Die Polizei Bonn ist schon lange auf Sendung, und die Kollegen aus Flensburg sind gerade auf den Geschmack gekommen: Beide nutzen Podcasts, um in Reportagen, Interviews und Nachrichten über ihre Arbeit zu informieren. "Moin, Moin" begrüßt Axel Dobrick von der Flensburger Polizei seine zumeist regionalen Zuhörer. Der Pressesprecher produziert alle ein bis zwei Wochen den Podcast der Nordlichter. Weltmännischer als die Begrüßung hört sich da schon der Titel der Sendung an: Police on demand ("Polizei auf Anforderung") - das suggeriert Action und coole Cops mit Sonnenbrillen im ruhigen Schleswig-Holstein. Wenn doch nur die Pausenmusik des Kollegen aus der Bigband der Polizei ein wenig mehr internationales Format besitzen würde.
Die jederzeit abrufbaren Audio- Kurzbeiträge lassen sich nicht nur am Computer anhören, sondern auch auf MP3-Player übertragen. Während die Bonner schon seit 2006 mit "Polipod" online Verbrecher jagen, sind die Flensburger Frischlinge. Ihr Service läuft seit März 2007 und muss sich in einer einjährigen Pilotphase bewähren. Bei beiden Betreibern sieht man vor allem junge Menschen als Zielgruppe. Im Visier haben sie aber ebenso Senioren sowie ausländische Mitbürger.
Positive Resonanz
Aller Anfang war schwer: Ein wenig trocken berichtete Dobrick über "Das Phänomen des Alkohlmissbrauches" bei einer Flatrateparty - das man dabei "stark alkoholisierte Besucher" antrifft, verwundert nicht wirklich. Jugendliche und Drogen spielen bei der Berichterstattung ohnehin eine zentrale Rolle." Uns ist es wichtig, junge Menschen mit diesem Medium zu erreichen. Wir bekommen immer wieder positiven Zuspruch, wenn wir auf Reportage unterwegs sind", sagt Axel Dobrick. Der Pressesprecher versteht sich als rasender Reporter, Cutter und Produzent der Sendung. "Ich bin eine One-Man-Show." Neben Aufklärungs-Reportagen mit Titeln wie "Raser kommen zu früh in den Himmel" gibt es Fahndungsaufrufe, Zeugensuche und Hinweise zu Events der Polizei.
Bislang 11.000 Abrufe
Nach einem knappen halben Jahr zieht die Flensburger Polizei ein positives Zwischenfazit ihres Podcast-Angebot. Die Reaktionen anderer Polizeistationen seien durchweg gut, sagte Axel Dobrick. "Wir haben Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet." Seit Ende März seien die Beiträge rund 11.000 Mal abgerufen worden - am häufigsten die Specials zu Rollertuning und zum Berufseinstieg. Mit den Kollegen aus Bonn kooperiert man je nach Bedarf. „Bei übergreifenden Themen wie Alkohol, Drogen oder Kreditkartenbetrug tauscht man auch schon mal Beiträge aus“, so Dobrick.
Vorreiter im Ausland
In England, Neuseeland und den USA gehören Podcasts bereits zum Alltag. Das Format der Polizei von Los Angeles und New York etwa gehört schon seit Jahren zu den Vorreitern der Branche. Seit 2006 haben es auch die Chinesen für sich entdeckt. Der Cop Hao Chao betreibt den ersten Polizei-Blog Chinas mit großem Erfolg – innerhalb von nur zwei Tagen waren mehr als eine Millionen Besucher auf seiner Seite. Kein Wunder, dort präsentiert er neben lieblichen Liedern wie "The Song of the People's Police" eine Gallerie mit hübschen Politessen.