Als die Polizei zum ersten Mal vor ihrer Tür stand, freute sich Courtney Allen noch. „Geht es um unseren Fall?“
Die Polizisten sahen sie irritiert an. Sie hatten keine Ahnung, von welchem Fall die Frau redete. Courtney spürte, wie ihre Hoffnung wieder dieser Angst wich.
Es war der März 2015. Drei Tage zuvor waren Courtney und ihr Mann Steven auf der Polizeiwache in Kent gewesen, einem Vorort von Seattle. Sie hatten dort zu Protokoll gegeben, dass sie Opfer einer Cybermobbing-Attacke waren. Dass es im Netz eine gefakte Facebook-Seite auf Stevens Namen gab, die als Profilbild ein Nacktfoto von Courtney verwendete. Dass ihre Postfächer mit Mails überschwemmt wurden, in denen jemand Courtney als Fotze, Hure und Schlampe beschimpfte. Dass Courtneys Kollegen Nachrichten mit Videos und Bildern von ihr bekamen: Courtney nackt, Courtney beim Masturbieren. Die Mails kamen von unterschiedlichen Adressen – aber einige wirkten so, als stammten sie von Steven.

Und dann noch diese Anrufe. Stevens Großmutter wurde telefonisch gewarnt, ihr Haus könnte abbrennen, falls sie weiterhin Kontakt zu den Allens hielte. In der Zahnarztpraxis, in der Courtney arbeitete, verlangte ein Unbekannter von der Sprechstundenhilfe: „Hol’ die blöde Fotze Courtney ans Telefon.“ Einmal rief Courtney eine Online-Telefonnummer an, die ihr in einer Mail mitgeteilt worden war. Sie sprach verzweifelt auf die Mailbox: „Wenn ich mit dir spreche, lässt du mich dann in Ruhe?“
Daraufhin kamen Dutzende Voicemails zurück: „Glaubst du, dass ich jemals verschwinde?“, lautete eine. Und: „Egal, was ihr macht. Ich bin immer schon da.“
Der Polizeibeamte, der die Aussage aufnahm, wusste nicht so recht, was er von der Sache halten sollte.
Courtney und Steven allerdings waren sich sicher, wer hinter den Belästigungen steckte: Todd Zonis, der Mann aus Arizona.