Was treibt einen jungen Soldaten, der im Zweiten Weltkrieg in Sizilien gekämpft hat und für seinen Einsatz ausgezeichnet wurde, in die Fänge der Mafia? Zufall, familiäre Bindungen oder Abenteuerlust? Das Actionspiel "Mafia 2" für PC, Xbox 360 und PS3 liefert die Antwort und entzaubert damit den Mythos der ehrenwerten Gesellschaft. Es geht nur um profane Dinge wie Geld, Macht und Frauen.
Vito Scalettas Lebenslauf ist typisch für die erste Generation US-amerikanischer Mafiosi: geboren in Sizilien, im Kindesalter in die USA ausgewandert und nach und nach auf die schiefe Bahn geraten. Gemeinsam mit Joe, seinem Freund aus Kindertagen, schließt er sich nach den Kriegsjahren, die als Einstieg dienen, 1945 der Mafia von Empire Bay an und macht im Verlauf der Jahre schnell Karriere.
Je mehr Aufträge der Protagonist zur Zufriedenheit seiner Bosse erledigt, desto größer werden die Jobs, die sie ihm offerieren. Muss sich Vito zu Beginn des Spiels mit dem Verkauf von Benzinmarken, dem Einschüchtern renitenter Hafenarbeiter und Raubüberfällen über Wasser halten, dreht sich im späteren Spielverlauf eigentlich alles darum, verräterische Mafiosi, uneinsichtige Konkurrenten oder Mitglieder anderer Familien um die Ecke zu bringen.
Festgelegtes Muster
Die Missionen laufen meist nach einem festgelegten Muster ab: Einer Unterhaltung folgt eine längere Autofahrt, die von Punkt A nach B führt. Am Ziel angekommen wird dann - bis auf ein paar Schleich-Ausnahmen - meist furios inszeniert geprügelt oder scharf geschossen. Skrupel kennt der Protagonist keine. Zwar meldet sich ab und an sein Gewissen. Doch er weiß genau, dass er seinen aufwendigen Lebensstil, der sich in immer luxuriöseren Wohnungen widerspiegelt, als Hafenarbeiter oder Tankwart niemals finanzieren könnte. Also macht Vito einfach weiter ...
"Mafia 2" ist definitiv kein Spiel für zartbesaitete Gamer: Gewalt ist an der Tagesordnung. Und die Entwickler versuchen gar nicht erst, sie zu beschönigen, abzuschwächen oder gar zu rechtfertigen. Spieler, die Games nicht nur konsumieren, sondern über das Erlebte nachdenken, dürften in manchen Situationen regelrecht erschrecken. Und zwar über ihre eigene Kaltblütigkeit. Dementsprechend gehört das USK-18-Game natürlich nicht in die Hände Minderjähriger.
Neben der bombastischen, ungemein detailreichen Grafik, die das Auge des Spielers auf dem PC mehr als auf den Konsolen verwöhnt, fällt auch die exzellente Sounduntermalung positiv auf. Dies gilt in erster Linie für die deutschen Synchronsprecher, die einen ausgezeichneten Job machen und den Charakteren Leben einzuhauchen. Die Musik, die aus dem Autoradio kommt, ist ebenfalls eine Klasse für sich. Auch wenn die Original-Songs nicht immer in die Zeit passen - Dean Martins "Let It Snow" ist aus dem Jahre 1959.
Abseits des Weges gibt es nichts
Doch das Game hat auch seine Schattenseiten. Zwar ist es den Entwicklern gelungen, der ausgedehnten Metropole mit schicken Straßenkreuzern, hübschen Ladies und gut besuchten Cafés Leben einzuhauchen. Allerdings bietet das streng linear aufgebaute "Mafia 2" nur wenige Zusatzaufgaben, sodass der Spieler kaum in Versuchung kommen wird, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Jene Bereiche von Empire Bay, die nichts mit den insgesamt 14 Missionen zu tun haben, lernt der Spieler meist nur dann kennen, wenn er versucht, die Polizei abzuschütteln oder sich auf die Suche nach versteckten Nacktmagazinen macht.
Auch das Einkaufen in Klamottenläden, Waffengeschäften und Autohändlern macht nur zu Beginn Spaß. Die Auswahl an schneidigen Anzügen ist nicht besonders groß, Knarren und Munition nimmt Vito erledigten Gegnern ab. Werkstätten, in denen man eigene Autos ein wenig tunen darf, Bars und Tankstellen sind ebenfalls mehr Kulisse als von spielerischem Belang - zumal man als Gangster ohnehin nicht zwangsläufig seine Rechnung bezahlt ... Fast scheint es so, als wäre den Entwicklern irgendwann die Lust und die Zeit abhandengekommen, um ihren an "Der Pate" angelehnten "GTA"-Klon mit all seinen angedachten Möglichkeiten fertig zu programmieren.
Schwach sind auch das Speichersystem, das auf Checkpoints basiert, die unverschämt weit auseinander liegen, sowie die Künstliche Intelligenz der meisten Widersacher. Probleme, die auch schon den Vorgänger plagten. Nichtsdestotrotz liefert "Mafia 2" eine spannende und filmreif inszenierte Geschichte mit überraschendem Ende ab, die zehn bis 15 Stunden fesselt. Ein Angebot, das man eigentlich nicht ablehnen kann ...
Mafia 2
Hersteller/Vertrieb | 2K Czech/Take 2 Interactive |
Genre | Action |
Plattform | PC, PS3, Xbox 360 |
Preis | 45 bis 50 Euro |
Altersfreigabe | ab 18 Jahren |