Es ist eine Szene, die zurecht viele Menschen stutzig macht. Während der russische Präsident neben einigen Stewardessen der russischen Airline Aeroflot mit der Presse spricht, gestikuliert er eifrig mit den Händen. Und scheint mit einem Mal mit der Hand durch eines der Mikrofone zu wischen. Doch obwohl ein Clip der Szene gerade als Beweis einer Fälschungsaktion der russischen Regierung die Runde macht, steckt eigentlich eine viel einfachere Erklärung dahinter.
Zunächst ist der Fake-Vorwurf durchaus nachvollziehbar. Gerade in Zeitlupe sieht man in dem geteilten Clip sehr gut, wie das Mikrofon einmal vor der Hand Putins zu sein schein – und quasi im Vorbeistreichen dahinter verschwindet. Weil sich der russische Präsident in den letzten Wochen immer nur mit großem Abstand zu anderen Personen zeigte und im Clip plötzlich sehr nah an den Stewardessen sitzt, scheint die Annahme nahezuliegen, dass Putin nachträglich in den Hintergund mit den beiden Damen gebastelt wurde.
Leicht widerlegt
Diese Theorie ist allerdings schnell wieder vom Tisch, wenn man sich denselben Clip anschaut – aber in einer höheren Auflösung. In der nicht nur von russischen Medien verfügbaren HD-Version kann man die exakte Szene ebenfalls sehen. Und dort ist kein Zweifel: Das Mikrofon bleibt immer klar im Vordergrund, das vermeintliche Hindurchwischen bleibt aus.
Die Erklärung für den Effekt ist einfach. Bei der Komprimierung von Videos auf eine niedrigere Auflösung muss der Algorithmus entscheiden, welche Pixel jedes einzelnen Bildes zusammengefasst werden können, um eine Version mit weniger Bildpunkten zu erstellen. Das ist bei dem viralen Clip schief gelaufen: Statt das Mikro immer eindeutig hervorzuheben, wurden einige der Pixel mit denen aus der Hand vermengt – und es entsteht der falsche Eindruck eines Fake-Videos.
Dass an dem Fake-Vorwurf nichts dran ist, steht übrigens auch sonst außer Zweifel: Auf zahlreichen Fotos ist Putin aus verschiedenen Blickwinkeln mit den über 20 anderen Teilnehmer:innen des Treffens am Tisch zu sehen.
Selenskyj nimmt die Geste auf
Das hinderte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj allerdings nicht daran, sich in einer aktuellen Ansprache über den Fake-Vorwurf lustig zu machen. In dem auf dem Telegram-Kanal der ukrainischen Regierung verbreiteten Video hält Selenskyj eigentlich eine Brandrede für sein Volk und ruft zum weiteren Widerstand auf. In einer erweiterten Fassung drückt er am Ende allerdings einmal demonstrativ sein Mikrofon von sich weg. Und zeigt so, dass er ohne Zweifel nicht hineingeschnitten wurde.
Quellen: Twitter, Telegraph

Sehen Sie im Video: Wo steckt der gigantische Militärkonvoi der russischen Armee? Und hat Wladimir Putin die Ukraine unterschätzt? stern-Militärexperte Gernot Kramper ordnet die aktuellen Entwicklungen des brutalen Krieges ein und erklärt, was in den nächsten Tagen passieren könnte.