Stimmt es, dass ein Song auf Spotify erst nach 30 Sekunden Geld einspielt?
Ja, das stimmt. So kann man beobachten, wie Künstler, etwa Justin Bieber, über die sozialen Medien ihre Fans dazu aufrufen, Songs immer wieder und wieder abzuspielen. Im Loop, über Nacht, ganz leise, denn nur wenn ein Track beim Abspielen nicht auf "lautlos" steht, wird er gewertet. Wer seine Fans mit solchen Aufrufen verschonen möchte, kann sich hohe Streaming-Zahlen bei sogenannten Klickfarmen kaufen. Die simulieren mittels Bots – also Computerprogrammen, die automatisch Aufgaben erledigen – Hörer und generieren Streams. Fällt das Tricksen auf, geht Spotify dagegen vor und kann den Song sogar löschen.

Stimmt es eigentlich, dass ...
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30-Sekunden-Hürde bei Spotify verändert Songwriting
Die 30-Sekunden-Hürde hat schon seit Längerem auch Einfluss auf das Songwriting an sich, stellten Fachleute fest. Nicht nur werden viele Songs insgesamt kürzer, auch die Songstruktur ändert sich. Um die Hörer:innen vom Skippen abzuhalten, wird der Refrain bereits am Songanfang angedeutet. Intro und die erste Strophe werden so kurz gehalten, dass noch innerhalb der ersten 30 Sekunden der sogenannte Pre-Chorus starten kann, also der Teil, der zum Refrain überleitet. Zeiten, in denen die Rolling Stones den Hörer:innen rund 20 Sekunden gaben, um sich auf "Sympathy for the Devil" einzustimmen, scheinen vorbei.
Künstler zerstückelt acht Songs in 30 Tracks
Auf die Probleme mit den Streamingdiensten will nun der Berliner Musiker und Künstler Valentin Hansen aufmerksam machen. Mit seinem vor Kurzem erschienenen Debütalbum "Crisis – The Worthless Album" wird er bei Spotify keinen Cent verdienen. Seine acht Songs hat er in insgesamt 30 Tracks zerstückelt, jeder nur 29 Sekunden lang, und damit genau eine Sekunde zu kurz, um Tantiemen einzuspielen.
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Rechts: Anni-Frid "Frida" Synne Lyngstad 1956 im Alter von elf Jahren. Als Tochter einer Norwegerin und eines deutschen Besatzungssoldaten hatte sie keine leichte Kindheit. Ihre Mutter starb noch vor ihrem zweiten Geburtstag, ihren Vater lernte sie erst 1977 kennen.
Die Band The Pocket Gods ist ebenfalls unzufrieden mit dem Abrechnungsmodell von Spotify und zeigt ihren Protest, indem sie Alben veröffentlichen, auf denen schon mal über 200 Tracks sind. Die meisten zwischen 31 und 39 Sekunden lang. Wenn Streamingdienste nach 30 Sekunden abrechnen, wieso sollten sich Songwriter die Mühe machen, einen längeren Song zu schreiben? So die Erklärung von Sänger Mark Christopher Lee. Auf diese Weise hat die Band, quasi aus Versehen, gleich mehrere Guinness-Rekorde aufgestellt – und zwar jeweils für die meisten Songs auf einem digitalen Album.

Album mit über 200 Songs als Protestform
Ein gerade erschienenes Album der Band ist insgesamt nur etwa 25 Sekunden lang, es bietet zehn Tracks, jeder Track dauert etwa zwei Sekunden und enthält je ein Wort. Insgesamt also zehn Wörter – die den Albumtitel ergeben: "Hello Please Pay Us A Fair Amount For Our Music".
Quellen: Spotify, Rolling Stone, Deutschlandfunk Kultur, BR, Twitter, Süddeutsche, Youtube, The Verge, Süddeutsche