Der Internet Kurznachrichtendienst Twitter testet einen Kauf-Button, mit dem Nutzer auf von Firmen unterstützten Tweets mit wenigen Klicks einkaufen können. Der Test sei zunächst auf eine kleine Anzahl von Nutzern in den USA begrenzt, teilte Twitter am Montag mit. "Wir starten den Test mit einer Gruppe von Künstlern, Marken und gemeinnützigen Organisationen", erklärte Twitter.
"Folge ihnen und halte in den kommenden Wochen Ausschau nach tollen Produkten." Zu den Firmen, die mitmachen, gehören die Baumarktkette Home Depot und die Modemarke Burberry, zu den Künstlern die Gruppe Soundgarden und Twenty One Pilots.
"Vielleicht sogar ein Vergnügen"
Der Test sei der erste Schritt, eine Funktion einzubauen, die mobiles Einkaufen "bequem und leicht" machen werde - "vielleicht sogar zu einem Vergnügen", erklärte Twitter. Die Nutzer sollen mit nur wenigen Klicks einkaufen und die Daten für den Versand des Produkts angeben können.
Das soziale Netzwerk Facebook testet seit Juli einen Kauf-Button. Bislang können nur kleine und mittlere Unternehmen mitmachen. Zahlreiche Nutzer reagierten empört.
Auch in Deutschland will Twitter stärker Fuß fassen. "Es wird für uns schwer, in Europa erfolgreich zu sein, wenn wir nicht in Deutschland erfolgreich sind", sagte Twitter-Manager Ali Jafari der dpa. Der deutsche Markt bewege sich langsamer als etwa der Heimatmarkt USA, sagte Thomas de Buhr, der Geschäftsführer von Twitter Deutschland. "Ich würde sagen, es gibt eine Verzögerung von zwei Jahren. Wir sind einfach etwas zögerlicher." Die Fußball-Weltmeisterschaft habe für einen Schub gesorgt, betonten die beiden Twitter-Führungskräfte.
Twitter stockt derzeit die Zahl seiner Mitarbeiter in Deutschland auf und eröffnete nach Berlin ein zweites Büro in Hamburg. Von Hamburg aus sollen vor allem Unternehmen umworben werden.
Wer reagiert, bekommt mehr Werbung
Twitter setzt einen Algorithmus ein, um zu steuern, wie viele Werbebotschaften die Nutzer zu sehen bekommen. "Wenn Sie als Nutzer nie auf Werbe-Tweets reagieren, werden Sie wahrscheinlich weniger davon sehen. Wenn Sie auf diese Tweets reagieren, werden sie mehr bekommen", sagte Jafari.
Twitter experimentiert gerade damit, Twitter-Nachrichten nicht mehr nur streng chronologisch anzuzeigen. Twitter-Chef Dick Costolo hatte vor einigen Tagen erklärt, dass auch Nachrichten von Nutzern, denen man nicht folgt, angezeigt werden können - zum Beispiel wenn es von den eigenen Kontakten keinen neuen Updates gibt. Allerdings ist es genau die chronologische Abfolge der Nachrichten die viele Twitter-Nutzer besonders schätzen.
Mit den Änderungen könnte sich Twitter dem Online-Netzwerk Facebook annähern. Dort wird die Darstellung stark davon beeinflusst, welche Beiträge die meisten Reaktionen erhalten haben oder erhalten könnten.
Twitter arbeitet auch daran, Werbung für Unternehmen effizienter zu machen. Firmen könnten ihre Botschaften gezielt an bestimmte Nutzer bringen, sagte Jafari. "Unsere Auswahlmöglichkeiten sind mit der Zeit besser geworden. Sie können Nutzer nach dem Geschlecht auswählen, nach dem Gerät, nach dem Ort, es gibt eine ganze Reihe von Kriterien." Werbung ist die wichtigste Einnahmequelle von Twitter, und Jafari ist für das Werbegeschäft in Europa zuständig.
Information über Nutzer sind das Pfund
Im Netz wollen Firmen möglichst gezielt die Nutzer ansprechen, bei denen sie sich den meisten Erfolg versprechen. Daher sind die Informationen über Vorlieben, Interessen und Merkmale der Nutzer ein wichtiges Pfund für Unternehmen wie Facebook oder Google. Twitter gab bisher stets an, wenig über seine Nutzer zu wissen. Bei der Anmeldung muss man keine Angaben über Alter oder Wohnort machen. Zum Beispiel können Informationen über den Aufenthaltsort aber von den Nutzern selbst mit einzelnen Twitter-Nachrichten veröffentlicht werden.