Wenn Ihnen schon die Nase trieft und die Augen jucken, weil die Birkenpollen fliegen, dann sind Sie hier falsch. Schleppen Sie sich zur nächsten Apotheke, holen Sie sich für eine Hand voll Euro das passende Nasenspray und die richtigen Augentropfen, lassen Sie nachts das Schlafzimmerfenster zu, und hoffen Sie auf Dauerregen. Gute Besserung!
Nichts für akut Erkrankte
Versandapotheken, die ihre Dienste im Internet anbieten, sind für solche Fälle nichts: Wer akut erkrankt ist oder nur kleine Mengen rezeptfreier Medikamente braucht, bekommt am traditionellen Apothekentresen am besten, was er braucht - denn drei bis fünf Tage warten auf die Post sind einfach nicht drin.
Vom mittlerweile auf 500 Millionen Euro Umsatz angewachsenen Geschäft der Internetapotheken profitieren andere Kundenkreise - vor allem Menschen, die dem Klischee des jugendlichen Dauersurfers überhaupt nicht entsprechen: Der Idealkunde für Web-Arzneien ist deutlich älter und leider auch deutlich kränker als der Netz-Durchschnitt. Denn besonders bequem und kostensparend ist der Fernkauf für Stammkunden, die regelmäßig Medizin einnehmen müssen. Für sie gibt es oft kräftige Nachlässe bei der Rezeptgebühr oder Bonusprogramme. Sogar Krankenkassen unterstützen den Online-Einkauf. Auch wer die Reiseapotheke oder den Medizinschrank auffüllen will, kann viel Geld sparen.
Service
Die wichtigsten Adressen im Netz für den Medikamentenkauf
Apotheken-Suchmaschine:
www.medizinfuchs.de. Vergleicht Preise und Konditionen.
Portale:
www.aponet.de und www.apotheke.com sind keine Internetanbieter, sondern vermitteln die Medikamentenlieferung durch eine nahe gelegene Ladenapotheke. Das geht oft schneller, aber Preisrekorde sind nicht zu erwarten.
Die großen Holländer:
Ihre Stärke ist die Belieferung gegen Rezept. Hier gibt es einen klaren Preisvorteil durch deutliche Nachlässe bei der Zuzahlung. www.docmorris.com ist Marktführer mit guter Logistik und guten Konditionen. Er hat auf die Kritik bei der Beratung reagiert und bietet Hilfe per Telefon und Internet. Der Herausforderer, www.europa-apotheek.de, ist ebenfalls ein zuverlässiger Lieferant
Führende deutsche Internetapotheken:
www.mycare.de, www.pharma24.de, www.sanicare.de, www.versandapo.de, www.apo-rot.de und www.shop-apotheke.com (nicht ".de"!) haben in Tests die Nase vorn. Bei ihnen stimmen Service, Lieferzeiten und Preise - der Spitzenreiter in dieser Gruppe wechselt aber von Zeit zu Zeit, Vergleiche lohnen sich. Neben der Zufriedenheit bei einer Testbestellung ist mitentscheidend, wie gut man mit der jeweiligen Webseiten-Gestaltung und Navigation zurechtkommt.
Internetapotheken sind in Deutschland seit Anfang 2004 zugelassen. Zuvor gab es einen Schwarzmarkt, auf dem Spammer Potenz-Pillen vertickten. Und es gab DocMorris. Die von dem deutschen Unternehmer Ralf Däinghaus in den Niederlanden mit amtlicher Zulassung betriebene Versandapotheke verschickte Arzneien aus ordentlichen Quellen gegen Rezept nach Deutschland. Es gab üble Anfeindungen, es hagelte Klagen und Denunziationen, doch im Dezember 2003 triumphierte der Pionier vor dem Europäischen Gerichtshof: Versand von Medikamenten durch zugelassene Apotheken ist EU-weit erlaubt. Mittlerweile haben allein in Deutschland weit über 1000 Apotheker ein E-Business angemeldet. Die meisten machen ein kleines Nebengeschäft, einige aber sind online groß geworden.
Service-Tipps
Wer ein Kassenrezept einlösen will, zahlt einen festen Betrag von bis zu zehn Euro pro Medikament dazu. Zudem erhält jede Apotheke von der Krankenkasse pro Arzneimittel eine fixe "Beratungsgebühr" von 8,10 Euro. Deshalb sind hier Schnäppchen nicht drin. Auf Dauer kann der Fernkauf dennoch ein Geschäft sein. EU-Apotheken wie DocMorris erlassen nämlich einen Teil der Zuzahlung oder schreiben pro Rezepteinlösung etwas gut. Bei einem Diabetiker zum Beispiel, der so seinen Gesamtbedarf an Insulin, Arzneien und Hilfsmitteln deckt, können pro Einkauf 15 bis 30 Euro Ersparnis zusammenkommen, im Jahr also leicht ein dreistelliger Betrag.
