Es geht nichts mehr. In den engen Gassen San Franciscos stehen mehrere Wagen still, auch auf der Kreuzung blockieren sich die Autos gegenseitig. Doch während eine solche Blockade mit menschlichen Fahrern vielleicht noch durch Absprachen lösbar wäre, war die Freitag Nacht in San Francisco entstandene Stau nicht aufzulösen: Zehn der beteiligten Wagen hatten schlicht keinen Fahrer. Und hatten mitten in der Straße den autonom fahrenden Geist aufgegegeben. Nur einen Tag, nachdem die Stadt allgemein für den Betrieb autonomer Taxen freigegeben worden war.
Dass die Taxen des Dienstleisters Cruise einfach liegen blieben, hat nach Angaben des Betreibers einen einfachen Grund: Sie hatten ihre Internetverbindung verloren, erklärte das Unternehmen gegenüber der Lokalzeitung "San Francisco Chronicle". Wegen eines in der Nähe stattfindenden Musikfestivals seien die Mobilfunkverbindungen durch die hohe Anzahl an eingeloggten Geräten überlastet gewesen, bestätigte auch die Polizei. "Wir arbeiten an Lösungen, dass so etwas nicht mehr vorkommt", versicherte Cruise..
Schlechtes Timing
Dass es ausgerechnet am Freitag passierte, dürfte dem Unternehmen wenig gelegen kommen. Zwar blieben bereits in der Vergangenheit gelegentlich Cruise-Autos liegen, auch das Blockieren ganzer Straßen kam durchaus vor (hier erfahren Sie mehr). Am Freitag war die Aufmerksamkeit allerdings ein ganzes Stück größer: In einer durchaus umstrittenen Entscheidung hatte sich die zuständige Behörde entschieden, den Betrieb der Robotertaxen von Cruise und dem zum Google-Konzern Alphabet gehörenden Konkurrenten Waymo aus einer begrenzten Testphase zu erweitern und allgemein freizugeben. Bisher durften beide ihre Dienste nur nachts und bestimmten Teilen der Stadt anbieten.
Zu einer Situation wie am Freitag hätte es aber auch in der Vergangenheit schon kommen können. Durch das Outside Lands Festival waren große Menschenmengen auf engem Raum versammelt, nach Ende des Konzertes wollten entsprechend viele die Gegend verlassen. Auch klassische Taxen waren kaum zu bekommen, nach Angabe des "San Francisco Standard" verlangten Ride-Sharing-Angebote wie Uber wegen der extremen Nachfrage Preise bis zu 150 Dollar für eine Fahrt. Kein Wunder also, dass auch zahlreiche autonome Taxen in die Gegend gerufen wurden. Und dann durch die Unmenge an Mobilfunkteilnehmern unter den Verbindungsproblemen litten.
Für die Ordnungskräfte war das ärgerlich. Dem "Standard" zufolge waren auch in anderen Seitenstraßen weitere Wagen des Unternehmens hängen geblieben, einige inklusive der Passagiere. Offenbar gelang es einem der Polizisten vor Ort zwar, einen der Wagen zu übernehmen und aus dem Weg zu fahren. Bei mehreren anderen der Wagen scheiterte er demnach aber daran.

Ärger der Ordnungskräfte über Robotertaxen
Dass die Robotertaxen überhaupt eine Möglichkeit zum Überschreiben des Selbstfahrmodus bieten, mussten die Ordnungskräfte erst erkämpfen. Immer wieder blockierten die selbstfahrenden Wagen wichtige Einsätze, ob durch Liegenbleiben oder weil sie einfach keinen Platz für Rettungsfahrzeuge machten. Sogar Absperrbänder von Einsätzen sollen sie bereits einfach durchfahren haben (hier erfahren Sie mehr). Die Chefin von San Franciscos Feuerwehr, Jeanine Nicholson, hatte deshalb bereits im Juni Alarm geschlagen. "Wir müssen dringend die Macken beheben, bevor sie noch weiter ausgerollt werden", erklärte sie damals der "Los Angeles Times".
Das sah auch die Stadt selbst so. In einem Brandbrief hatte sich im Januar der Stadtrat an die kalifornische Verkehrsbehörde gewandt. Die klare Forderung: auf eine allgemeine Freigabe der Dienste zu verzichten. "Wir bevorzugen ein langsames Ausrollen mit schrittweisen Erweiterungen statt einer unbegrenzten Erlaubnis", erklärte der auch von den beiden obersten Verkehrsverantwortlichen der Stadt unterschriebene Brief. Ohne Erfolg: Am Donnerstag hatte die Behörde den Antrag der beiden Unternehmen durchgewunken. Sie dürfen nun unbegrenzt viele Wagen in den Straßen der Stadt einsetzen.