Ob Kommunikation, Handel oder Unterhaltung: Ein Großteil unserer alltäglichen Aktivitäten verlagert sich zunehmend ins Internet. Doch das Einkaufen per Mausklick und die Weblektüre von Nachrichten gehört noch längst nicht bei allen Bundesbürgern zum privaten und beruflichen Alltag.
Sechs Gruppen
Die digitalen Außenseiter
Die größte Gruppe: 35 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung mit einem Durchschnittsalter von 62,4 Jahren.
Die Gelegenheitsnutzer
Etwa 30 Prozent der deutschen Bevölkerung mit einem Durchschnittsalter von 41,9 Jahren. Nehmen zumindest teilweise am digitalen Geschehen teil.
Die Berufsnutzer
Neun Prozent mit einem Durchschnittsalter von 42,2 Jahren. Surfen viel im Job und wenig privat und setzen bei der Computernutzung eher auf E-Mail und Textverarbeitung.
Die Trendnutzer
Rund elf Prozent der Bevölkerung, durschnittliche 35,9 Jahre alt. Nutzen besonders gerne das Web 2.0 und erkennen die Vorteile der digitalen Medien für sich.
Die digitalen Profis
Etwa 12 Prozent und durchschnittlich 36,1 Jahre alt. Suchen in der digitalen Welt Ablenkung oder nutzen das Web zur Selbstdarstellung.
Die Digitale Avantgarde
Drei Prozent der Bevölkerung und durchschnittlich 30,5 Jahre alt. Verbringen etwa elf Stunden täglich vor dem Computer.
Nur jeder vierte Deutsche ist im digitalen Zeitalter angekommen. Das geht aus einer Studie der Initiative D21 hervor, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. "Ich bin erschreckt von den Ergebnissen", sagte der Direktor des Deutschen Digitalen Instituts, Jo Groebel.
Der Professor hatte eine solche Tendenz erwartet, die endgültigen Zahlen überraschten ihn dann aber doch: Obwohl inzwischen 70 Prozent der Bevölkerung online sind, sehen nur 26 Prozent in den digitalen Medien einen festen Teil ihres täglichen Lebens. Die Ursache für die Scheu der Deutschen vor Internet und Computer suchte Groebel vor allem in der Politik. Es sei "skandalös", dass es digitale Begeisterung weder im öffentlichen Leben noch in der Regierung gebe.
"Stoppschilder schüren Ängste"
Deshalb plädierte D21-Vorstandsmitglied Ulrich Hermann für mehr Digitalisierung der Politik. Das könnte gesellschaftliche Probleme lösen und Staatsausgaben senken: "Es darf keinen Behördengang mehr geben, der nicht auch online abgebildet werden kann.
Gegenkampagnen, wie Stoppschilder im Internet zu zeigen, sind eher hinderlich und schüren Ängste", sagte Hermann mit Fingerzeig auf das von der Bundesregierung initiierte Kinderpornografie-Bekämpfungsgesetz.
Auch im Rahmen der Studie nannten die rund 1.000 Befragten die Angst vor Computer und Internet als häufigsten Grund, digitale Medien zu meiden. Die Angst schaffe "digitale Außenseiter", sagte Hermann. Um vorzubeugen, dass Deutschland dadurch künftig an Wettbewerbsfähigkeit in der internationalen Wirtschaft einbüße, müsse an den Schulen eine digitale Struktur entstehen, "die genauso dazugehört wie die Tafel und die Kreide".
Digitale Spaltung
Die Studie offenbarte auch eine digitale Spaltung innerhalb der deutschen Bevölkerung: Demnach ist die Quote der Nutzer bei gebildeten Menschen und bei Männern sehr viel höher als bei Menschen aus bildungsfernen Schichten und bei Frauen. Doch die D21-Leute hatten auch positive Nachrichten zur Digitalisierung: Nach Angaben der Initiative D21 hat Deutschland hohe Wachstumsquoten bei der Internetnutzung von Personen über 60 Jahren.