Abgefischte Passwörter für das Online-Banking, von einem Erpressungs-Trojaner aus dem eigenen Rechner ausgesperrt werden oder Betrug im Online-Handel: Jeder Internet-Nutzer weiß, dass im Netz zahlreiche Gefahren lauern. Eine neue Studie des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zeigt nun, dass bereits jeder vierte Deutsche Opfer von Cyber-Kriminalität war. Und dass sich kaum jemand ausreichend schützt.
Für die Studie hat das BSI im April 2000 Deutsche im Alter zwischen 14 und 69 Jahren befragt. Das erschreckende Ergebnis: Jeder Vierte (genau 25 Prozent) war bereits Opfer von Cyber-Kriminalität, etwa vier Prozent der Befragten sogar schon mehrfach. Und: Mehr als zwei Drittel dieser Opfer erlitten auch einen finanziellen Schaden. Am häufigsten kam es zu Betrugsfällen. Der höchste gemeldete Schadenswert lag bei 50.000 Euro, in der Regel lagen die genannten Werte laut der Studie aber unter 100 Euro. Auch emotionale Folgen und durch Beseitigung der Schäden verlorene Zeit wurden als Folgen genannt. Während die Angriffe über Trojaner und Viren zurückgehen, steigt die Anzahl der Betrugsfälle deutlich an.
Kaum einer schützt sich ausreichend
Obwohl sich die meisten Nutzer der Gefahren bewusst sind, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sie sich auch schützen. Selbst die häufigste Schutzmaßnahme, ein aktuelles Virenprogramm, haben nur 57 Prozent der Nutzer im Einsatz. Sichere Passwörter verwenden nur 48 Prozent. Selbst unkomplizierte Maßnahmen wie automatische Updates sind nur noch einer Minderheit von 25 Prozent der Nutzern wichtig. Und: Zehn Prozent der Befragten gaben an, gar keine Schutzmaßnahme einzusetzen. Knapp zehn Prozent gehen jeweils soweit, aus Sicherheitsgründen auf Online-Banking oder Social Media zu verzichten. Spannend: Bei den Nutzern unter 29 Jahren ist der Verzicht auf die digitale Bank merklich ausgeprägter, die älteren Semester über 60 Jahren lassen lieber Facebook und Co. weg.
Dabei fällt auf, dass sich ausgerechnet diejenigen am schlechtesten schützen, die bereits öfter zum Opfer von Online-Kriminalität wurden. Sie nutzen weniger häufig ein Antiviren-Programm, setzen noch seltener als andere auf den Zusatzschutz durch Zwei-Faktor-Authentifizierung. Bei der Umsetzung der vom BSI empfohlenen Schutzmaßnahmen zeigt sich ein ähnliches Bild. Zwar ist der Anteil der Personen, die von den Empfehlungen wissen und sich auch auf Stand halten, bei den mehrfachen Opfern am höchsten. Allerdings ist der Anteil der Nutzer, die sie auch sofort umsetzen, in dieser Gruppe am kleinsten: Nur ein knappes Drittel setzt die Empfehlungen sofort um, jeweils ein Drittel wird erst aktiv, wenn es passt oder gar erst im Problemfall. Bei den Befragten, die noch gar nicht oder nur einmal Opfer wurden, wartet nur jeder sechste bis zu einem akuten Problemfall.

Eine wichtige Rolle bei der Cyber-Kriminalität spielt nach wie vor die Polizei. Ein Drittel der Betroffenen zeigte die Tat an, genauso viele wünschen sich, von den Beamten Beratung, wie sie im Ernstfall vorgehen sollten. Eine Checkliste, die beim Erkennen von Kriminellen im Netz hilft oder berät, was im Ernstfall zu tun sei, wünschen sich mehr als die Hälfte der Nutzer. Da überrascht es nicht, dass nur die wenigsten Nutzer sich regelmäßig zu Cybersicherheit informieren. Dabei sind Freunde und Bekannte eine wichtigere Quelle als Fachzeitschriften. Die meisten suchen aber die Lösung ihrer Internet-Sicherheitsprobleme dort, wo sie auftreten: im Internet.
Eine Übersichtsseite zur Erkennung von Gefahren, den richtigen Schutzmaßnahmen und dem Vorgehen im Ernstfall finden Sie übrigens beim BSI selbst.
Quelle:Digitalbarometer des BSI