Mit Blaulicht rast der Leiterwagen durch die Stadt – und Verkehrsteilnehmer machen hektisch Platz. Nur ein Auto bleibt störrisch stehen und blockiert die Straße. Obwohl jede Sekunde zählt, muss der Einsatzwagen die enge Straße rückwärts verlassen und einen Umweg fahren. Was im Alltag undenkbar erscheint, ist in San Francisco mit einem Roboter-Taxi bereits passiert. Und es ist laut der Feuerwehr der Stadt leider kein Einzelfall.
"Sie sind einfach nicht soweit", klagt Jeanine Nicholson, die Leiterin von San Franciscos Feuerwehr, gegenüber der "Los Angeles Times". "Ich habe nichts gegen die Technologie und ich sehe, dass es in diese Richtung geht. Aber wir müssen dringend die Macken beheben, bevor sie noch weiter ausgerollt werden."
Autonome Fahrzeuge sind Alltag – aber nicht bereit dafür
Anders als in anderen Städten sind fahrerlose Autos in San Francisco bereits Alltag. Taxen der Anbieter Waymo und Cruise dürfen in bestimmten Teilen der Stadt auch ohne Fahrer ihrer Arbeit nachgehen. Noch gibt es Beschränkungen: Die Roboter-Taxen dürfen nur nachts und unter guten Wetterbedingungen auf die Straße. Die Anbieter kämpfen allerdings darum, diese Beschränkungen aufzuheben und auch die ganze Stadt bedienen zu können. Sehr zum Ärger der Rettungskräfte.
Die haben regelmäßig Probleme mit den fahrerlosen Taxen. Die Autos halten sich nach Ansicht der Kritiker zwar an die Verkehrsregeln und vermeiden recht zuverlässig Kollisionen, den Umgang mit Rettungswagen im Einsatz haben sie aber nicht gelernt.
So kommt es immer wieder zu kleineren und größeren Schwierigkeiten. 39 Zwischenfälle haben die Rettungskräfte zusammengetragen. Die Taxen blockierten etwa trotz Blaulicht die Straße, durchfuhren einfach Absperrbänder, verhedderten sich in durch einen Sturm abgerissene Stromkabel, parkten so nah an einem Leiterwagen, dass der nicht bedient werden konnte, oder fuhren in einem Fall sogar in einen Brand – um dann mit einem Rad auf einem Schlauch stehenzubleiben.
Bisher keine Personenschäden, aber eine "Frage der Zeit"
Noch sei durch die Vorfälle niemand zu Schaden gekommen, betont Nicholson. Aber das sei ihrer Ansicht nur eine Frage der Zeit. "Ein Brand kann sich innerhalb einer Minute in seinem Ausmaß verdoppeln. Es geht hier um Leben und Tod – und ich übertreibe nicht, wenn ich das sage."
Die beiden Taxi-Unternehmen betonten gegenüber der Zeitung, dass die Sicherheit der Fahrzeuge Priorität habe. Wenn es zu solchen Vorfällen kommt, können die Betreiber die Wagen oft aus der Ferne steuern oder Mitarbeiter entsenden. Beide Firmen hätten den Rettungskräften außerdem angeboten, Kurse zur Entsperrung der Taxen zu geben, berichtet Nicholson. Das ist für sie aber keine Option. "Wir haben 160.000 Notrufe im Jahr. Wir können nicht immer mit einzelnen Autos herumhantieren."

Dass die Taxen auch im regulären Verkehr Probleme verursachen können, ist bekannt. Immer wieder kommt es zu Ausfällen. So blockierten stehenbleibende Wagen in der Vergangenheit bereits Straßen und ganze Kreuzungen (hier erfahren Sie mehr).
Es ist auch nicht das erste Mal, dass Rettungskräfte sich mit Problemen durch selbstfahrende Autos herumschlagen müssen. Die US-Verkehrsbehörde NHTSA meldete eine ganze Serie von Fällen, in denen Tesla-Wagen im Selbstfahrmodus parkende Rettungswagen mit Blaulicht nicht nur ignorierten, sondern sogar ungebremst in sie hineinkrachten (hier erfahren Sie mehr).