heißer Anwärter auf den Titel "Konsolengame des Jahres"! Als Outlaw John Marston reitet der Spieler in atemraubende Sonnenuntergänge. Im Gepäck: ein dunkles Geheimnis.

Eine euphorisierte Presse, ausverkaufte Händler: Mit "Red Dead Redemption" veröffentlichte Rockstar Games eine Art "GTA" im Wilden Westen, das erwachsenen Xbox-360- und PS3-Besitzern für eine Handvoll Dollar genügend Unterhaltung und Abwechslung für die nächsten Monate bietet - inklusive einer spannenden Geschichte, kerniger Schießereien und einer wunderschönen Prärie voller Freiheiten und Beschäftigungsmöglichkeiten ...

John Marston ist sarkastisch, gefährlich und eiskalt - ideale Charaktereigenschaften für einen Outlaw, wie ihn etwa Clint Eastwood in "Für eine Handvoll Dollar" verkörpert hat. Doch Marston schleppt auch eine große Sorge mit sich herum. Und dieses dunkle Geheimnis ist sein einziger Antrieb. Was genau ihn bedrückt, soll nicht verraten werden, um volljährigen Spielern nicht die Spannung und Vorfreude auf das bislang beeindruckendste Game in diesem Jahr zu verderben ...

Schon die im typischen Hollywood-Stil in Szene gesetzte Introsequenz, in der Marston von zwei Anzugträgern zum Bahnhof geleitet und in den Zug nach Armadillo gesetzt wird, gibt einen Vorgeschmack auf die nächsten 15 bis 50 Stunden: Eine atemberaubend detaillierte Grafik, eine geradezu verschwenderische Fülle von Details, bombastische Musikuntermalung und glaubwürdige Sprecher, die im typischen US-Südstaaten-Singsang parlieren, sorgen für großes Staunen.

An seinem Ziel angekommen, reitet der Protagonist gemeinsam mit einem Führer zu einem verlassenen Fort, um einen alten Bekannten und dessen Bande zum Aufgeben zu überreden. Doch der Plan scheitert: Marston wird von den Galgenvögeln angeschossen, von der netten Rancherin Miss MacFarlane gesund gepflegt und letztlich mit einer Menge Wut im Bauch wieder auf den Wilden Westen losgelassen ...

Wahre Weite

"Red Dead Redemption" ist nicht das erste Action-Game, das im Wilden Westen angesiedelt ist und in dem der Spieler in die Rolle eines Outlaws mit Prinzipien schlüpft. Doch im Gegensatz zu Games wie dem inoffiziellen Vorgänger "Red Dead Revolver" und den beiden Teilen von "Call of Juarez" setzt das Spiel auf das Open-World-Prinzip - also auf eine riesengroße Spielwelt, die sich völlig frei erkunden lässt.

Hat der Konsolen-Cowboy einmal keine Lust, den Missionen der Hauptgeschichte zu folgen, kann er stundenlang durch die Prärie reiten, auf die Jagd gehen, Kräuter sammeln, Wildpferde einfangen und zähmen, sich als Kopfgeldjäger oder Schatzsucher verdingen, in schummrigen Saloons Karten und Würfel spielen, Frauen vor Kojoten retten, unzählige Mini-Aufträge erledigen und, und, und ...

Die zahllosen Möglichkeiten, die "Red Dead Redemption" bietet, sind ein echter Spaßgarant - nicht zuletzt auch wegen der wunderschönen Grafik, die mit extremer Weitsicht, Tag- und Nachtwechsel und unterschiedlichen Wetterbedingungen vollends überzeugt. Oftmals muss sich der PS3- und Xbox-360-Spieler geradezu zwingen, das ziellose Erkunden der Wildwest-Spielwelt, die vom mexikanischen Grenzgebiet bis in den Norden reicht, zu unterbrechen und sich wieder um die Aufgaben der eigentlichen Geschichte zu kümmern. Und genau diese spielerische Freiheit, die ansonsten Rollenspielen vorbehalten ist, zeichnet auch das erfolgreichste Open-World-Game aller Zeiten aus: "Grand Theft Auto IV", die Gangster-Ballade, die ebenso wie "Red Dead Redemption" von Rockstar Games entwickelt wurde, aber über deutlich mehr Humor und Ironie verfügt als Marstons Rachefeldzug.

Ohne Pferd ist das Leben nichts wert

Pferd, Waffen, Geld und Hut - ohne diese vier elementaren Dinge kommt kein echter Cowboy aus. Auf detailliert dargestellten Rössern reitet Marston durch die Gegend. Mit Revolver und Flinte macht er Jagd auf Tiere oder duelliert sich mit Gangstern - gerne auch in Zeitlupe. Eine Handvoll Dollar sind nötig, um sich bessere Pistolen, Patronengürtel und Umgebungskarten zuzulegen oder per Kutsche und Eisenbahn schnell von A nach B zu reisen. Apropos Karten: Dem Spiel liegt eine riesige Landkarte bei, die gerade zu Beginn eine enorme Hilfe darstellt. Aber auch an eine komfortable Schnellreisefunktion für Ungeduldige wurde gedacht. Einfach in der Wildnis sein Lager aufschlagen und einen bereits besuchten Ort anwählen.

Wie es sich für einen strahlenden Helden gehört, spielen Ruhm und Ehre auch eine Rolle. Je nachdem, welche Aufträge der Spieler annimmt und wie er sich anderen gegenüber verhält, wird er als "Held", "Herumtreiber" oder gar "Desperado" angesehen.

Online geht's natürlich auch zur Sache. Bis zu 16 Spieler können sich in der virtuellen Welt vergnügen und im "Freien Modus" gemeinsam den Wilden Westen unsicher machen, Bandenverstecke ausheben, Jagdgebiete erkunden, sich gegenseitig über den Haufen ballern und jede Menge Erfahrungspunkte einsacken. Das macht zwar ebenfalls Spaß, ist aber kein Vergleich zur Einzelspieler-Kampagne, die wochenlange Motivation und Unterhaltung verspricht.

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Artur Hoffmann/Teleschau

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