Deutsche Versandapotheken dagegen dürfen von der Zuzahlung nichts erlassen. Sie gewähren ihren Rezept-Kunden stattdessen oft Gutschriften, die sie beim Kauf rezeptfreier Ware einlösen können. Wichtig ist auch die Versandkostenregelung. Üblich ist, dass ab zwei verschreibungspflichtigen Medikamenten kostenlos verschickt wird, oder dann, wenn zusätzlich zum Rezept noch etwas frei Käufliches bestellt wird. Deshalb lohnt sich der Online-Kauf eines einzelnen Präparats in der Regel nicht. Ebenfalls zu beachten: Da das Rezept zur Apotheke geschickt werden muss, sollte der Anbieter das Porto dafür erstatten und Stammkunden Freiumschläge geben.
Die Preise für rezeptfreie Medikamente sind nicht festgeschrieben. Hier können die Apotheker nach Belieben Rabatt auf die Listenpreise gewähren. 30 Prozent sind häufig möglich. Im Gegensatz zu Rezeptpflichtigem gibt es aber einen Mindestbestellwert, bis zu dem entweder gar nicht geliefert wird oder aber hohe Versandkosten fällig werden. Der liegt häufig zwischen 30 und 80 Euro und wird so bei kleineren Bestellungen oft zum entscheidenden Kriterium.
So finden Sie das beste Angebot
Inzwischen gibt es spezielle Preissuchmaschinen für Medikamente, zum Beispiel www.medizinfuchs.de. Hier können Sie den Produktnamen eingeben, und schon spuckt der Fuchs Apothekenlinks aus, nach Preisen sortiert. Versandbedingungen und -kosten werden dabei mit ausgewiesen. Ein weiterer Kniff hilft, noch viel mehr zu sparen: Generika, also die preiswerteren Nachahmerpräparate teurer Markentabletten, heißen oft nach ihrem Wirkstoff. Wenn Sie dessen Namen kennen, geben Sie einfach diesen ein, beispielsweise "Paracetamol" für das bekannte Schmerzmittel. Bei gleichwertigen Präparaten, also beispielsweise 20 Tabletten à 500 Milligramm, gibt es große Preisunterschiede. Wer so den Warenkorb füllt, kann gegenüber Originalen ein Drittel sparen - zusätzlich zum Internetrabatt.
Sind Fernapotheken genauso gut wie die um die Ecke?
Schon 2005 erregte die Stiftung Warentest Aufsehen, als sie zahlreichen Anbietern die Note "mangelhaft" verpasste. Auch der Marktführer Doc-Morris war darunter, gescheitert an Mängeln bei der Beratung. Dieses Kriterium führte ebenso bei anderen Apotheken, die sonst gut funktionierten, zur Abwertung. Zuvor hatte die Stiftung allerdings niedergelassenen Apotheken ähnlich negative Zeugnisse ausgestellt. Vielerorts gilt das, was die Branche seit Jahrzehnten als wichtigstes Argument für ihre Privilegien anführt (Arzneimittel sind keine gewöhnliche Handelsware, ohne unsere fachliche Beratung droht Fürchterliches), nicht wirklich - weder online noch offline. Der entscheidende Punkt ist deswegen: Wer kauft, sollte gut informiert sein - beraten durch den Arzt oder durch Medizin-Portale im Internet. Empfehlenswert ist darüber hinaus der Medikamentenratgeber, den die Stiftung Warentest herausgegeben hat: "Handbuch Medikamente" (39 Euro).
Die Finger sollten Sie von Hinterhof-Klitschen und Spam-Fabriken lassen, die Viagra und andere Wunderpillen per E-Mail anbieten. Viele wollen gar nichts verkaufen, sondern etwa Viren verbreiten. Außerdem ist der Selbstimport von Medikamenten in die EU verboten; viele Arzneien aus den trüben Tiefen des Netzes sind gefälscht. Eine ordentliche Internetapotheke erkennen Sie an einer Zulassung in einem EU-Staat, einem vollständigen Site-Impressum mit Adressen, Geschäftsführung und Gerichtsstand und transparenten Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Nur damit können Sie schmerzlos Geld sparen.