Bis vor kurzem war Alisa Schewtschenko eine talentierte Hackerin mit einem guten Ruf in der Szene. Nun steht sie plötzlich im Mittelpunkt des Hacker-Streits zwischen USA und Russland. Sie soll Wladimir Putin geholfen haben, die US-Wahl zu manipulieren - was Schewtschenko vehement bestreitet.
Die US-Geheimdienste sind überzeugt, dass russische Hacker im Auftrag Wladimir Putins die Präsidentschaftswahl zu Gunsten von Donald Trump manipuliert haben. Die russische Regierung habe Hillary Clinton gezielt diskreditiert, um dem Russland-freundlichen Trump an die Macht zu verhelfen, erklärten CIA, FBI und NSA in einem gemeinsamen Bericht.
Das Weiße Haus veröffentlichte außerdem eine Liste, die Sanktionen gegen mutmaßliche Helfer Putins ankündigt. Auf dieser Liste steht auch Alisa Schewtschenko Sicherheitsfirma Zorsecurity. Sie soll die russische Regierung "mit technischer Forschung und Entwicklung" unterstützt haben. Aber hat sie das wirklich und wenn ja, wissentlich?
"Ich bin das perfekte Ziel"
Alisa Schewtschenko jedenfalls ist mit der Einstufung zur persona non grata überhaupt nicht einverstanden. Im britischen "Guardian" hat sich die junge Frau nun zu den Vorwürfen ausführlich zu Wort gemeldet. Sie sieht sich selbst ausschließlich als Sündenbock der US-Regierung: "Eine junge weibliche Hackerin und ihre wehrlose Firma erscheinen als das perfekte Ziel. Ich versuche nicht mich zu verstecken, ich reise viel und bin eine freundliche, kommunikative Person. Und am wichtigsten: Ich habe weder das Geld, die Macht noch die Connections, um mich gegen die Vorwürfe zu wehren."
Schewtschenko sagte dem "Guardian", sie habe noch niemals wissentlich für die russische Regierung gearbeitet. Sie sei zwar schon mehrfach von Personen angesprochen worden, von denen sie glaubt, dass diese für die russische Regierung arbeiten. Sie habe diese Anfragen aber alle abgewehrt. Sie sei daraufhin weder bedroht noch eingeschüchtert worden.
"Ich arbeite nicht mit Arschlöchern"
Dass ihre Firma nun auf der schwarzen Liste der USA gelandet sei, habe für ihre Arbeit drastische Konsequenzen. "Ich bin jetzt de facto für den weltgrößten IT-Sicherheitsmarkt gesperrt", sagt Schewtschenko dem "Guardian". Derzeit halte sie sich in einer ländlichen Gegend außerhalb Bangkoks auf. Sie beklagt "ein verrücktes Ausmaß an Hysterie rund um die gesamte Russland-Hacker-Story". Wladimir Putin hat eine Beteiligung der russischen Regierung an den Hacks rund um die US-Wahl abgestritten.
Schewtschenko Firma hat sich laut "Guardian" darauf spezialisiert, Softwarefehler bei Unternehmen zu finden, damit diese ihre Lücken schließen können. Sie sagt, sie habe niemals Kriminelle eingestellt und alle Aufträge abgelehnt, die einen ideologischen Hintergrund haben. "Ich arbeite nicht mit Arschlöchern."
Wie das US-Magazin "Forbes" berichtet, wurde Schewchenko sogar noch 2015 vom US-amerikanischen Department of Homeland Security ausgezeichnet, weil sie eine Lücke in einer Energiemanagement-Software fand. Für Microsoft und andere amerikanische Firmen hat sie ebenfalls bereits Sicherheitslücken aufgespürt. Auch gegenüber Forbes bestritt sie, jemals wissentlich für die russische Regierung gearbeitet zu haben: "Es sieht so aus, als ob mich jemand zum Sündenbock im Cyberkrieg zwischen Russland und den USA machen will."